Biden übt Kritik - Xi warnt vor «Konfrontation»

​Erstes Telefonat

LINTAO ZHANG / POOL
LINTAO ZHANG / POOL

PEKING/WASHINGTON: Das Verhältnis zwischen den USA und China ist schlecht wie nie. Im Gespräch mit Xi lässt US-Präsident Biden einen unverändert harten Kurs der USA gegenüber China erkennen. Was heißt das für Europa?

Im ersten Telefonat des neuen US-Präsidenten Joe Biden mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sind die Gegensätze zwischen den beiden Mächten offen aufeinander geprallt. Nach Angaben des Weißen Hauses unterstrich Biden in dem Gespräch seine «grundlegenden Sorgen über Pekings zwangsweise und unfaire wirtschaftliche Praktiken, die Repression in Hongkong, Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang und zunehmend herausfordernde Aktionen in der Region, einschließlich gegenüber Taiwan».

Chinas Präsident hielt dagegen. Er warnte vor einer «Konfrontation», «die definitiv katastrophal für beide Länder und die Welt ist», wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Auch konterte Xi Jinping, Hongkong, Taiwan und Xinjiang seien «innere Angelegenheiten Chinas». Es gehe um seine Souveränität und territoriale Integrität. «Die USA sollten Chinas Kerninteressen respektieren und vorsichtig handeln.»

Das Gespräch dauerte zwei Stunden, wie Biden am Donnerstag vor Journalisten im Weißen Haus sagte.

Die Staatsoberhäupter tauschten sich in dem Telefonat am Donnerstagmorgen Pekinger Zeit nach US-Angaben auch über den Kampf gegen die Covid-19-Pandemie und die «gemeinsamen Herausforderungen» für die Gesundheit in der Welt, den Klimawandel und das Verhindern einer Weiterverbreitung von Waffen aus. Biden setzte sich zudem für einen «freien und offenen Indo-Pazifik» ein. China beansprucht weite Teile des umstrittenen Südchinesischen Meeres, wo sich die USA mit Einsätzen ihrer Marine für die Freiheit der Schifffahrt einsetzen.

Das Verhältnis zwischen den beiden größten Volkswirtschaften ist unter Bidens Vorgänger Donald Trump auf den tiefsten Stand seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 1979 gefallen. Beide Länder liefern sich einen erbitterten Handelskrieg mit Strafzöllen. Die USA versuchen, Chinas Zugang zu Technologie zu beschränken und die US-Wirtschaft stärker zu «entkoppeln». Der chinakritische Kurs findet parteiübergreifende Zustimmung im US-Kongress.

Biden hatte China zuvor schon mehrfach als aggressiven Rivalen beschrieben. «Wenn wir uns nicht bewegen, schnappen sie uns das Mittagessen weg», sagte Biden am Donnerstag. Trump hatte im Wahlkampf ohne jeglichen Beleg behauptet, Biden sei von China gekauft.

«China stellt uns vor wachsende Herausforderungen, denen wir begegnen müssen, um im Indo-Pazifik-Raum und weltweit den Frieden zu bewahren und unsere Interessen zu verteidigen», sagte Biden am Mittwoch in einer Rede im Pentagon. Darum werde das US-Verteidigungsministerium alle Aspekte seiner China-Strategie überprüfen. Es gehe darum, den «Wettbewerb» mit der Volksrepublik zu gewinnen.

So sollen unter anderem Einsatzkonzepte, Technologien und Truppenstärken auf den Prüfstand gestellt werden. Daran würden zivile und militärische Experten beteiligt, um in wenigen Monaten Handlungsempfehlungen für den weiteren Umgang mit China zu haben. Die US-Streitkräfte unterhalten eine Pazifikflotte und haben in Asien eine bedeutende Militärpräsenz, darunter in Japan, Südkorea und dem US-Außengebiet Guam, die von China als Bedrohung empfunden wird.

