Gaza-Konflikt: Aktuelles Geschehen am Samstag

Palästinenser warten darauf, Wasserflaschen an einem Wasserhahn in einer Straße im Flüchtlingslager Tulkarem im Westjordanland aufzufüllen. Foto: EPA-EFE/Alaa Badarneh
Palästinenser warten darauf, Wasserflaschen an einem Wasserhahn in einer Straße im Flüchtlingslager Tulkarem im Westjordanland aufzufüllen. Foto: EPA-EFE/Alaa Badarneh

Eingeschlossenes Kind stirbt bei Hitze im Auto

ASCHDOD: In der israelischen Hafenstadt Aschdod ist ein dreijähriger Junge gestorben, der bei Hitze in einem geparkten Auto eingeschlossen war.

Das Kind hatte mehrere Stunden in dem Fahrzeug verbracht und wurde von Rettungskräften noch lebend geborgen, wie die Webseite «haaretz.com» berichtete. Es war demnach nicht mehr bei Bewusstsein und befand sich in einem kritischen Zustand, als es die Rettungskräfte ins Krankenhaus brachten. Offenbar erlag der kleine Junge einem Hitzeschock, hieß es in dem Bericht. Der Aufenthalt seiner Erziehungsberechtigten blieb zunächst unklar. Gefunden wurde der Junge in einem Auto, das nicht seinen Eltern gehörte.


Explosionen im Raum Damaskus - Panik bei Anwohnern

DAMASKUS: Rund eine Woche nach dem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf ein iranisches Botschaftsgebäude in Damaskus haben sich dort mehrere Explosionen ereignet und bei Anwohnern Panik ausgelöst. Die Luftabwehr der syrischen Regierungstruppen wurde am Samstag wegen vermeintlicher Flugobjekte im Raum der Hauptstadt aktiviert, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Zudem waren demnach Explosionen zu hören, als übrig gebliebene Bomben aus dem Bürgerkrieg im Raum Damaskus kontrolliert gezündet wurden. Anwohner hätten einen israelischen Angriff vermutet und seien in Panik geraten, berichtete die Beobachtungsstelle.

Israel greift immer wieder Ziele im benachbarten Syrien an. Es will verhindern, dass der Erzfeind Iran mithilfe von Milizen seinen militärischen Einfluss dort ausbaut. Israel hat der Beobachtungsstelle zufolge dieses Jahr mehr als 30 Mal in Syrien angegriffen, darunter 15 Mal im Raum Damaskus, und hat seine Angriffe nach Beginn des Gaza-Kriegs vergangenen Oktober verstärkt. Israel kommentiert die Angriffe in der Regel nicht.

Am Montag waren unter anderem zwei iranische Brigadegeneräle bei einem Raketenangriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus getötet worden. Irans Staatsspitze machte kurz darauf Israel für die Attacke verantwortlich und drohte mit Vergeltung. Seitdem gibt es Befürchtungen eines iranischen Gegenschlags auf Ziele Israels oder dessen Verbündeten USA.


Hilfstransport erreicht Gazas Norden - aber nicht über Übergang Erez

GAZA: Ein aus drei Lastwagen bestehender Hilfskonvoi hat am Samstag den besonders von Lebensmittelmangel betroffenen Norden des Gazastreifens erreicht. Die Fahrzeuge hatten Treibstoff und medizinischen Bedarf geladen, berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa, der den Konvoi vor Ort beobachtete. Die Lastwagen waren aber nicht über den nahe gelegenen israelischen Grenzübergang Erez gekommen, sondern über den südlichen Übergang Rafah an der Grenze zu Ägypten, wie palästinensische Sicherheitskräfte bestätigten.

