Druckabfall und Panik im Ferienjet

Flugschreiber sichergestellt

Foto: epa/Str
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HAHN (dpa) - Nach einem Druckabfall in der Kabine landet ein Ryanair-Ferienflieger in Frankfurt-Hahn zwischen. Mehr als 30 Menschen kommen ins Krankenhaus. Die Ursache ist unklar - die Hoffnung liegt auf den Flugschreibern.

Ein plötzlicher Druckabfall in der Kabine und eine Zwischenlandung hat die Passagiere eines Ryanair-Ferienfliegers in Angst und Schrecken versetzt. Die Maschine aus Dublin auf dem Weg nach Kroatien musste in der Nacht zum Samstag außerplanmäßig am Hunsrückflughafen Hahn landen. Mehr als 30 der 189 Passagiere kamen ins Krankenhaus. Die Ursache für den Zwischenfall ist noch unklar. Am Sonntag schlossen Experten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung die Untersuchung des Flugzeuges ab.

Die beiden Flugschreiber seien sichergestellt worden, sagte ein Sprecher der Behörde in Braunschweig am Sonntag. Von ihnen erhoffen sich die Experten Erkenntnisse zur Ursache des plötzlichen Druckabfalls des Fliegers. Bis Ergebnisse vorliegen könne es aber noch dauern.

Alle Passagiere hätten im Laufe des Samstages die Klinik wieder verlassen können, sagte ein Sprecher der Bundespolizei am Sonntag. «Die Fluggäste klagten über Kopf- und Ohrenschmerzen und litten an Übelkeit.» Die Fluggesellschaft erklärte, die Crew habe Sauerstoffmasken bereitgestellt und einen kontrollierten Sinkflug eingeleitet.

Das Flugzeug war auf dem Weg zum Küstenort Zadar, als der Kapitän um die Erlaubnis zur Landung bat. Eine Reisende des Ryanair-Fluges FR-7312 berichtete auf «Spiegel Online» von einem komischen Geräusch an Board: «Fast im selben Moment bekam ich starke Ohrenschmerzen. Die Maschine verlor sehr schnell an Höhe. Es stank nach Gas. In meinem Mund war ein beißender, metallischer Geschmack.» Sauerstoffmasken seien herabgefallen und eine Durchsage habe einen Notfall-Sinkflug angekündigt, berichtete ein Passagier der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» via Facebook. Zunächst habe es einige Panik an Bord gegeben, doch am Ende habe jeder Ruhe bewahrt.

Nach der Landung habe es noch eine Dreiviertelstunde gedauert, bis sich die Türen öffneten, sagte die Reisende. «Manche Passagiere weinten, andere waren geschockt, wieder andere wurden zornig. Manche bluteten aus Ohren, Mund oder Nase.»

Die Maschine landete gegen 23.30 Uhr am Flughafen Hahn. Sanitäter und Notärzte kümmerten sich um die Fluggäste, Rettungswagen fuhren 33 von ihnen in Krankenhäuser nach Mainz und Koblenz.

Für die Übernachtung habe ein Bereich in einem Terminal zur Verfügung gestanden, auch hier seien Passagiere ärztlich versorgt worden. Am Samstagvormittag startete eine Ersatzmaschine nach Zadar. 22 Passagiere hätten aus medizinischen Gründen aber nicht mitfliegen können, sie würden mit dem Bus nach Zadar gebracht, erklärte die Bundespolizei.

Was genau an Bord der Boeing 737-800 passierte, steht noch nicht fest. Ein Team aus drei Experten habe das Flugzeug untersucht und am Sonntag wieder freigegeben, sagte ein Sprecher. Nach Angaben eines Sprechers der Bundespolizei wird keine Straftat als Hintergrund vermutet.

«Zu einem Druckabfall kommt es bisweilen öfter, das führt aber nur in den seltensten Fällen zu wirklichen Problemen», sagte der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, Janis Georg Schmitt, der Deutschen Presse-Agentur. Es bestehe keine Absturzgefahr. Der Fall eines Druckabfalls werde regelmäßig im Simulator geübt.

Die Passagierin bemängelt im Interview mit «Spiegel Online» die fehlende Betreuung durch Ryanair. Menschen, die unter Schock standen, seien weder vom Flughafenpersonal noch von der Airline betreut worden. «Das Einzige, was ich bekam, war eine Standard-Mail, die mich über meine Fluggastrechte aufklärte.» Zudem sei die Übernachtung im Terminal unangemessen gewesen.

Die Passagiere hätten Verpflegungsgutscheine bekommen und eine Unterkunft um Hotel sei genehmigt worden, teilte Ryanair am Sonntag mit. Es habe aber nicht genug verfügbare Unterkünfte gegeben. Ryanair entschuldige sich für alle entstandenen Unannehmlichkeiten.

Grund der Sicherheitslandung sei ein Druckabfall während des Flugs («inflight depressurisation») gewesen, so das Unternehmen. Zur genauen Ursache machte die Airline zunächst keine Angaben, auch nicht zur Art der gesundheitlichen Probleme der Passagiere.

Erst vergangene Woche hatte ein Druckabfall in einer Air-China-Maschine Schlagzeilen gemacht. In dem Fall hatte der Copilot eine E-Zigarette geraucht. Er wollte den Rauch abziehen lassen, drückte aber zwei falsche Knöpfe und löste damit einen Druckabfall und den dementsprechenden Alarm aus.

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Jürgen Franke 20.07.18 10:08
Lieber Mike, wie ein Flieger betankt wird,
ist mir schon klar, doch bist Du auf meine Story leider nicht eingegangen
Mike Dong 19.07.18 01:54
@Hr.Franke / Sie können es wieder drehen
und wenden wie Herr Trump, aber: Jeder Pilot jeder Fluggesellschaft betankt nur mit der für die Flugstrecke ausreichenden Spritmenge. Roger. Over. Peep.
Jürgen Franke 18.07.18 23:55
Herr Dong, ich habe einen Vorfall geschildert
bei dem zwei Maschinen dieser Fluggesellschaft wegen Nebels nicht landen konnten und einen Ausweichflughafen ansteuern mussten. Um jedoch dort, wegen des Verbrauches der Reserve landen zu können, haben beide Flugzeuge einen Notruf abgesetzt, um sofort die Landefreigabe zu bekommen. Dieser Vorfall ist auch seinerzeit hier im Forum lebhaft diskutiert worden, da aus internen Unterlagen bekannt wurde, dass die Fluggesellschaft den Spritverbrauch ihrer Piloten kontrolliert und entsprechend bewertet.
Mike Dong 18.07.18 17:47
@Hr.Franke / Treibstoffberechnung
"Fluggesellschaft betankt nur mit für Flugstrecke ausreichenden Spritmenge". DAS MACHT JEDE FLUGGESELLSCHAFT SO. Man hat dann noch etwa 10% Contigency/Taxi/Final Reserve/Alternate Fuel zusätzlich zu dem Trip Fuel.
Jürgen Franke 18.07.18 16:44
Es ist hoffentlich nicht davon auszugehen,
dass an der Wartung der Maschinen aus Kostengründen gespart wird. Die Fluggesellschaft betankt ihre Maschinen nur mit der, für die Flugstrecke ausreichende Spritmenge. Ist jedoch der Zielflughafen aus einem Grund gesperrt, beginnen die Probleme.