Chinas Präsident rief Biden in dem Telefonat dazu auf, Konflikt und Konfrontation zu vermeiden. Kooperation sei die einzig richtige Wahl, während Auseinandersetzung beiden Ländern schaden werde. Die USA und China sollten zusammenarbeiten und sich auf halbem Wege treffen. Differenzen seien normal. Doch sei entscheidend, damit angemessen und konstruktiv umzugehen und sich gegenseitig zu respektieren.

Nach den Turbulenzen unter dem schwer berechenbaren US-Präsidenten Trump sprach sich Xi Jinping auch dafür aus, die verschiedenen Dialogkanäle zwischen beiden Ländern «wiederherzustellen», um ein besseres Verständnis zu fördern und Missverständnisse zu vermeiden. Außer diplomatischen Kanälen nannte Chinas Präsident einen Ausbau der Kontakte in der Wirtschaft, im Finanzwesen, in der Strafverfolgung und zwischen beiden Streitkräften.

Die China-Politik der neuen US-Regierung bestimmt auch den Spielraum der Europäer im Umgang mit seinem größten Handelspartner. Anders als Trump setzt Biden auf Allianzen mit Verbündeten in Asien und Europa. Die Kontroversen um die Einigung der Europäer mit China auf ein Investitionsabkommen, das Washington kritisch sieht, zeigten aber, «dass es leichter gesagt als getan ist, beide Seiten in Bidens Worten «auf eine Seite» zu bekommen», befand Matt Ferchen in einer Analyse des China-Institut Merics in Berlin.

«Alle Bemühungen der Biden-Administration, Wettbewerb und Kooperation mit China auszubalancieren, werden eine konfrontative Kante haben und Elemente systemischer Rivalität beinhalten, die weiter gehen wird als das, was Europa wahrscheinlich unterstützen wird», meinte Ferchen.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder
TheO Swisshai 14.02.21 14:31
@Thomas Gittner / Konstruktive Kritik
Sie dürfen gerne konstruktive Kritik anbringen und mich korrigieren. Also,was genau an meinem Kommentar empfinden Sie als Mist ?
TheO Swisshai 14.02.21 01:39
Dracomir Pires / Viele Naive
Bekanntlich sind Sie sehr voreingenommen und parteiisch was China anbelangt, daher zweifle ich wohl nicht zu unrecht, an Ihrer Objektivität und diesbezüglichen Urteilsfähigkeit.

Die Chinesen sind nicht unbedingt meine Freunde, aber sie sind deswegen auch nicht automatisch meine Feinde.

Sie werfen China ohne zu begründen vor, unglaublich aggressiv gegenüber der USA, den Nachbarstaaten und der UNO zu sein.

Bei den Nachbarstaaten kann man das mal so gelten lassen, aber was die USA und die UNO angeht, weiss ich nicht so recht was Sie unter "unglaublich aggressiv" verstehen.

Können Sie mir daher eines oder mehrere konkrete Beispiele oder Vorkommnisse nennen, wo sich China "unglaublich aggressiv " gegenüber der USA resp. UNO verhalten hat?

Was macht China beispielsweise gegenüber der USA, das die USA gegenüber China nicht tut?

Wenn Sie den Leuten schon Naivität vorwerfen, genügt es jedoch nicht, nur aus dem Bauch heraus etwas zu behaupten, in dem Fall braucht es mindesten auch noch ein vernünftiges Argument oder eine Erklärung.

