PATTAYA: Auch wenn am Wongamat Beach wohl kaum Südseeträume aufkommen, zählt der Strand im hohen Norden von Pattaya zu den beliebtesten Badestellen von Urlaubern und gilt als teuerster Immobilienstandort der Touristenmetropole. Astronomisch in die Höhe schießende Quadratmeterpreise für Objekte in direkter Strandlage haben in Naklua eine sich in den Himmel bohrende Skyline entstehen lassen, die an ein „Klein-Manhattan“ erinnert. Trotz Immobilienboom findet man am Fuße der Himmelsstürmer noch immer viele ruhige Stellen für ein Bad im kühlen Nass.
Noch geht es auffallend ruhig und überschaubar zu am Wongamat Beach im hohen Norden des Stadtgebietes. Das dürfte sich jedoch schon bald ändern. Die touristische Hochsaison steht in den Startlöchern und mit ihr viele kältegeplagte deutschsprachige Überwinterer und sonnensüchtige Urlauber aus anderen Teilen der Welt, die spätestens ab Dezember wieder den weitläufigen Strand zwischen dem The Palm Condominium im Norden und dem Cape Dara Resort im Süden bevölkern werden. DER FARANG heißt sie alle herzlich willkommen und begrüßt alle Neuankömmlinge mit einem Spaziergang an der Strandperle von Naklua.
Zufrieden räkelt sich Elfriede auf ihrer Strandliege. Der Ruhestand unter Palmen hat der deutschen Seniorin nicht nur einen ganzjährig braunen Teint beschert, sondern sich auch auf das Gemüt der 71-Jährigen niedergeschlagen. Zum Positiven. Zumeist ist sie am Bamboo Beach anzutreffen. „Hier kennt man sich, spricht Deutsch und meine Eigentumswohnung befindet sich nur einen Steinwurf entfernt“, lobt sie die Vorzüge ihres Lieblingsstrandes und deutet mit dem Zeigefinger auf ein treppenförmig errichtetes Condominium in Strandnähe. Sie fügt hinzu, dass es für sie gar nicht viel mehr bedarf, um glücklich zu sein. „Zwar ist das hier nicht die Karibik und auch weit entfernt vom Paradies, doch schaut man über die ein oder anderen Missstände hinweg, kann man hier wunderbar seinen Lebensabend genießen“, erzählt sie zwinkernd und nimmt einen kräftigen Schluck aus einer Trinkkokosnuss. Ihr Schönheitselixier, wie sie verrät. Einziger Wehrmutstropfen ist in ihren Augen die marode Infrastruktur am Wongamat Beach. „Die einst gepflasterte Flaniermeile ist schon lange Geschichte und viele Grundstücke am Strand erscheinen regelrecht verwahrlost. Bei den hier aufgerufenen Immobilienpreisen eigentlich unvorstellbar“, seufzt sie. In typisch thailändischer Gelassenheit fügt sie dennoch hinzu: „Mai pen rai, ändern können wir es ja eh nicht!“
Am Strand spaziert eine ältere Thailänderin. „Schaut her, was ich heute gefangen habe“, ruft Khun Beer und zieht die neugierigen Blicke der teutonischen Badegäste auf sich. Stolz präsentiert sie einen Eimer, in dem sich ein beachtlicher Haufen Muscheln befindet. „Damit werde ich mir heute Abend was leckeres kochen“, freut sie sich, ohne konkret zu werden, für welches Gericht die winzig kleinen und in dem Gefäß noch lebhaft hin und her hüpfenden Minimuscheln geeignet sind. An den Blicken der sie umzingelnden Farangs kann man jedoch erkennen, dass westliche und asiatische Geschmäcker durchaus verschieden sind. Sie haben genug gesehen und schleppen sich langsam zurück zu ihren Liegen.
Von Hummer bis Papaya Pok Pok
Während thailändische Strandbesucher ihren Hunger vorwiegend bei fliegenden Händlern stillen, die Som Tum – mit „Stinkefisch“ – wie Elfriede die gleichsam geliebt wie gehasste Geheimzutat „pla ra“ (fermentierter Fisch) scherzend beim Namen benennt, verkaufen, hält der Wongamat Beach natürlich auch kulinarische Genüsse für westliche Gaumen bereit, zumeist in schicken Strandrestaurants beziehungsweise trendigen Beach Clubs. Ein Luxus, der sich natürlich auch im Preis widerspiegelt und die anvisierte Zielgruppe von vornherein festlegt. Der populärste Baywatching-Spot am Wongamat Beach ist nach wie vor das Surf & Turf Pattaya, das erst vor wenigen Monaten mit einem exklusiven Teezimmer (siehe Box Seite 30) erweitert wurde und immer öfter auch als Spielwiese bekannter thailändischer Schauspieler dient, die hier nicht nur dinieren, sondern die angesagte Strand-Location auch für Fotoshootings nutzen und die Blicke aller anderen Gäste auf sich ziehen. Da mag man auch darüber hinwegsehen, dass der Service des (stets freundlichen doch etwas verträumten) Personals mitunter etwas langsam ist.
