Empörung über propalästinensische Demo in Rom am Holocaust-Gedenktag

Protest in Solidarität mit den Palästinensern, in Rom. Foto: epa/Angelo Carconi
Protest in Solidarität mit den Palästinensern, in Rom. Foto: epa/Angelo Carconi

ROM: Am Holocaust-Gedenktag soll in Rom eine propalästinensische Demo stattfinden. In Italien sorgt dies für Empörung. Vertreter jüdischer Gemeinden fordern ein Verbot.

Eine geplante propalästinensische Demonstration am Holocaust-Gedenktag am kommenden Samstag in Rom sorgt in Italien für Furore. «Wir verstehen nicht, wie es möglich war, eine Genehmigung an einem internationalen Jahrestag zu erteilen, noch dazu im Zusammenhang mit dem 7. Oktober, einem antisemitischen Massaker, wie man es seit der Nazi-Zeit nicht mehr gesehen hat», schrieb der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Rom, Victor Fadlun, am Mittwoch auf der Plattform X (vormals Twitter). Er forderte ein Verbot der Kundgebung.

Mehrere palästinensische Studentenorganisationen hatten die Demonstration unter dem Motto «Stoppt den Genozid am palästinensischen Volk» bereits in den vergangenen Tagen in den sozialen Medien angekündigt. Die Anmelder beziehen sich in ihrem Aufruf ausdrücklich auf den Holocaust-Gedenktag und kritisierten das Erinnern an einen «bereits stattgefundenen Völkermord», während man einem «laufenden Völkermord gleichgültig und mitschuldig gegenübersteht». Sie bezeichneten den 27. Januar daher als Grab der Wahrheit und Gerechtigkeit.

Fadlun schrieb weiter, man habe bei ähnlichen Kundgebungen bereits erlebt, dass diese zu Aufrufen zur Tötung von Juden und dem Verbrennen israelischer Flaggen geführt hätten. Die Kundgebung wäre eine Niederlage für alle und würde die Wunde der Schoah wieder aufreißen.

Besonders die Gleichsetzung von damals und heute sorgte für Empörung. Im Demo-Aufruf wird der italienische Holocaust-Überlebende Primo Levi zitiert. Dies kritisierte die Präsidentin der jüdischen Gemeinden in Italien Noemi di Segni: «Überlassen Sie Primo Levi unserem Gedenken, und haben Sie die Würde, Ihre Gedanken zu äußern, ohne das Andenken der Überlebenden zu verletzen», sagte sie Medienberichten zufolge.

Wie die Nachrichtenagentur Adnkronos berichtete, prüft das Innenministerium die für den 27. Januar angemeldeten Kundgebungen. Es würden «eingehende Bewertungen» vorgenommen.

Seit Jahren wird am 27. Januar der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedacht. An dem Tag wurde 1945 das deutsche Konzentrationslager Auschwitz im besetzten Polen von der Roten Armee befreit.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.