So naiv bin ich jetzt aber auch nicht, dass ich mir von Ihnen eine Antwort erhoffen würde, Argumente schon gar nicht.
Das wär nämlich ganz was Neues.
Ole Bayern 13.02.21 22:37
Herr Sylten ....
..auch bei aller Kritik, die hin und wieder gegenüber den USA gerechtfertigt sein mag, die USA kann man nicht mit China vergleichen. Die Kommunisten in China unterhalten und regieren einen Unterdrückungsstaat gegen Teile der eigenen Bevölkerung, verbieten Meinungsfreiheit und begrenzen somit im besonderen Maße die Entwicklungsmöglichkeiten frei denkender junger Menschen, die jedes Land in der Zukunft gerade so dringend braucht. China stielt geistiges Wissen ohne jegliches Maß und Reue seit Jahrzehnten, kopiert Waren ohne auch nur ansatzweise das UN - Patentrecht zu beachten und besitzt noch die Dreistigkeit, diese Plagiate bei intern. Messen dann auszustellen und anzubieten. China bedroht seine Nachbarstaaten wie z.B. Taiwan, verletzt die Vereinbarungen zu Hongkong und meint das ganze chin. Meer gehört China , nur weil es so heißt. Nein sehr geehrter Herr Sylten, kein Vergleich hält da zu den demokratischen USA in dieser Frage stand. Und wenn die USA nicht Präsenz auch in Asien zeigen würden , hätten die Kommunisten schon lang , bei z.B.Taiwan und S - Korea, versucht diese Länder einzuverleiben, das steht für mich außer Frage. Bei aller wirtschaftlicher Bedeutung Chinas muß man China immer kritisch im Auge behalten, Kommunisten ist nicht zu trauen, nirgendwo auf der Welt. Dies wie immer nur meine Meinung. Wie Sie sehen war , bin und bleibe ich ein konsequenter Antikommunist, da u.a. Demokratie, Freiheit usw. mit Kommunisten und Diktatoren einfach nicht machbar ist. VG Ole
Thomas Sylten 13.02.21 19:37
@Dracomir
China beansprucht seine Interessenszone, richtig, und befremdlich genug. Immerhin beschränkt sie sich auf das unmittelbare Umfeld Chinas, quasi den eigenen "Hinterhof".

Die USA machen aber die ganze Welt zu ihrem Hinterhof, in welchem sie ihre Interessen durchsetzen wollen. Sehen Sie z.B. chinesische Flugzeugträger in der Karibik? Aber amerikanische im Südchinesischen Meer.

Also wenn Sie die chinesische Politik für aggressiv halten (wo ich gar nicht widersprechen will) - wie beschreiben Sie dann die amerikanische?
Dracomir Pires 13.02.21 10:07
China ist unglaublich aggressiv
Nicht nur gegenüber den USA, sondern gegenüber allen Nachbarstaaten und auch gegenüber der UNO. Viele Naive erkennen dies nicht und kaufen bedenkenlos chinesische Produkte.
Thomas Sylten 12.02.21 15:37
@Ingo
Und nicht nur das: Während sich der Westem mit untauglichen Strategien gegenüber Corona zugleich aufreibt und lähmt, zieht China ohne einen Schuss oder sonstiges Brustschlagen stillschweigend an uns vorbei.
Was werden wir uns die Augen reiben wenn wir sie endlich wieder aufkriegen ob der veränderten Realitäten in der Welt..
Ingo Kerp 12.02.21 14:52
Biden muß derzeit an so vielen Fronten kämpfen, die Trump ihm hinterlassen hat, das er sich fast aufreiben muß. Während dessen kann XI ganz ruhig und ohne Widerstandsbewegung an die Umsätzung seiner / chinesischer Pläne und Vorhaben gehen. Das wird CHN wahrscheinlich die Nr. 1 in der Welt werden lassen.
Thomas Sylten 12.02.21 14:22
"Es gehe darum, den Wettbewerb mit der Volksrepublik zu gewinnen" - damit ist alles zu einer neuerlichen Katastrophenpolitik der USA in Verkennung der Realitäten gesagt:
Denn wo es einen Gewinner gibt, gibt es auch einen Verlierer - keine der beiden Mächte wird es aber akzeptieren, als Verlierer vom Platz zu gehen. Also Konfrontation bis zur Entscheidung -
fataler kann man seine Politik nicht projektieren.

Wie kommt es, dass in letzter Zeit immer "die anderen" die vernünftigere Politik formulieren - das aggressivere, auch verbale Säbelrasseln geht zunehmend vom Westen aus, und ist per sé ein Zeichen der Schwäche - während China cool bleibt und damit objektiv Führungsqualitäten zeigt. Aber in die Ecke gedrängt, beißt jede Ratte..