Israel steht wegen der unzureichend ermöglichten humanitären Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen international stark in der Kritik. Vor allem im Norden des abgeriegelten Küstengebiets sei die Lage katastrophal, warnen Hilfsorganisationen. Es drohe eine Hungersnot. Am Freitag hatte Israel angekündigt, den Hafen Aschdod und den Grenzübergang Erez für Hilfstransporte öffnen zu wollen, um die Versorgungslage im Norden Gazas zu verbessern. Bislang wurde die Ankündigung nicht umgesetzt.


Israels Oppositionsführer Lapid fliegt zu Gesprächen nach Washington

TEL AVIV/WASHINGTON: Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid wird am Sonntag zu Gesprächen nach Washington fliegen. Unter anderem werde er mit Außenministern Antony Blinken, dem nationalen Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, und mehreren einflussreichen Senatoren zusammentreffen, teilte der Politiker am Samstag auf seinem Telegram-Kanal mit. Lapid steht an der Spitze der Mitte-Rechts-Partei Jesch Atid (Zukunftspartei).

Nähere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Das Verhältnis der US-Administration unter Präsident Joe Biden zum israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hat sich in letzter Zeit deutlich abgekühlt. Spannungen bestehen vor allem wegen der Art der Kriegsführung Israels im Gazastreifen mit vielen zivilen Opfern und massiven Schäden und wegen der aus US-Sicht von Israel unzureichend ermöglichten humanitären Hilfe.

Washington sucht deshalb die Nähe zu politischen Rivalen und Gegnern Netanjahus. Vor einem Monat hatten Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin den Minister im israelischen Kriegskabinett, Benny Gantz, empfangen. Das Kriegskabinett war wenige Tage nach Ausbruch des Gaza-Kriegs am 7. Oktober geschaffen worden, Gantz gehört ihm als Oppositionspolitiker an. Lapid hatte damals die Einladung ins Kriegskabinett ausgeschlagen.


Chef von UN-Nothilfebüro ruft zu Kriegsende in Gaza auf

Sechs Monate nach den Terrortaten der Hamas kritisiert der wichtigste UN-Vertreter für humanitäre Hilfe: Es wird zu wenig unternommen, um den verheerenden Konflikt in der Region zu beenden.

NEW YORK: Sechs Monate nach den Terrortaten der Hamas in Israel am 7. Oktober hat der Leiter des UN-Nothilfebüros (OCHA), Martin Griffiths, mit dringenden Worten zu einem Ende des Krieges in Gaza aufgerufen. «Täglich fordert dieser Krieg mehr zivile Opfer. Jede Sekunde, die er fortgeführt wird, pflanzt die Saat für eine durch diesen Konflikt verdüsterte Zukunft», teilte Griffiths am Samstag in New York mit. «Wie ich und andere bereits mehrfach gesagt haben, ist ein Ende dieses Krieges so lange überfällig.» Der nun seit einem halben Jahr laufende Konflikt erlebe einen schrecklichen Meilenstein.

«Für die Menschen in Gaza haben die vergangenen sechs Monate Tod, Vernichtung und jetzt die unmittelbare Aussicht auf eine beschämende menschengemachte Hungersnot gebracht», erklärte der OCHA-Chef. «Für die Betroffenen des anhaltenden Horrors der Angriffe vom 7. Oktober waren es sechs Monate von Trauer und Qual.» Selten habe es eine solche weltweite Empörung über die Folgen eines Konflikts gegeben, auf die dann so wenig Taten folgten, ihn zu beenden. Stattdessen gebe es viel Straffreiheit, beklagte der 72-jährige Brite, der den wichtigsten UN-Posten für humanitäre Hilfe bekleidet.


Israels Armee: Weitere Geisel im Gazastreifen tot

GAZA/TEL AVIV: Eine weitere in den Gazastreifen verschleppte Geisel ist nach Angaben der israelischen Armee tot. Der am 7. Oktober aus Israel entführte Mann sei in Gefangenschaft des Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) gewesen und dort getötet worden, teilte das Militär am Samstag mit. Seine Leiche sei in der Nacht in der Stadt Chan Junis geborgen, nach Israel zurückgebracht und dort identifiziert worden. Die Familie wurde demnach über seinen Tod informiert. Wie genau der Mann getötet wurde, teilte das Militär nicht mit.

