Ermittler nehmen Ex-Mitglieder der Roten Brigaden fest

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi(R) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (L). Foto: epa/Stephanie Lecocq
Italiens Ministerpräsident Mario Draghi(R) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (L). Foto: epa/Stephanie Lecocq

PARIS/ROM: Rom streitet seit langem mit Paris über die Auslieferung von früheren Mitgliedern der Terrororganisation Rote Brigaden. Nun macht Frankreichs Präsident Macron einen großen Schritt.

Französische Ermittler haben sieben Ex-Mitglieder der italienischen Terrororganisation Rote Brigaden festgenommen. Nach drei weiteren Verdächtigen, die nicht an ihrem Wohnort angetroffen wurden, werde noch gefahndet, teilte der Élyséepalast am Mittwoch in Paris mit. Die linksextremistischen Roten Brigaden hatten in Italien in den 1970er und 1980er Jahren zahlreiche Mordanschläge verübt.

Staatschef Emmanuel Macron habe sich entschieden, einen alten Streit mit Rom über die Auslieferung geflüchteter Ex-Mitglieder der Roten Brigaden zu entschärfen, berichteten französische Medien. Macrons Amt bestätigte, es gebe aus Rom Anfragen für 200 Menschen. Der Entscheidung, die Namen der zehn Verdächtigen an die Staatsanwaltschaft weiterzuleiten, sei eine intensive Arbeit zwischen Paris und Rom vorausgegangen. Es gehe dabei um besonders schwere Verbrechen.

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi erklärte, seine Regierung sei sehr zufrieden mit der Pariser Entscheidung über diese juristischen Schritte. Er sprach von «barbarischen Taten» der Linksterroristen, die im italienischen Bewusstsein verankert seien. Auch Außenminister Luigi Di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung begrüßte die Festnahmen. «Man kann sich seiner Verantwortung, dem Schmerz, der erzeugt wurde, nicht entziehen», schrieb er auf Facebook.

Der Élyséepalast machte keine Angaben zu den Umständen der Festnahmen und zu den Festgenommenen. Diese seien von der italienischen Justiz wegen Terrortaten verurteilt worden, es gebe zudem italienische Haftbefehle. «Frankreich, das selbst vom Terrorismus getroffen wurde, versteht den uneingeschränkten Bedarf der Opfer nach Gerechtigkeit.» Es sei nun an der französischen Justiz, in unabhängiger Weise zu entscheiden, wie weiter verfahren werde.

Frankreich hatte sich lange gesperrt, frühere Mitglieder der Roten Brigaden auszuliefern. So verzichtete der damalige Staatschef Nicolas Sarkozy darauf, eine wegen Mordes verurteilte Ex-Terroristin nach Italien auszuliefern.

Die Roten Brigaden entstanden um 1970 in Mailand. Ihr Kampf gegen den italienischen Staat beeinflusste das politische Geschehen und die gesellschaftliche Stimmung des Landes in den 1970er und 1980er Jahren. Zu den spektakulärsten Terrortaten gehörte die Entführung und Ermordung des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Aldo Moro im Jahre 1978.

Im Laufe der Zeit ging der Staat unter anderen mit verschärften Gesetzen gegen den Linksterrorismus immer massiver vor. Es gab zahlreiche Verhaftungen, Prozesse und Urteile. Die jetzt in Frankreich Festgesetzten gehörten zum Teil auch anderen linken Gruppierungen an.

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