Dunkle Wolken über Kifferparadies

Thailands neue Regierung will den Freizeitkonsum von Cannabis verbieten

Zwei ausländische Urlauberinnen rauchen vor einem Cannabis-Shop in der Khaosan Road in Bangkok. Foto: epa-efe/Narong Sangnak
Zwei ausländische Urlauberinnen rauchen vor einem Cannabis-Shop in der Khaosan Road in Bangkok. Foto: epa-efe/Narong Sangnak

BANGKOK: Die thailändische Regierung plant, den Freizeitkonsum von Cannabis bis Ende des Jahres zu verbieten, wie Gesundheitsminis­ter Cholnan Srikaew bekanntgab. Dies könnte das Aus für Tausende von Cannabisgeschäften und -Farmen in Thailand bedeuten, die seit der Entkriminalisierung vor zwei Jahren im ganzen Land florierten.

Das Königreich strebt an, ein neues Cannabisgesetz, das den Freizeitkonsum ausdrücklich untersagt, bis Ende Oktober dieses Jahres durch das Unterhaus zu bringen, bevor das Parlament in die Pause geht, so Dr. Cholnan in einem Interview mit der internationalen Nachrichtensendergruppe „Bloomberg“ in Bangkok. Der Gesetzentwurf soll nach einer Kabinettsüberprüfung nächs­ten Monat vorgelegt werden.

Cannabis bleibt ein Politikum

Der liberale Umgang mit Cannabis wurde im Vorfeld der Parlamentswahl im letzten Jahr, ein Jahr nach der Entkriminalisierung in Thailand, zu einem wichtigen politischen Thema. Ein Versuch, die Marihuanabranche zu regulieren, scheiterte, was nach Ansicht vieler Politiker zu einem Anstieg der Drogensucht führte.

Seit der Legalisierung im Juni 2022 schießen im ganzen Land „Coffee Shops“ wie Pilze aus dem Boden. Foto: epa-efe/Narong Sangnak
Seit der Legalisierung im Juni 2022 schießen im ganzen Land „Coffee Shops“ wie Pilze aus dem Boden. Foto: epa-efe/Narong Sangnak

„Die Gesetzeslücke hat zu einem freien Gebrauch von Cannabis geführt, und es gibt nicht genügend Vorschriften, um Missbrauch zu verhindern“, sagte Dr. Cholnan. Der vorgeschlagene Gesetzentwurf soll den Freizeitkonsum von Cannabis streng kontrollieren und damit auch das Aus für viele Unternehmen bedeuten.

Bedrohung für die gesamte Branche

Der drohende Schritt stellt eine existenzielle Bedrohung für Cannabis-Anbauer, -Shops und -Unternehmen dar, die sich in ganz Thailand entwi­ckelt haben, um die steigende Nachfrage nach Marihuana zu bedienen. Betreiber von Cannabis-Shops betonen ihre Rolle bei der Erholung des Tourismussektors, einem Schlüsselfaktor für das Wirtschaftswachstum.

Laut Dr. Cholnan könnten Personen, die nach dem neuen Gesetz Cannabis zu Freizeitzwecken rauchen oder konsumieren, mit Geldstrafen von bis zu 60.000 Baht belegt werden. Verkäufer von Freizeit-Cannabis riskieren bis zu einem Jahr Gefängnis oder 100.000 Baht Geldstrafe oder beides.

Tausende von Cannabisläden im ganzen Land müssen sich schnell an die neuen Regeln anpassen oder hohe Strafen riskieren, so Dr. Cholnan. Der Gesetzentwurf sieht auch strengere Lizenzierungsvorschriften für den Anbau, Verkauf, Export und Import von Cannabis vor.

Dr. Cholnan: „Wie ein Paukenschlag!“

„Das wird wie ein Paukenschlag wirken“, so Dr. Cholnan. Die vorgeschlagenen Strafen könnten jedoch die aufstrebende Branche wieder in den Untergrund drängen, warnt Rattapon Sanrak, Gründer der Cannabis-Lobbygruppe „Highland Network“.

Unter dem derzeitigen System könnte die Cannabisindustrie bis 2025 einen Wert von 1,2 Milliarden US-Dollar erreichen. Das Verbot könnte jedoch verheerende wirtschaftliche Auswirkungen haben, besonders für kleine Unternehmen und Farmen.

Tausende Cannabis-Shops im ganzen Land fühlen sich von dem Plan der Regierung vor den Kopf gestoßen. Foto: epa-efe/Narong Sangnak
Tausende Cannabis-Shops im ganzen Land fühlen sich von dem Plan der Regierung vor den Kopf gestoßen. Foto: epa-efe/Narong Sangnak

Dr. Cholnan spielte Bedenken herunter und betonte, dass die Position von Cannabis als Wirtschaftspflanze nicht beeinträchtigt werde. Die Anbauer müssen sich lediglich an strengere Vorschriften halten, um die medizinische Verwendung zu fördern. Etwa 15.000 Unternehmen, die mit Cannabis zu tun haben, sind offiziell bei der Regierung registriert.

