BANGKOK: Gesundheitsminister Anutin Charnvirakul hat die Cannabis-Legalisierung in Thailand verteidigt, nachdem ein Thailänder an Herzversagen starb, der nach Aussage der Behörden eine „Überdosis Cannabis“ konsumiert hatte.
Bangkoks neuer Gouverneur Chadchart Sittipunt betonte, der Tod des Mannes dürfe nicht politisiert werden. Gouverneur Chadchart sagte am Dienstag gegenüber der Presse, dass das Rathaus über die Auswirkungen der Legalisierung von Cannabis besorgt sei. Er informierte, dass vier Patienten, die nach der Einnahme von Cannabis Nebenwirkungen entwickelten, unter der Aufsicht des medizinischen Dienstes des Rathauses in Krankenhäuser eingeliefert wurden, und dass einer von ihnen für tot erklärt worden sei.
„Ein 51-jähriger Mann wurde im Charoenkrung Pracharak Hospital für tot erklärt. Er starb an Herzversagen. Er hatte eine Überdosis Cannabis zu sich genommen“, sagte Gouverneur Chadchart.
Eine Quelle im Rathaus bestätigte hingegen, die offizielle Todesursache des 51-Jährigen sei Herzversagen und nicht eine Überdosis gewesen. Angehörige des Mannes wiesen darauf hin, er habe in der Vergangenheit Cannabis konsumiert.
Nach Angaben der US-amerikanischen Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention ist eine Überdosierung von Cannabis nicht möglich, wie beispielsweise bei Opiaten, und es wurden weltweit keine Todesfälle gemeldet, die ausschließlich auf den Cannabiskonsum zurückzuführen sind.
Gesundheitsminister Anutin bekräftigte, dass die Entkriminalisierung in erster Linie medizinischen Zwecken diene, warnte aber gleichzeitig vor einem ungesunden Cannabiskonsum.
„Der Bericht [Anm. d. Red.: über den Tod des Mannes] könnte einen Hintergedanken haben... Hier geht es nicht um Politik. Als der Gesetzentwurf zu Cannabis ins Parlament eingebracht wurde, wurde er sowohl von Abgeordneten der Regierungskoalition als auch der Opposition unterstützt“, betonte Minister Anutin.
Die Durchsetzung der Entkriminalisierung des Cannabiskonsums war eines der wichtigsten Wahlkampfziele der Bhumjaithai-Partei für die Wahlen 2019.
Senator Somchai Sawangkarn warnte am Dienstag, dass das Cannabis- und Hanfgesetz ein weiteres Jahr auf das nächste Parlament hätte warten müssen, wenn es nicht während der laufenden Parlamentssitzung verabschiedet worden wäre. Das würde ein Vakuum für die Beschränkung des Freizeitkonsums von Cannabis hinterlassen, die zum Schutz der Jugend notwendig ist, fügte er hinzu.
Er sagte, das Kabinett solle eine Exekutivverordnung erlassen, um gegen jeden unkontrollierten und unverantwortlichen Cannabiskonsum vorzugehen, bis das Gesetz verabschiedet sei. Gesundheitsminister Anutin sagte hingegen, der Erlass sei nicht notwendig, da das Ministerium für öffentliche Gesundheit eine Ankündigung zum Cannabiskonsum bis zur Verabschiedung des Gesetzes herausgegeben habe. Er fügte hinzu, dass ein Verbot des Rauchens von Cannabis in der Öffentlichkeit ebenfalls in Kürze in der „Royal Gazette“ bekanntgegeben werden wird.
„Probleme entstehen durch den Missbrauch von Cannabis. Dies ist nicht das Ziel der Legalisierung der Nutzung der Pflanze. Wir wollen die medizinische Verwendung fördern und das Einkommen der Erzeuger steigern. Aber es wird versucht, die Angelegenheit zu politisieren und die Politik von Bhumjaithai zu diskreditieren“, sagte der Parteivorsitzende.
Die Streichung von Hanf und Cannabis von der staatlichen Liste der Betäubungsmittel der Kategorie 5 wurde am vergangenen Donnerstag durch die Veröffentlichung einer Bekanntmachung des Gesundheitsministeriums in der „Royal Gazette“ wirksam. Damit sind Herstellung, Einfuhr, Ausfuhr, Vertrieb, Konsum und Besitz von Cannabis und Hanf legalisiert.
Cannabisölextrakte mit einem THC-Gehalt von mehr als 0,2 % gelten jedoch nach wie vor als Stoffe der Kategorie 5 und unterliegen den Gesetzen zur Kontrolle und Bekämpfung von Betäubungsmitteln. Die Cannabis-Blüten hingegen – in Thailand „Ganja“ genannt – sind keine Extrakte.