Indien-Pakistan-Konflikt spitzt sich zu

Flugverkehr gestört

Foto: epa/Farooq Khan
Foto: epa/Farooq Khan

NEU DELHI/ISLAMABAD (dpa) - Seit einem Anschlag in Kaschmir vor zwei Wochen gehen die beiden Atommächte Indien und Pakistan immer mehr auf Konfrontationskurs. Nun hat Pakistan einen indischen Kampfpiloten gefangen genommen. Auch Passagierflüge nach Europa sind vom Konflikt betroffen.

Der eskalierende Konflikt zwischen den Atommächten Indien und Pakistan hat zu Störungen im Flugverkehr zwischen der Region und dem Rest der Welt geführt. Weil der Luftraum über Pakistan gesperrt war, stornierte die thailändische Airline Thai Airways alle Flüge von Bangkok nach Europa am späten Mittwochabend und frühen Donnerstagmorgen. Die staatliche indische Fluggesellschaft Air India teilte mit, alle Flüge nach Indien aus Europa und den USA würden über Dubai und Schardschah in den Vereinigten Arabischen Emiraten umgeleitet. Dies werde zu Verspätungen führen. Am Mittwoch waren zwischenzeitlich mehrere Flughäfen in Nordindien geschlossen worden.

Nachdem Indiens Luftwaffe in der Nacht zum Dienstag zum ersten Mal seit 1971 einen Angriff auf pakistanischem Gebiet geflogen hatte, schoss Pakistan nach eigenen Angaben am Mittwoch zwei indische Kampfflugzeuge ab. Ein indischer Pilot sei festgesetzt worden. Pakistans Armeesprecher Asif Ghafoor veröffentlichte auf Twitter ein Foto des offenbar im Gesicht verletzten Oberstleutnants.

Indiens Außenministerium bestellte nach eigenen Angaben den pakistanischen Botschafter ein und beschwerte sich über diese «vulgäre Darstellung» des Gefangenen, die gegen internationales Recht und die Genfer Konvention verstoße. Indien erwarte seine sofortige, sichere Rückkehr. Aus Pakistan kam darauf zunächst keine Antwort.

Nach indischer Darstellung hatte der Angriff der pakistanischen Luftwaffe militärischen Einrichtungen auf indischem Gebiet gegolten. Indien habe ihn abgewehrt und einen Jet aus Pakistan abgeschossen. Dabei habe Indien einen Abfangjäger verloren.

Indiens Luftangriff am Dienstag hatte nach indischen Angaben ein Ausbildungslager der islamistischen Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed getroffen. Diese hatte den Selbstmordanschlag am 14. Februar im indischen Teil Kaschmirs für sich reklamiert, bei dem 40 indische Sicherheitskräfte getötet worden waren.

In einer Fernsehansprache bot der pakistanische Premierminister Imran Khan Indien am Mittwoch Gespräche an. Indiens Regierung um die hindu-nationalistische Partei BJP von Premierminister Narendra Modi steht allerdings unter Druck, Stärke zu zeigen, weil in wenigen Monaten eine Parlamentswahl ansteht. In den vergangenen Tagen - auch in der Nacht zu Donnerstag - gab es Berichte über Schusswechsel und Truppenbewegungen entlang der De-facto-Grenze in Kaschmir.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) rief beide Seiten zur Besonnenheit auf. «Wir hoffen, dass das nicht zu einer Eskalation führt», sagte er während seines Mali-Besuchs in Gao. Maas rief zudem Pakistan auf, konsequent gegen terroristische Organisationen vorzugehen. Zahlreiche weitere Länder äußerten sich ähnlich.

Seit der Unabhängigkeit des früheren Britisch-Indien und seiner Spaltung in Indien und Pakistan im Jahr 1947 beanspruchen die beiden Länder das Himalaya-Tal Kaschmir für sich. Sie kontrollieren jeweils einen Teil und haben bereits zwei Kriege um das Gebiet geführt. Im indischen Teil - dessen Bevölkerung im Gegensatz zum Rest des mehrheitlich hinduistischen Landes überwiegend muslimisch ist - gibt es seit Ende der 1980er Jahre immer wieder Gewalt zwischen Separatisten und Sicherheitskräften. Indien wirft dem pakistanischen Militärgeheimdienst ISI vor, islamistische Terroristen im indischen Teil Kaschmirs zu unterstützen. Pakistan bestreitet dies.

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