„Es ist richtig, dass wir versuchen, die Wirtschaft anzukurbeln. Aber wir unterstützen keine Aktivitäten, die für die öffentliche Gesundheit gefährlich sein könnten“, sagte er. Den Gesetzentwurf bezeichnete Dr. Cholnan als einen Kompromiss im Vergleich zu einem möglichen vollständigen Verbot: „Wir können es so machen, oder wir können Cannabis wieder zu einem Betäubungsmittel machen, und jeder wird strafrechtlich verfolgt werden.“

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Oliver Manz 03.03.24 22:40
Droge Nr 1 Alkohol
Alkohol Richtet in der Thailändischen Gesellschaft massiv Schaden an.
Der Rest ist nur Politisch motiviert.
Jörg LOHKAMP 03.03.24 19:50
@ Herr Schettler ...
in Deutschland ist es ( oder war ) es bisher so, wer die gesetzlichen Vorgaben, auch für BTM wozu AUCH Cannabis - ebenso wie Alkohol - gehört, mit mindestens 500 EURO Strafe rechnen muß, vollkommen unabhängig ob es zu einem Unfall kommt oder nicht. Lediglich bei einem Unfall, zumal mit Personenschaden, sind die Strafen ggf. um ein vielfaches höher, dann berechnet sich das auch - nach dem Verdienst - Profifußballer - zahlen dann schon einmal Hunderttausende oder noch mehr. Dazu kommen bei Personenschaden dann noch - Zivilklagen - der geschädigten Personen. Aus EIGENEM Interesse kann ich daher nur jedem raten - Fahren + Kiffen zeitlich strengstens voneinander zu trennen.

Cannabis ist - längere Zeit - MEHRE TAGE - nachweisbar. Somit zahlt man dann auch - jedes mal erneut - die Mindeststrafe von 500 EURO, sobald man " erwischt " wird.

Da ich selber weder rauche oder Cannabis konsumiere kann es mir eigentlich ja egal sein, hätte ich 2023 nicht diesen fürchterlichen Unfall erlebt. Ich habe auch nichts gegen Cannabis - zur Schmerzlinderung - und wer sich an die gesetzlichen Vorgaben hält. Nur viele springen halt dann auf " den Zug auf " um damit Einnahmen zu erzielen -ohne die gesetzlichen Vorgaben- einzuhalten. In der Hinsicht bedarf es also einer Reform der thail.Gesetzgebung. Nichts anderes als eine " Klarstellung " ist angebracht.

Gut wären z.B. staatliche Verkaufsstellen - offizielle Cannabisshops - statt unkontrollierter Shops mit zweifelhafter Qualität.
Norbert Schettler 03.03.24 16:50
Jörg Lohkamp
Sprechen Sie aus Erfahrung oder woher wissen Sie das mit dem "Gleichsetzen"?
@michael vw, hier ist es vollkommen unüberlegt erlaubt wurden, in D, da gebe ich Dir Recht, ist es das genaue Gegenteil.
michael von wob 03.03.24 16:30
Das Canabisgesetz in Deutschland
ist viel schlimmer als in Thailand. 184 Seiten die kein Mensch versteht.
Dracomir Pires 03.03.24 16:00
Zuerst erlauben und dann verbieten?
In der Schweiz hat man dafür einen Fachausdruck: Bananenrepublik.
Ingo Kerp 03.03.24 13:50
Ist schon mal jemand, der vor 2 Jahren nach der Freigabe von C ins Geschäft eingestiegen ist und viel Geld investiert hat auf die Idee gekommen, die Behoerde wegen Hüh und Hott Regelung auf Schadensersatz zu verklagen? Ein guter Anwalt koennte sicherlich dabei weiterhelfen.
Jörg LOHKAMP 03.03.24 13:20
@ Ronaldo
Fragen keine - aber ANTWORTEN !!!

Habe selber 2023 einen (in 8 von 10 Fällen tödlichen) Unfall überlebt, die Frau war - mutmaßlich " bekifft " was ja sich auch mit volltrunken im Straßenverkehr gleichsetzen läßt.

Daher bitte Cannabis nur, wenn - Finger weg - vom Steuern von Fahrzeugen, kurz nach dem Konsum sind die " Wahrnehmungsgrenzen " doch ansonsten STARK herabgesetzt. Also zur Beruhigung - kurz vor dem Schlafengehen - dagegen sollte eigentlich nichts einzuwenden sein.

Alles andere - gehört gesetzlich - geregelt, ist dann auch keine Privatsache mehr + kann strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Dessen sollte man sich dann aber auch - immer - bewußt sein.
Ronaldo 03.03.24 12:20
Prostitution ist in THA verboten, genauso wie der
Freizeitkonsum von Cannabis Ende des Jahres.
Noch irgendwelche Fragen dazu?