Terroristen des PIJ verschleppten den Mann Armeeangaben zufolge aus dem Kibbuz Nir Oz. Sein Vater wurde demnach ermordet und seine Mutter ebenfalls entführt. Sie kam im Rahmen eines Abkommens zwischen der Hamas und Israels Regierung Ende November vergangenen Jahres frei. Israelische Medien berichteten unter Berufung auf die Angehörigen, dass der 47-Jährige in Nir Oz begraben werde. Die Terrororganisation PIJ hatte in den vergangenen Monaten zwei Videos der Geisel veröffentlicht.

Terroristen der Hamas, des PIJ und anderer extremistischer Gruppen verschleppten bei ihrem Massaker in Israel mehr als 250 Menschen in den Gazastreifen. In dem Kibbuz Nir Oz wurde ein Viertel der Einwohner getötet oder in den Gazastreifen verschleppt. Der israelische Grenzort wurde schwer verwüstet.

Im Rahmen eines Abkommens hatte die Hamas während einer einwöchigen Feuerpause Ende November vergangenen Jahres 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen. Israelischen Schätzungen zufolge sind noch knapp 100 der verbliebenen Geiseln am Leben.


Identität des Chefs einer Cybereinheit in Israel enthüllt

LONDON/TEL AVIV: Ein britischer Medienbericht hat die Identität des Chefs einer mächtigen israelischen Überwachungsbehörde offengelegt. Hintergrund sei ein «peinlicher Sicherheitsfehler», schrieb die Zeitung «The Guardian» (Freitag). Jossi Sariel soll demnach seine Identität versehentlich online preisgegeben haben. Ein mutmaßlich von ihm veröffentlichtes Buch enthalte eine anonyme E-Mail-Adresse. Diese führe zu einem privaten Google-Konto, das auf seinen Namen laufen soll. Die angegebene E-Mail-Adresse nutze der Offizier nicht privat, auch nicht in der Vergangenheit, teilte die Armee auf Anfrage mit.

Nach Angaben des «Guardian» bestätigten mehrere Quellen, dass Sariel der Autor des besagten, unter Pseudonym veröffentlichten Buches sei. In dem Pseudonym kommen die Initialen des Leiters der Elite-Cybereinheit vor.

Die Offenlegung der persönlichen Daten des Offiziers sei ein Fehler, teilte die Armee weiter mit. «Die Angelegenheit wird überprüft, um zu verhindern, dass ähnliche Fälle in Zukunft erneut vorkommen.»

Sariel nimmt dem «Guardian» zufolge eine «der sensibelsten Rollen im Militär ein». Der Sicherheitsfehler werde wahrscheinlich weiteren Druck auf ihn ausüben, mutmaßte das Blatt. Seine für ihre Geheimdienstfähigkeiten geschätzte Abteilung stehe bereits in der Kritik, da sie das Massaker der Hamas am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel nicht vorhergesehen habe.


Antisemitismusbeauftragter warnt vor Waffenembargo gegen Israel

BERLIN: Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat vor einem Waffenembargo gegen Israel gewarnt, das von der Linkspartei, dem Bündnis Sahra Wagenknecht und Palästinenser-Aktivisten verlangt wird. «Ich möchte sehr dafür plädieren, dass weiter Waffen geliefert werden an Israel - unabhängig vom Fortgang der Operation im Gazastreifen», sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Mit Blick auf den Anlass des Kriegs, den Terrorüberfall der Hamas und anderer islamistischer Gruppen auf Israel mit mehr als 1200 Toten und 230 Entführten, fügte er hinzu: «Man muss das Opfer, dass sich wehrt, unterstützen. Und dieses Opfer ist Israel.» Daher solle Deutschland - wie auch im Fall der Ukraine - militärische und andere Unterstützung leisten.

