Deutschland auf dem Weg zur Versöhnung

Heiko Maas (l, SPD), deutscher Außenminister, und Mevlüt Cavusoglu, Außenminister der Türkei. Foto: epa/Str
Heiko Maas (l, SPD), deutscher Außenminister, und Mevlüt Cavusoglu, Außenminister der Türkei. Foto: epa/Str

ANKARA (dpa) - Die Türkei will in die Zukunft schauen, Deutschland will konstruktive Beziehungen - am ersten Tag des Antrittsbesuchs von Außenminister Heiko Maas in der Türkei stimmen die Gesten und Worte. Am zweiten Tag geht es erstmal weiter mit «deutschen» Terminen.

Deutschland und die Türkei haben sich auf den holprigen Weg in Richtung Normalisierung ihrer langen angespannten Beziehungen gemacht. Am ersten Tag des Antrittsbesuchs von Außenminister Heiko Maas in der Türkei rief sein Amtskollege Mevlüt Cavusoglu dazu auf, nun in die Zukunft zu schauen: «Wir haben Sachen erlebt, von denen wir wollten, sie wären nie passiert. Aber wir wollen nicht in diese Tage zurückkehren», sagte er am Mittwochabend.

Maas hatte zuvor davon gesprochen, dass es für Deutschland «von strategischem Interesse» sei, die Beziehungen zur Türkei konstruktiv zu gestalten. «Die Türkei ist mehr als ein großer Nachbar, sie ist auch ein wichtiger Partner Deutschlands.» Belastet wird das Verhältnis aber nach wie vor durch die Inhaftierung von sieben Deutschen aus «politischen Gründen» in türkischen Gefängnissen.

Beim zweiten Tag des Besuchs am Donnerstag stehen nach den Gesprächen mit der türkischen Seite «deutsche» Termine an. In Istanbul trifft Maas am Morgen zunächst deutsche Unternehmer.

Mehr als 7100 deutsche Firmen sind in der Türkei aktiv. Die schwere Währungskrise in der Türkei trifft teilweise auch sie. Die Türkei wünscht sich gleichzeitig mehr deutsche Investitionen. Für die Türkei ist die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland, dem größten Handelspartner, angesichts einer schweren Währungskrise und eines schweren Zerwürfnisses mit den USA gerade besonders wichtig.

Später werden Maas und Cavusoglu in Istanbul an der Eröffnung des neuen Schuljahres der deutschen Schule teilnehmen. Die feiert 150-jähriges Bestehen.

Zum Thema deutsche Schulen in der Türkei waren die beiden Länder gerade haarscharf an einem weiteren Konflikt vorbeigeschrammt. Ende Juni hatten türkische Behörden eine deutsche Botschaftsschule im westtürkischen Izmir vorübergehend geschlossen. Die Türkei sieht die Beschulung von türkischen und deutsch-türkischen Kindern außerhalb ihres Schulsystems kritisch. Deutschland und die Türkei handeln nun ein neues Bildungsabkommen aus.

Unter den wichtigsten Themen des Maas-Besuchs ist eins, bei dem beide Seiten aber an einem Strang ziehen: die drohende humanitäre Katastrophe bei einer Offensive gegen Idlib, die letzte Rebellenhochburg in Syrien. Deutschland werde «alles dafür tun», um die, «die sich um eine politische Lösung in Syrien bemühen, dabei zu unterstützen, den Angriff auf Idlib und die drohende humanitäre Katastrophe zu verhindern», sagte Maas.

Die Maas-Reise ist die erste einer ganzen Serie hochrangiger deutsch-türkischer Treffen. Am 21. September kommen die Finanzminister in Berlin zusammen, Erdogan kommt am 28. und 29. September zum Staatsbesuch nach Deutschland, und im Oktober reist dann Wirtschaftsminister Peter Altmaier in die Türkei.

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