Deutscher bei Attacke in Paris getötet

Terror-Verdacht

Foto: EPA-EFE/Yoan Valat
Foto: EPA-EFE/Yoan Valat

PARIS: Ein mutmaßlicher Islamist ersticht in der Nähe des Eiffelturms einen Deutschen, zwei Menschen werden verletzt. Noch sind viele Fragen offen, vor allem der Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt. Klar ist aber schon: Der Täter war polizeibekannt.

Ein mutmaßlicher Islamist hat in Paris unweit des Eiffelturms einen deutschen Touristen mit einem Messer getötet und zwei weitere Menschen verletzt. Die Polizei nahm den Mann noch am Samstagabend fest. Er sei wegen seines radikalen Islamismus und erheblicher psychischer Störungen bereits polizeibekannt gewesen, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin. Der gebürtige Franzose mit iranischen Eltern saß laut dem Sender franceinfo bereits vier Jahre im Gefängnis wegen eines geplanten Anschlags auf das Pariser Geschäftsviertel La Defense im Jahr 2016.

Seine Mutter habe Ende Oktober bereits ihre Besorgnis darüber geäußert, dass ihr Sohn sich zurückgezogen habe, teilte die Staatsanwaltschaft am Sonntagabend mit. Es hätte damals aber keine Anhaltspunkte für ein erneutes Strafverfahren gegeben, hieß es. Drei weitere Personen aus seinem Umfeld wurden am Sonntag ebenfalls in Polizeigewahrsam genommen.

Innenminister Darmanin zufolge sagte der mutmaßliche Täter nach seiner Festnahme, er könne das Sterben von Muslimen sowohl in Afghanistan als auch in Palästina nicht mehr ertragen. Der Mann sei der Ansicht, dass Frankreich am Krieg Israels im Gazastreifen mitschuldig sei, und habe als Märtyrer sterben wollen. Der Mann soll bei seiner Festnahme «Allahu Akbar» (etwa: «Gott ist groß») gerufen haben, berichteten BFMTV und «Le Parisien» unter Berufung auf die Polizei. Er soll behauptet haben, er handle, um «die Muslime zu rächen». Die Antiterrorismus-Staatsanwaltschaft befasst sich mit dem Angriff. Demnach wurde ein Video gefunden, in dem der mutmaßliche Täter dem sogenannten Islamischen Staat die Treue schwört.

Der Angreifer habe am Abend auf einer Brücke ein «deutsches Touristenpaar» angegriffen, die Frau sei nicht körperlich verletzt worden, habe aber einen Schock erlitten, sagte Darmanin. Der Mann sei im Rücken und an der Schulter getroffen worden und habe einen Herzstillstand erlitten, berichtete die Zeitung «Le Parisien» unter Berufung auf die Polizei. Danach sei der Angreifer geflüchtet und habe dann zwei weitere Personen angegriffen, bevor er festgenommen worden sei.

Das Opfer war Medienberichten zufolge ein 23-Jähriger, der neben der deutschen auch die philippinische Staatsangehörigkeit hatte. Bei den beiden Verletzten, die womöglich mit einem Hammer angegriffen wurden, handelt es sich demnach um einen 66-jährigen Briten und einen 60-jährigen Franzosen. Sie seien wieder bei guter Gesundheit, hieß es am Sonntagnachmittag.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schrieb auf X, ihre Gedanken seien bei den Freunden und der Familie des getöteten jungen Deutschen. «Fast sein ganzes Leben lag noch vor ihm.» Den Verletzten wünschte Baerbock gute Besserung. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag): «Diese brutale Gewalttat zeigt, wie akut und wie ernst die Gefahr durch islamistischen Terror ist. Der Krieg in Gaza nach dem Terror der Hamas verschärft die Bedrohungslage.»

Der französische Präsident Emmanuel Macron sprach den Angehörigen des deutschen Staatsangehörigen, der ums Leben kam, sein Beileid aus. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich auf X bestürzt und schrieb: «Wieder wird klar, warum wir uns Hass und Terror entschlossen entgegen stellen.»

In Frankreich gilt seit Wochen die höchste Terroralarmstufe, nachdem ein junger Islamist Anfang Oktober einen Lehrer getötet hatte. «Frankreich steht permanent unter dem Einfluss der terroristischen Bedrohung», sagte Innenminister Darmanin. Auf Wunsch von Macron fand am Sonntag ein Sicherheitstreffen von Premierministerin Élisabeth Borne und den Ministern für Justiz, Inneres und Gesundheit statt. Im Hinblick auf die Olympischen Spiele nächstes Jahr in Paris zeigte sich der Generalsekretär der Gewerkschaft für Innere Sicherheit nach dem Anschlag am Sonntag «sehr besorgt» und sprach von einer «großen Herausforderung». Darmanin betonte dagegen am Abend, dass die Sicherheit gewährleistet werde.

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