Hunter Biden im Waffen-Prozess schuldig gesprochen

Der wegen dreier Waffenvergehen für schuldig befundene Hunter Biden bei seinem Prozess in Wilmington. Foto: epa/Jim Lo Scalzo
Der wegen dreier Waffenvergehen für schuldig befundene Hunter Biden bei seinem Prozess in Wilmington. Foto: epa/Jim Lo Scalzo

WASHINGTON/WILMINGTON: Erst wird Ex-Präsident Trump in einem Strafverfahren verurteilt, nun auch der Sohn des amtierenden Staatsoberhaupts Biden. Dies bietet politische Munition in einem ohnehin aufgeheizten US-Wahljahr.

US-Präsidentensohn Hunter Biden ist in einem historischen Strafprozess wegen illegalen Waffenbesitzes für schuldig befunden worden. Eine Geschworenenjury gab das Urteil am Dienstag im Gericht der Stadt Wilmington im US-Bundesstaat Delaware bekannt. Mitten im ohnehin politisch aufgeheizten Wahljahr dürfte der Schuldspruch für Präsident Joe Biden zur weiteren Belastung werden und neue Angriffsfläche bieten. Medien zufolge ist Hunter Biden das erste Kind eines amtierenden US-Präsidenten, das in einem Strafverfahren auf Bundesebene schuldig gesprochen wurde.

Die Anklage hatte Hunter Biden vorgeworfen, bei einem Waffenkauf im Oktober 2018 falsche Angaben gemacht und seine damalige Drogenabhängigkeit verschwiegen zu haben. Der 54-Jährige wies die Vorwürfe zurück, die zwölf Geschworenen sprachen ihn dennoch schuldig. Ihm drohen bis zu 25 Jahre Haft. Es gilt allerdings als unwahrscheinlich, dass der Präsidentensohn zu einer solch hohen Haftstrafe verurteilt wird, da er nicht vorbestraft ist. Das Strafmaß wird erst zu einem späteren Zeitpunkt verkündet. Hunter Biden ließ mitteilen, dass er «enttäuscht» von der Entscheidung sei.

Bürde für US-Präsident Biden

Das Urteil setzt US-Präsident Biden, der nach der Präsidentenwahl im November wieder ins Weiße Haus einziehen will, politisch weiter unter Druck. Für die Republikaner ist der Schuldspruch politische Munition. Etliche Republikaner werfen den Bidens - ohne Beweise vorzulegen - allerdings noch zahlreiche andere kriminelle Vergehen vor. US-Präsident Bidens republikanischer Vorgänger Donald Trump, der ebenfalls bei der Präsidentenwahl ins Rennen geht, erklärte, der Prozess gegen Bidens Sohn habe nur von den wahren Verbrechen der Biden-Familie abgelenkt. «Die Herrschaft des korrupten Joe Biden über das kriminelle Imperium der Biden-Familie» werde bei der Präsidentenwahl zu Ende gehen, ließ sein Wahlkampfteam mitteilen.

US-Präsident Biden teilte nach der Urteilsverkündung mit: «Ich bin der Präsident, aber ich bin auch ein Vater.» Er sei stolz auf den Mann, der Hunter heute sei. Der Demokrat kündigte an, das Ergebnis akzeptieren zu wollen. Sein Sohn ziehe aber in Betracht, in Berufung zu gehen. Biden hatte bereits zuvor angekündigt, seinen Sohn im Falle eines Schuldspruchs nicht zu begnadigen. Damit will sich Biden auch im starken Widerspruch zu seinem Konkurrenten Trump präsentieren.

Trump selbst wurde vor knapp zwei Wochen von einer Jury im Bundesstaat New York wegen illegaler Wahlkampf-Finanzierung schuldig gesprochen. Die Verkündung des Strafmaßes steht noch aus, im schlimmsten Fall droht Trump ebenfalls eine Haftstrafe. Während die Demokraten versuchen, Trump als verurteilten Straftäter zu diskreditieren, macht der Republikaner die Justiz verächtlich und spricht immer wieder von einer politischen Hexenjagd. Trump hat bereits durchblicken lassen, Urteile gegen ihn bei einem Wahlsieg zurückdrehen zu wollen. In New York könnte er das nicht, da es sich nicht um einen Fall auf Bundesebene handelt. Es laufen aber noch weitere Strafverfahren gegen ihn.

Intime Details im Scheinwerferlicht

Hunter Biden macht seit Jahren Schlagzeilen. Es geht neben Alkoholsucht und Drogenabhängigkeit auch um windige Geschäfte oder rechtliche Streitigkeiten mit einer Ex-Stripperin über den Unterhalt für ein uneheliches Kind. In Kalifornien ist er angeklagt, weil er Bundessteuern für mehrere Jahre nicht ordnungsgemäß gezahlt haben soll. Der Prozess soll im September beginnen. Eine weitere mögliche Verurteilung so kurz vor der Präsidentenwahl könnte für Joe Biden eine weitere Schlappe sein.

Hunter Biden fiel nach der Urteilsverkündung der Presse im Gerichtssaal zufolge Familienmitgliedern in die Arme. Anschließend verließ er das Gebäude - Hand in Hand mit seiner Partnerin und seiner Stiefmutter, First Lady Jill Biden. Während des Waffenprozesses in Wilmington, wo die Bidens ein Haus besitzen, wurde einiges an schmutziger Wäsche gewaschen. Hunter Bidens Tochter Naomi sagte unter Tränen aus, auch seine ehemaligen Partnerinnen wurden befragt. Die Aussagen warfen ein Schlaglicht auf die Drogensucht des Präsidentensohnes, die er in seiner Autobiografie selbst öffentlich gemacht hatte. Er bestreitet jedoch, während des Waffenkaufs drogenabhängig gewesen zu sein.

Zwar kam US-Präsident Biden selbst nicht in den Gerichtssaal. Dafür zeigten aber diverse andere Familienangehörige Solidarität - etwa First Lady Jill Biden. Sie verpasste die Urteilsverkündung Medien zufolge um wenige Minuten.

Hunter ist sein Sohn aus erster Ehe. Als junger Mann verlor der heutige Präsident 1972 seine damalige Frau Neilia und die gemeinsame Tochter Naomi bei einem Autounfall. Seine Söhne Beau und Hunter überlebten. Joe Bidens zweite Frau Jill übernahm die Mutterrolle für beide. 2015 starb Bidens Sohn Beau im Alter von 46 Jahren an den Folgen eines Hirntumors. Joe und Jill Biden haben noch eine gemeinsame Tochter namens Ashley.

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