Baywatch-Spots wie an einer Perlenkette
Das Publikum in der benachbarten und etwas mehr legerer gehaltenen La Olla Beach Bar & Kitchen setzt sich vorwiegend aus Urlaubern aus dem Reich Putins zusammen, die im Long Beach Garden Hotel & Spa residieren, zu dem das schicke Strandlokal gehört. Mit gutgeschüttelten Cocktails, le-ckeren Pizzen und einem ungetrübten Blick auf die Pattaya vorgelagerte Insel Larn kann man hier genauso den Müßiggang des Lebens genießen wie auch im zum Zire Wongamat gehörigen Silver Lining, das erst vor kurzem in The Glass House Silver Wongamat Beach umgetauft wurde. Ein Namenswechsel, der durchaus Sinn macht. So ist das gleichnamige (originale) Glass House in Na-Jomtien stadtweit bekannt für seine hochwertigen (und genauso hochpreisigen) kulinarischen Genüsse.
Seinem Namen alle Ehre macht The Beach Club am einladenden Swimmingpool des Pullman Pattaya Hotel G, wo mit pumpenden und dennoch unaufdringlichen House-Sounds für Ibiza-Stimmung gesorgt wird. Hier geht es herrlich ungezwungen zu, statt Hemd und Jackett bestimmen Badehose und Bikini die Kleiderordnung. Das auf ein junggebliebenes und weltoffenes Publikum ausgerichtete Konzept spiegelt sich auch in verschiedenen Themenabenden wider wie der allseits beliebten Gastropartyreihe „Beats’N’Bites“. Stammgäste hingegen trauern dem allseits beliebten Themenabend „Bodega Fever“ hinterher, bei dem zu den spanischen Klängen des talentierten Gitarristen Santos Sangria und Wein in Strömen flossen. Ein Opfer der konzeptuellen Neuausrichtung.
Strandhändler stehen in den Startlöchern
Trotz aller kulinarischen Höhepunkten fällt beim Rundgang in der ersten Novemberwoche unübersehbar ins Auge, dass die Urlauberzahl noch relativ überschaubar ist. Kein Wunder, dass sowohl die Liegestuhl- und Sonnenschirmvermieter als auch Strandmasseurinnen dem erhofften warmen Geldsegen der touristischen Hochsaison entgegenfiebern, wenn den ausländischen Besuchern das Portemonnaie traditionell locker sitzt. „Besonders junge Frauen aus Russland lassen sich gerne Rastazöpfchen flechten“, weiß Allroundtalent Noi zu berichten, die am Strand sowohl Haare als auch müde Muskeln bei einer traditionellen Thai-Massage in Form bringt. Doch bis es soweit ist, macht sie es sich auf ihrer Bambusmatte bequem und übt sich in Geduld.
Strandtreff fest in „deutscher Hand“Badegäste, die auf kühle Getränke und thailändische Gerichte wie Yam Wun Sen oder Pad Krapao nicht verzichten möchten, schwören auf den Bamboo Beach am nördlichen Ende der Soi 16, dessen Zugang sich direkt hinter dem Siam Penthouse Condominium 3 befindet. Seinen Namen hat der Strand dem gleichnamigen und herrlich rustikalen Bambuslokal zu verdanken, in dem – zur Freude seiner Stammgäste – die Zeit still zu stehen scheint, was in der sich stets neu erfindenden Touristenmetropole heutzutage eine Seltenheit ist. Früher nach seinem deutschsprachigen Thai-Besitzer „Santi“ benannt, ist das rustikale Strandrestaurant auch nach seinem Ableben immer noch fest in „deutscher Hand“. Während hier tagsüber auffallend viele Teutonen an „ihrem“ Strand unter der Sonne der Tropen brutzeln, die zumeist in den umliegenden Condominium-Türmen überwintern, gilt der Bamboo Beach in den frühen Abendstunden als absoluter Sundowner-Geheimtipp. Ungetrübt der Tatsache, dass hier trockene Kehlen ausschließlich mit Flaschenbier anstatt mit Schickimicki-Cocktails befeuchtet werden… Kitschig-schönes TeezimmerDas schicke Surf & Turf (www.facebook.com/Surfandturf.pattaya/) in der Soi 16 zählt zu den erfolgreichsten Gastronomiebetrieben am Wongamat-Strand. In kuscheligen Beach-Betten kann man hier direkt am Strand mit erfrischenden Cocktails, Mocktails und Smoothies den ungetrübten Panoramablick auf das Meer genießen oder sich im klimatisierten Restaurant an den kulinarischen Genüssen der feilgebotenen Fusion Cuisine laben. Für Naschkatzen wurde erst vor wenigen Monaten im oberen Stockwerk ein wahres Schlaraffenland geschaffen. Schneeweiß und an ein Schneewittchenschloss erinnernd, trifft der neugeschaffene Teeraum ohne Zweifel den Nerv der selfieverliebten asiatischen Kundschaft, während ihn Westler mitunter als übertrieben kitschig empfinden. Doch so verschieden die Geschmäcker – die große Auswahl an sündhaft leckeren Torten, Desserts und hausgemachter Eiscreme (darunter Sorten wie „Nutella“, „Kit Nap“ oder „Dolce Caramello“) macht das architektonische Fauxpas wett und lässt sowohl asiatischen als auch westlichen Leckermäulern gleichermaßen das Wasser im Mund zusammenlaufen. |