Diamanten, Demokratie und Luxus-Safaris

Botsuana wählt Parlament

Foto: epa/Aaron Ufumeli
Foto: epa/Aaron Ufumeli

GABORONE (dpa) - Diamanten haben Botsuana für afrikanische Verhältnisse relativ wohlhabend gemacht. Doch die Zeit des «glitzernden» Wohlstands wird nicht ewig dauern, auf Dauer muss sich das Land umorientieren. Am Mittwoch könnte eine Richtungsentscheidung fallen.

Südafrikas diamantenreiches Nachbarland Botsuana bestimmt an diesem Mittwoch ein neues Parlament. Rund 925 000 Wahlberechtigte können dabei auch indirekt entscheiden, ob Präsident Mokgweetsi Masisi eine weitere Amtszeit bekommt. Denn der Staatschef wird von der Mehrheit der Abgeordneten bestimmt. Das Wahlbündnis Umbrella for Democratic Change (UDC) versucht dabei, der seit der Unabhängigkeit 1966 regierenden Botswana Democratic Party (BDP) die Macht streitig zu machen. «Das sind diesmal nicht einfach nur Wahlen», meint der Politologe Leonard Sesa von der Universität von Botsuana. Denn es gehe dabei auch um eine Richtungsentscheidung.

Für die Zeit nach dem Diamanten-Boom müssen wichtige Reformen in Gang gesetzt werden - auf den gewählten Präsidenten kommt daher eine enorme Verantwortung zu. Die Edelstein-Förderung war mehr als drei Jahrzehnte lang die wichtigste Einnahmequellen des Landes mit nur rund zwei Millionen Einwohnern; von diesem Reichtum der kurz nach der Unabhängigkeit entdeckten Lagerstätten profitieren die rund zwei Millionen Einwohner unter anderem durch weitgehend freie Schulbildung und medizinische Versorgung, was die Staatskasse angesichts hoher HIV-Infektionsquoten erheblich belastet. Der Staat hat auch viele Ressourcen in den Tierschutz gesteckt - erst im Vormonat hatte sich der britische Prinz Harry vor Ort davon überzeugt.

Eine besonderer Aspekt der Wahl ist die Entfremdung zwischen Masisi und seinem Amtsvorgänger Ian Khama, der die BDP verließ und die oppositionelle Botswana Patriotic Front (BPF) gründete. «Khama ist sowohl ein Trumpf wie auch eine Belastung», meinte daher Peter Fabricius von Südafrikas Institut für Sicherheitsstudien (SAISS) vergangene Woche bei einem Briefing. «Der geplante sanfte Übergang von Ian Khama auf Präsident Masisi ist gescheitert», meint Fabricius. Masisi habe viele Entscheidungen seines Amtsvorgängers rückgängig gemacht - etwa beim Elefantenschutz oder den Beziehungen zu China.

Immerhin: Das Land blieb seit seiner Unabhängigkeit 1966 von größeren politischen Umwälzungen verschont. Botsuana gilt als politisch relativ stabiles Land und verfügt über die am längsten währende Mehrparteien-Demokratie des Kontinents. Auch ist die Wirtschaft vergleichsweise stark - der Staat gilt noch heute nach Wert als zweitgrößter Diamantenförderer der Welt. Experten wie Ökonom Keith Jefferis von der Econsult Botswana fordern jedoch eine stärkere Förderung wirtschaftlicher Alternativen zum Diamantenhandel und zum Edel-Safari-Tourismus im berühmten Okavango-Delta.

Denn die hohe Abhängigkeit von den relativ preisgünstig zu schürfenden Diamanten machen den Staat anfällig. «Die große Frage wird sein: Was sind die Wachstumstreiber der Zukunft, wenn der Bergbau an Dynamik verliert?», fragt Jefferis. Zudem schafft der Tage-Bergbau wenig Arbeitsplätze. Die Folge: Arbeitslosigkeit und Ungleichheit sind hoch. Trotz Erfolgen bei der Diversifizierung hänge der Export weiterhin zu gut 80 Prozent von der Diamantenförderung ab.

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Thomas Sylten 22.10.19 16:23
Botswana
Wie schön dass der Farang auch hier mal wieder über den SOA-Tellerrand hinaus schaut und aus der weiten, immer spannenden Welt berichtet. Gerade komme ich aus Botswana zurück und kann den Bericht bestätigen - die Diskussion vor Ort dreht sich tatsächlich um wirtschaftliche Diversifizierung und Elefantenschutz: Masisis Vorgänger Ian Khama - Sohn des legendären "Staatsgründers" Seretse Khama, der nach Heirat einer weißen Frau inmitten umgebender Apartheid-Staaten als König abdanken musste und daraufhin das ehemalige britische Protektorat Betschuanaland als demokratisch gewählter Präsident 1963 in die Unabhängigkeit führte - hatte 2014 ebenfalls Geschichte geschrieben mit seinem Komplettverbot der Großwildjagd, das insbesondere Elefanten hier einen sicheren Rückzugsort schaffte. Präsident Masisi weicht diesen Schutz nun auf - angeblich weil sich die Elefanten zu stark vermehren und es Interessen gibt, Teile der Nationalparks in Farmland umzuwandeln. Insoweit wünsche ich Ian Khama viel Erfolg mit seiner neuen Partei in der Tradition von Gleichberechtigung und Umweltschutz..