Gewaltiges Nachbeben in Nepal

Gerade erst war ein bisschen Alltag in Nepals vom Erdbeben zerstörte Hauptstadt Kathmandu zurückgekehrt. Hilfslieferungen erreichten endlich die entlegenen Gebiete. Da wackelt der Boden erneut heftig. Foto: epa/Hemanta Shrestha
Gerade erst war ein bisschen Alltag in Nepals vom Erdbeben zerstörte Hauptstadt Kathmandu zurückgekehrt. Hilfslieferungen erreichten endlich die entlegenen Gebiete. Da wackelt der Boden erneut heftig. Foto: epa/Hemanta Shrestha

KATHMANDU: Der Himalaya kommt nicht zur Ruhe: Zweieinhalb Wochen nach dem Erdbeben mit Tausenden Toten hat ein gewaltiges Nachbeben Nepal erschüttert und Panik ausgelöst. Weitere Häuser seien bei dem Beben der Stärke 7,2 am Dienstag eingestürzt, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Kathmandu. «Es ist noch zu früh, um etwas über Todesopfer sagen zu können. Aber wir erwarten mehr Verwüstung», ergänzte er. Bei dem ersten Beben am 25. April wurde die Stärke 7,8 gemessen.

Überall in Kathmandu rannten die Menschen auf die Straßen. Der Polizist Man Bahadur Pun sagte, mehr als 20 Verletzte seien in das Kathmandu Hospital gebracht worden. Paul Dillon, Sprecher der zwischenstaatlichen Organisation für Migration (IOM), sprach sogar von Leichen, die aus einem in sich zusammengefallenen Gebäude gebracht würden. Einen Ort nannte er in seiner E-Mail nicht.

Im Abstand von wenigen Minuten folgten am Dienstag weitere, schwächere Beben. Eines sei stärker als 6 gewesen und drei stärker als 5, sagte Laxmi Dhakal vom Innenministerium Nepals. «Wir sind alle aus unseren Büros gerannt. Manche Menschen haben geweint. Das Nachbargebäude hat frische Risse», sagte Ely Shrestha in Kathmandu.

Das Epizentrum des großen Nachbebens lag nach Angaben des Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam nur wenige Dutzend Kilometer östlich von Kathmandu, nahe der Grenze zu China. Vor zweieinhalb Wochen war das stärkste Zittern westlich von Kathmandu zu spüren gewesen. Nepal liegt auf der Stelle, wo sich die Indische in die Eurasische Platte schiebt. Deswegen kommt es immer wieder zu schweren Erdbeben.

Nach Angaben der Behörden waren allein in Nepal mindestens 8.100 Menschen durch einstürzende Häuser, Lawinen und Erdrutsche nach dem Beben am 25. April ums Leben gekommen. Mindestens 100 Menschen starben im benachbarten China und Indien. Auch das gewaltige Nachbeben war bis nach Kolkata und in die indische Hauptstadt Neu Delhi zu spüren. Dort wurde die U-Bahn vorübergehend angehalten.

Die Telefonverbindungen in Kathmandu funktionierten zunächst nicht, weil sie völlig überlastet waren. Der Verkehr kam zum Erliegen. Die Menschen begannen erneut damit, Zelte auf öffentlichen Plätzen und in ihren Gärten aufzubauen - dabei hatten sie diese oft erst vor wenigen Tagen abgebaut und waren in ihre Häuser zurückgekehrt. «Es sieht so aus, als solle Nepal diesmal komplett zerstört werden», sagte ein Bewohner.

Bei dem Beben am 25. April waren fast eine halbe Million Häuser in Nepal zerstört oder schwer beschädigt worden. Millionen Nepalesen leben derzeit in Zelten, vor allem in den Bergen, wo die einfachen Lehm- und Steinhäuser den Erschütterungen nicht standhielten. Nach UN-Angaben ist etwa ein Viertel der Bevölkerung des armen südasiatischen Landes betroffen. In den am stärksten betroffenen Gegenden seien 95 Prozent der Häuser zerstört.

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