Der Zirkus ist in der Stadt - Bonapartes «Was mir passiert»

Foto: epa/Clemens Bilan
Foto: epa/Clemens Bilan

ZÜRICH/BERLIN (dpa) - Man muss sich Bonaparte als eine Art Zirkus vorstellen, als fahrendes Kuriositätenkabinett. Menschen in Tierkostümen, Feuerspucker, halbnackte Tänzerinnen, Chaos vor und auf der Bühne - so lautete in der Vergangenheit die bei weitem nicht vollständige Zutatenliste für ein Bonaparte-Konzert.

Auf dem sechsten Album «Was mir passiert» (Sony; Veröffentlichung 14. Juni) begibt sich Tobias Jundt alias Bonaparte, der Zirkusdirektor solcher Auftritte, auf eine Suche, die dort anknüpft: «Nach einer polyvalenten Energie, vergleichbar mit der, die ihn vor 12 Jahren in Berlin fesselte und den Motor der wahnwitzigen Anarcho-Anfangstage von Bonaparte befeuerte», heißt es in einer Mitteilung.

Denn das, was da ist, fühlt sich für Jundt, der an der Universität Zürich einen Lehrauftrag für Songwriting hat, nicht mehr ganz frisch an: «Punk ist tot, Reggae ist tot, Jazz ist tot, Hip-Hop ist tot, Funk ist tot, Schlager ist tot, Techno - nicht tot, riecht aber komisch», heißt es in der ersten Single «Lied vom Tod».

Seine Suche führte den 41-Jährigen an die Elfenbeinküste. In der pulsierenden Millionenmetropole Abidjan traf der gebürtige Schweizer und Wahl-Berliner Musiker, Tänzer, Produzenten. Sie wurden das Netzwerk, in dem im Zuge weiterer Reisen «Was mir passiert» entstand - eine Melange aus der Musikszene Abidjans, Klängen und Rhythmen des Kongo, Kameruns und Äthiopiens - und der für Bonaparte schon in der Vergangenheit prägenden elektronischen Subkultur Berlins.

Auch abseits der Abidjan-Verbindung gibt es überraschende Kollaborationen - etwa mit den Ärzte-Frontleuten Bela B. und Farin Urlaub. Bemerkenswert auch Sophie Hungers schweizerdeutscher Auftritt in «Dene wos guet geit» (Die, denen es gut geht) - ein Titel des 1972 bei einem Unfall gestorbenen Schweizer Liedermachers Mani Matter.

In der Gleichzeitigkeit unterschiedlichster Einflüsse und Themen ist «Was mir passiert» das bislang wohl internationalste Bonaparte-Album - und zugleich das erste, das fast nur deutsche Texte enthält.

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