G20-Gipfel besucht Gedenkstätte für Mahatma Gandhi

Der G20-Gipfel 2023 in Neu-Delhi. Foto: epa/India Press Information Bureau
Der G20-Gipfel 2023 in Neu-Delhi. Foto: epa/India Press Information Bureau

NEU DELHI: Beim G20-Gipfel in Neu Delhi haben die Staats- und Regierungschefs des indischen Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi gedacht. Sie besuchten am Sonntag zum Auftakt ihres zweiten und letzten Gipfeltags die Gedenkstätte Raj Ghat in der indischen Hauptstadt. Das Denkmal ist der Ort, wo Gandhi kurz nach seiner Ermordung im Jahre 1948 eingeäschert wurde.

Beim Empfang am Denkmal hängte Indiens Premierminister Narendra Modi seinen Gästen Schals um den Hals - ein typisches Begrüßungsritual in Indien. Anschließend wurden bei einer Zeremonie Kränze niedergelegt: Kanzler Olaf Scholz, US-Präsident Joe Biden und die anderen Spitzenpolitiker hielten kurz inne.

Auch Russlands Außenminister Sergej Lawrow, der Kremlchef Wladimir Putin bei dem G20-Treffen vertrat, war beim Besuch der Gedenkstätte dabei. Das war ein Unterschied zum Gipfel auf Bali im Vorjahr, der ebenfalls im Schatten des russischen Angriffskriegs in der Ukraine stand und wo Lawrow noch am Abend des ersten Gipfeltags vorzeitig abgereist war. Der Besuch der Gandhi-Gedenkstätte war diesmal der einzige Termin außerhalb des Gipfel-Konferenzzentrums, bei dem die G20 sich gemeinsam vor Kameras zeigten. Auf das früher übliche Familienfoto wurde wie schon 2022 verzichtet.

Gandhi hatte den gewaltfreien Widerstand gegen die britische Kolonialherrschaft angeführt, der 1947 in die Unabhängigkeit Indiens führte. Gandhi wird in Indien als Vater der Nation verehrt und auch im Ausland geschätzt.

Im Januar 1948 wurde er in Neu Delhi vom radikalen Hindunationalisten Nathuram Godse ermordet. Hintergrund war, dass dieser Gandhis Vision ablehnte, dass die hinduistische Mehrheit und die muslimische Minderheit friedlich zusammenleben sollen. Godse wollte stattdessen ein Land, wo Hindus das Sagen haben. Auch heute noch feiern einige Godse als Patrioten. Hindunationalisten stellen derzeit die Regierung in dem multireligiösen, aber mehrheitlich hinduistischen Land.

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Bernd Wendland 11.09.23 18:20
Wie die Staats- und Regierungschefs da auf dem grünen Teppich angelatscht kommen, um dem guten alten Gandhi zu gedenken, der alle Gewalt ablehnte, ist das ein eindrucksvolles Bild von Selbstbeweihräucherung. Jetzt, wo unser Kanzler auf dem von vorn gesehen linken Auge blind ist (auf welchem sonst?), ist zu hoffen, dass er sich nicht an noch weniger aus seiner Vergangenheit als Erster Bürgermeister erinnern kann als zuvor. .