Die militärische Zusammenarbeit sei auch keine Einbahnstraße, fügte Klein hinzu. «Wir können in Deutschland ja auch von einem israelischen Raketenabwehrsystem profitieren und tun dies jetzt schon von israelischen Drohnen.» Deutschland hat in Israel das sehr weit in die Höhe reichende Raketenabwehrsystem Arrow 3 gekauft, das 2025 geliefert werden soll.

Die Bundesregierung hat im vergangenen Jahr Rüstungsexporte im Wert von 326,5 Millionen Euro an Israel genehmigt - den größten Teil davon nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023. Darunter waren 3000 tragbare Panzerabwehrwaffen sowie 500.000 Schuss Munition für Maschinengewehre, Maschinenpistolen oder andere voll- oder halbautomatische Schusswaffen.

Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen forderte angesichts Zehntausender Toter infolge des Gaza-Kriegs am Freitag ein Ende von Waffenlieferungen an Israel. Dies sei notwendig, «um weitere Verletzungen von internationalem humanitärem Recht und Menschenrechtsverletzungen zu verhindern», hieß es in einer Resolution. Deutschland stimmte gegen den Text.


Wieder mehrere Festnahmen nach Gebet auf Tempelberg in Jerusalem

JERUSALEM: Israels Polizei hat eigenen Angaben zufolge 16 Menschen nach einem Gebet auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) in Jerusalem festgenommen. Sie hätten auf der Anlage Parolen skandiert, die zum Terror aufriefen oder Terror unterstützen, teilte die Polizei am Samstag mit. Sie sprach von zwei verschiedenen Vorfällen in der Nacht. Mehrere Verdächtige seien an den Toren zum Tempelberg festgenommen worden, andere in der Jerusalemer Altstadt.

Bei den Betroffenen handelt es sich den Angaben nach um Einwohner aus dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems, Menschen aus Nordisrael und einem Palästinenser aus dem Westjordanland. Berichten zufolge setzte Israels Polizei mithilfe einer Drohne auch Tränengas auf der Anlage ein.

Der Tempelberg in Jerusalem mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Die Anlage ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen.

Wegen des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker in Israel gab es Befürchtungen, während des muslimischen Fastenmonats Ramadan könne es zu weiterer Gewalt kommen. In den vergangenen Wochen verliefen die Gebete bei der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg aber weitgehend friedlich.


Getöteter General im Geburtsort beigesetzt

TEHERAN: Der bei einem Raketenangriff in Damaskus getötete iranische Brigadegeneral Mohammad Resa Sahedi ist am Samstag in seinem Geburtsort Isfahan im Zentraliran beigesetzt worden. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna nahmen Tausende Menschen an der staatlich-organisierten Beisetzung des hochrangigen Mitglieds der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) teil.

Der 63 Jahre alte Sahedi, sein Stellvertreter und fünf weitere IRGC-Offiziere waren am Montag bei einem Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus getötet worden. Irans Staatsspitze machte kurz darauf Erzfeind Israel für die Attacke verantwortlich und drohte mit Vergeltungsmaßnahmen. Auch die Teilnehmer an Sahedis Beisetzung riefen antiisraelische Slogans und verlangten, sich umgehend an Israel zu rächen.

Die nach der islamischen Revolution 1979 gegründeten Revolutionsgarden sind in erster Linie dafür zuständig, die islamische Staatsideologie zu schützen. In den letzten Jahren sind sie nicht nur militärisch hochgerüstet worden, sondern haben landesweit auch ihren politischen und wirtschaftlichen Einfluss ausgebaut. Überdies unterstützen sie nicht staatliche, islamistische oder militante Gruppen in der Region - offiziell nur als militärische Berater, aber die Rede ist auch von finanzieller und logistischer Unterstützung.

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