Baerbock muss Reise nach Australien unterbrechen

Flugzeugpanne 

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. Foto: epa/Clemens Bilan
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. Foto: epa/Clemens Bilan

ABU DHABI: Erst im Mai war die Außenministerin wegen eines Raddefekts an einem Regierungsairbus in Katar gestrandet. Nun muss Baerbock ihre Reise nach Australien unterbrechen. Doch von ihren Reiseplänen will sie sich nicht abbringen lassen.

Außenministerin Annalena Baerbock ist erneut von der Panne eines Regierungsflugzeuges ausgebremst worden. Wegen eines technischen Defekts an den Klappen, die bei Start und Landung an den Tragflächen ausgefahren werden, konnte die Grünen-Politikerin ihren Flug zu einem einwöchigen Besuch in Australien, Neuseeland und Fidschi am Montag zunächst nicht fortsetzen. Am Nachmittag Ortszeit wurde aus der Delegation unterstrichen, dass Baerbock trotz der Panne an ihren Besuchsplänen festhält.

«Wir werden die Reise nach Australien voraussichtlich am späteren Abend fortsetzen können», hieß es in Abu Dhabi aus Delegationskreisen. Geprüft werde derzeit, ob die Reise mit dem Flugzeug der Flugbereitschaft fortgesetzt werden könne oder ob die Möglichkeit eines Linienflugs bestehe. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums sagte unterdessen in Berlin, das Ende der Nutzung der fraglichen Maschine vom Typ A340-300 sei für Ende September vorgesehen.

Defekt trat wenige Minuten nach dem Start ein

Nach einer Routine-Zwischenlandung zum Auftanken in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten startete der Airbus A340-300 der Flugbereitschaft der Bundeswehr am frühen Montagmorgen zwar wie geplant. Doch schon drei Minuten nach dem Abheben um 3.33 Ortszeit (1.33 MESZ) registrierte der Flugkapitän einen Defekt beim Einfahren der Klappen. Nachdem die Crew in einem zweistündigen Flugmanöver über dem Wüstenemirat und dem Meer rund 80 Tonnen Kerosin aus der vollgetankten Maschine abgelassen hatte, landeten Baerbock und ihre Delegation um 5.33 Uhr Ortszeit sicher wieder in Abu Dhabi.

Der Flugkapitän hatte über den Bordlautsprecher über das Problem informiert. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts erklärte später an Bord: «Wegen eines mechanischen Problems müssen wir aus Sicherheitsgründen nach Abu Dhabi zurückkehren.»

Klappenmechanismus defekt

Dass die Klappen nicht wie nötig vollständig und synchron eingefahren werden konnten, verhinderte, dass das Flugzeug die normale Reiseflughöhe und -geschwindigkeit erreichen konnte. Zudem erhöhte sich der Kerosinverbrauch. Das Flugzeug war für den knapp 14-stündigen Flug voll getankt und mit einem maximalen Startgewicht von 271 Tonnen in Abu Dhabi gestartet. Für die Landung musste es auf ein Gewicht von unter 190 Tonnen kommen.

Techniker prüfen weiteres Vorgehen mit Pannenflieger

Auf dem Flughafen von Abu Dhabi prüften mitgereiste Techniker, ob der Defekt mit Bordmitteln zu beheben ist, Ersatzteile beschafft werden müssen oder ob eine Ersatzmaschine von Köln/Bonn, dem Standort der Flugbereitschaft, zum Golf-Emirat geflogen werden muss.

Flugkapitän: Normale Landung - Verfahren im Simulator geübt

Nach der Landung begleitete die Flughafenfeuerwehr den Airbus. Der Flugkapitän sprach von einer normalen Landung, die für eine solche Situation im Simulator regelmäßig geübt werde. Er habe die Begleitung durch die Feuerwehr nicht beantragt. Der Kapitän sagte auch, er sei seit 35 Jahren Pilot und seit 30 Jahren bei der Flugbereitschaft. Ein solcher Fehler sei in der ganzen Zeit noch nicht aufgetreten. Demnach war eine der beiden hinteren Landeklappen defekt.

Die Luftwaffe schrieb zu dem Vorfall auf der früher als Twitter bekannten Online-Plattform X: «Sicherheit geht vor! Unser A340 musste diese Nacht nach dem Start in Abu Dhabi aus Sicherheitsgründen wieder dorthin zurückkehren.» Man arbeite mit Hochdruck daran, die Weiterreise zu ermöglichen.

Bundesregierung: Flugzeugflotte in ausgezeichnetem Zustand

Der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner sagte in Berlin auf eine Frage nach der Einsatzbereitschaft der Flugbereitschaft, man sei «sehr zufrieden». Er ergänzte: «Die Flugbereitschaft der Bundeswehr macht einen hervorragenden Job», die Flugzeuge würden auch «hervorragend gewartet».

Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums sagte, Techniker seien vor Ort und überprüften alles. Der Vorfall sei am Boden aber nur schwer reproduzierbar. Man tue alles, um die Ursache zu finden, sie zu beheben und eine sichere Weiterreise Baerbocks zu gewährleisten. Die Flugbereitschaft sei nicht häufiger von Pannen betroffen als vergleichbare Airlines, die Flotte sei nur kleiner. «Wir sind auf dem technischen Niveau einer renommierten Airline, ganz normal. Die Flugzeuge werden bei einer renommierten Airline gewartet.»

Muss Baerbock Reiseplanung ändern?

Baerbock selbst wollte sich zunächst nicht öffentlich zu dem Vorfall äußern. Ursprünglich wollte die Ministerin am Montagabend gegen 22.30 Uhr Ortszeit (14.25 MESZ) in der australischen Hauptstadt Canberra landen. Am Dienstagvormittag Ortszeit sollte das offizielle Programm mit der Rückgabe von Kulturgütern aus der Kolonialzeit an das indigene Volk der Kaurna in Australien beginnen. Die Objekte des Grassi Museums in Leipzig - ein Holzschwert, ein Speer, ein Fischnetz und eine Keule - haben sakralen, kulturellen und identitätsstiftenden Wert für das Kaurna-Volk. Aus der Delegation wurde betont, es handele sich nicht um Raubgut, sondern um Objekte, die damals von den Kaurna deutschen Missionaren übergeben worden seien.

Unklar blieb zunächst auch, welche Änderungen es an dem bis Samstag geplanten Reiseprogramm geben würde. Baerbock wollte nach Australien auch Neuseeland und Fidschi besuchen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Außenministerin auf ihren Reisen aufgehalten wird. Mitte Mai war sie wegen eines Reifenschadens am Regierungsairbus in Doha im Wüsten-Emirat Katar gestrandet und musste ihre Reise in die Golfregion unfreiwillig um einen Tag verlängern.

Schon mehrfach Pannen mit dem aktuellen Baerbock-Airbus

Auch mit jenem Airbus A340-300, mit dem Baerbock nun nach Australien unterwegs war, hat es schon mehrfach Pannen gegeben. Im November 2018 musste die damalige Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem Flugzeug, das zu der Zeit noch unter dem Namen «Konrad Adenauer» unterwegs war, gemeinsam mit dem damaligen Finanzminister und heutigen Kanzler Olaf Scholz (SPD) an Bord auf dem Weg zum G20-Gipfel in Buenos Aires in Argentinien umkehren.

Unter anderem war damals das Funksystem der Maschine, die bis heute mit dem taktischen Kennzeichen 16+01 fliegt, ausgefallen. Weil auch das Ablassen von Kerosin nicht funktionierte, musste die Maschine damals mit mehreren Tonnen Übergewicht über dem zulässigen Landegewicht in Köln/Bonn landen. Drei der am Montag mit Baerbock mitreisenden Journalisten waren schon damals dabei.

Im Oktober 2018 knabberten zudem Nagetiere bei einem Stopp in Indonesien wichtige Kabel der «Konrad Adenauer» an. Scholz kehrte damals als Finanzminister per Linienflug von der Tagung des Internationalen Währungsfonds zurück. Im Dezember 2016 strandete die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) auf dem Weg nach Mali. Wegen eines Computerproblems bei ihrem A340 in der nigerianischen Hauptstadt Abuja musste sie dort übernachten.

Baerbocks jüngster Flug nach Australien war ursprünglich mit der Schwestermaschine der früheren «Konrad Adenauer» geplant, einer nahezu baugleichen A340-300. Diese war jedoch ebenfalls kaputt.

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Jürgen Franke 14.08.23 21:58
Es ist zu hoffen, dass diese Maschine bald
durch eine neue ersetzt wird. So viel Geld wird doch noch vorhanden sein.
Rudolf Lippert 14.08.23 21:20
Kaputt
das bringt es auf den Punkt. Alles kaputt.
Manfred May 14.08.23 17:00
Baerbock Reise nach Australien unterbrochen
Wie der Herr sos Gescherr
Marco Egloff 14.08.23 15:34
Grüne Klimaretterin
Plapperlena auf Weltreise. CO2 egal!! Welche dümmliche Person. DE wird immer lachhafter !!
Veang Kanwang 14.08.23 15:30
Baerbock
Während der Wartezeit in Abu Dhabi kann sie doch den Herscher Mohammedi bin Zayed ihre feministische Politik näher bringen .