Jella Haase ist Dornröschen in neuem Film

eynep (Gizem Emre, l) und Chantal (Jella Haase) in einer Szene des Films «Chantal im Märchenland». Foto: Gordon Timpen/Constantin Film/dpa
eynep (Gizem Emre, l) und Chantal (Jella Haase) in einer Szene des Films «Chantal im Märchenland». Foto: Gordon Timpen/Constantin Film/dpa

BERLIN/MÜNCHEN: Proletin Chantal wird im «Fack ju Göhte»-Ableger «Chantal im Märchenland» ungewollt zu einer Prinzessin - mit gewohntem Asi-Flair. Für Darstellerin Jella Haase ist Chantal in manchem ein Vorbild.

Fans der «Fack ju Göhte»-Filme haben allen Grund, sich zu freuen: Die bekanntesten Bildungsverweigerer und Möchtegern-Influencer Deutschlands kehren noch einmal auf die Leinwände zurück - wenn auch in anderem Gewand. Im neuen Film «Chantal im Märchenland» versinkt die namensgebende Kult-Göre (gespielt von Jella Haase, 31) gemeinsam mit ihrer besten Freundin Zeynep (Gizem Emre, 28) in einem magischen Spiegel und wird vor die Herausforderung gestellt, in einer frauenfeindlichen Märchenwelt für Gerechtigkeit zu sorgen.

Um stumpfsinnigen Klamauk handelt es sich also, wie auch schon in den Vorgängerfilmen, nicht - auch wenn es so aussehen mag. Dieses Mal wird Kritik an tradierten Erzählungen geübt, mit denen vor allem Kinder konfrontiert werden. Chantal - die im Märchenland eine beschränkte Vorstellung von Geschlechterrollen am eigenen Leib erfährt - stellt fest: «Diese Opfermärchen vernebeln einem das Hirn!» «Chantal im Märchenland» stammt - wie auch schon die «Fack ju Göhte»-Reihe - aus der Feder von Regisseur und Drehbuchschreiber Bora Dagtekin und kommt am 28. März in die Kinos. Premiere feierte der Film am Montag in München.

Haase: Altes funktioniert heute so nicht mehr

«Warum gucken wir uns den Märchenkanon genau so an? Weil er eben Dinge transportiert, die für uns in der heutigen Zeit nicht mehr relevant sind oder so nicht mehr funktionieren, die wir neu erzählen wollen», sagte die Berlinerin Jella Haase im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Es geht um vermeintlich hilflose Prinzessinnen, harte Kerle und böse Hexen - all das wird auf den Kopf gestellt. «Wir weisen auf wichtige Themen hin, aber nicht mit dem Zeigefinger, sondern mit dem Stinkefinger», so Haase.

In der Komödie, die eine klare moralische Haltung vertritt, steckt viel Liebe zum Detail. Es werden alle gleichzeitig emanzipiert - Frauen, Männer, Hexen - sogar ein Drachen wird von seiner Furcht einflößenden Funktion befreit. Auch, weil viele bekannte Märchen nebeneinander passieren, wirkt der fast zweistündige Film an manchen Stellen etwas übereifrig und überladen.

Eifrige Möchtegern-Influencerin im Reifrock

Chantal und ihre beste Freundin Zeynep knüpfen im neuen Film aber nicht genau da an, wo sie bei «Fack ju Göhte 3» aufgehört haben. Hier ist Chantal keine Journalistin und Zeynep keine Umweltretterin. Sie hängen an ihrer alten Schule herum und versuchen Content für die sozialen Medien zu machen - woraufhin sie einen abwertenden Kommentar von Zeki Müller (Elyas M'Barek) kassieren. Der 41-jährige Schauspieler hat einen kurzen Gastauftritt.

In der Märchenwelt tummeln sich Figuren wie die Prinzessin auf der Erbse, Aschenputtel und Aladin. Chantal wird ausgerechnet als Dornröschen wiedergeboren - kann sich mit ihrem Schicksal aber so gar nicht abfinden: «Wer will schon wachgefickt werden?», fragt sie erzürnt. Zeynep hat nicht ganz so viel Glück. Sie muss sich ziemlich schnell damit arrangieren, eine Hexe werden zu müssen, oder wie «Chanti» sie nennt: «Habibi Blocksberg». Beim Zur-Hexe-Werden hilft ihr die anfangs schaurig wirkende Haupthexe des Films - gespielt von Nora Tschirner (42).

Neben all den alten und neuen Gesichtern des Kosmos von Bora Dagtekin darf auch Max von der Groeben (32) nicht fehlen - nur dieses Mal spielt er ausgerechnet einen Prinzen, statt das Chantal-Pendant in männlich namens Danger. Immer wieder versucht Chantal, Videos für ihre Kanäle zu machen - was absurde Folgen hat.

Haase: Chantal ist in manchem ein Vorbild für mich

Anders als ihre Rolle Chantal sieht Jella Haase soziale Medien auch kritisch. «Da muss man wirklich aufpassen und auf sich achtgeben», sagt die 31-Jährige. Ihr sei es wichtig, sich nicht ständig mit anderen zu vergleichen oder einem Ideal entsprechen zu müssen - auch wenn sie selbst davon nicht befreit sei. «Schmeißt eure Handys weg!», sagt sie mit ironischem Unterton. «Aber es gibt ja auch richtig gute Sachen im Internet, die Spaß machen, die klug sind, die sich für Dinge einsetzen. Da können richtige Bewegungen her gestartet werden. Insofern: Es geht immer um den eigenen Zugang zu den Sachen.»

Trotzdem hat die Rolle der Chantal auch eine Vorbildfunktion für Haase, weil sie so ungefiltert handelt. Auch für Zeynep-Darstellerin Gizem Emre: «Da würde ich mir auch auf jeden Fall eine Scheibe von abschneiden.» Die Rolle erneut in diesem Märchenfilm zu spielen, sei für Haase ein «Befreiungsschlag» gewesen - auch weil Chantal zu einer emanzipatorischen Heldin in Ritterrüstung und High-Heels avanciert.

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