Junta-Gegner boykottieren Neujahrsfest Thingyan

Demonstranten halten Töpfe mit Blumen, um das Thingyan-Wasserfest zu feiern, während sie während eines Anti-Militärputsch-Protestes in Mandalay marschieren. Foto: epa/Stringer
Demonstranten halten Töpfe mit Blumen, um das Thingyan-Wasserfest zu feiern, während sie während eines Anti-Militärputsch-Protestes in Mandalay marschieren. Foto: epa/Stringer

YANGON: Wegen der anhaltenden Gewalt des Militärs in Myanmar gegen friedliche Demonstranten verzichten die meisten Bürger in diesem Jahr demonstrativ auf das wichtigste Volksfest. Das birmanische Neujahrsfest Thingyan sollte am Dienstag starten und bis Freitag dauern. Bis zum Putsch in dem südostasiatischen Land Anfang Februar war das bunte Wasserfestival, bei dem sich die Menschen traditionell mit Gefäßen und allerlei Geräten nass spritzen, auch bei Touristen aus aller Welt beliebt.

In der vergangenen Woche hatten vor allem junge Gegner der Junta die Bevölkerung aufgefordert, das Fest zu boykottieren, um so den Ärger über den Umsturz zu demonstrieren und Respekt für die zahlreichen Todesopfer zu zeigen. Unter dem Hashtag #RevolutionaryThingyan stellten viele Menschen stattdessen traditionelle Gefäße, mit denen das neue Jahr begrüßt wird, öffentlich auf - beschriftet mit Slogans gegen das Militär und dem Dreifingergruß, dem Symbol des Widerstands.

«Ich liebe das Thingyan-Fest sehr, und im vergangenen Jahr konnten wir es schon wegen der Corona-Krise nicht richtig feiern», sagte der Demonstrant Min Saw aus der größten Stadt Yangon der Deutschen Presse-Agentur. «Aber dieses Jahr ist der Putsch noch schlimmer als Corona. Sie haben viele Zivilisten und selbst Kinder getötet, deshalb sollten wir nicht fröhlich feiern», so der 24-Jährige.

Das Land hatte nach einer jahrzehntelangen Diktatur erst vor etwa zehn Jahren zaghafte demokratische Reformen eingeleitet und sich für den Tourismus geöffnet. Seit dem Putsch vom 1. Februar finden im früheren Birma immer wieder Massenkundgebungen statt. Die Demonstranten fordern die Wiedereinsetzung der zivilen Regierung von Aung San Suu Kyi, die sich im Hausarrest befindet. Die Armee reagiert mit brutaler Gewalt auf jeden Widerstand.

Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP wurden bereits mindestens 710 Menschen getötet, darunter 50 Kinder. Tausende Junta-Gegner sitzen in Haft.

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