Chinesische Tourverkäufer bleiben nun am Pranger

Thailand kündigt hartes Vorgehen gegen Scheinfirmen aus China an

Gestern auf Phuket: Thailands Premierminister Prayut Chan-o-cha tröstet die Angehörige eines Opfers und kündigt gleichzeitig Maßnahmen gegen chinesische Touranbieter an, die thailändische Gesetze unterlaufen.
Gestern auf Phuket: Thailands Premierminister Prayut Chan-o-cha tröstet die Angehörige eines Opfers und kündigt gleichzeitig Maßnahmen gegen chinesische Touranbieter an, die thailändische Gesetze unterlaufen.

PHUKET: Den gestrigen harten Worten gegen chinesische Touranbieter auf Phuket von Thailands Vizepremier Prawit Wongsuwon sollen bald Taten folgen. Sie sind von der Landesregierung als Hauptschuldige des tödlichen Bootunglücks vom 5. Juli mit bisher 42 Toten und weiterhin 11 Vermissten angeprangert worden.

Thailands Premierminister Prayut Chan-o-cha besuchte am Montag die größte Ferieninsel des Landes und sprach vor Ort den chinesischen Angehörigen persönlich sein Mitgefühl aus. Gleichwohl kündigten er und Thailands neuer starker Mann der Tourist Police, „Big Joke“ Surachate Hakparn, empfindliche Maßnahmen gegen Scheinfirmen an, die mit Hilfe thailändischer Helfer in großem Stil Tourismusgeschäfte betreiben.

Ins Visier geraten ist insbesondere die Besitzerfirma des gesunkenen Todesschiffes Phönix, deren Kentern die meisten Todesopfer gefordert hat. Die Anti-Geldwäsche Behörde „Anti Money Laundering Office“ sei angewiesen worden, die Konten der beiden Unglücks-Schiffseigner einzufrieren. Es handelt sich dabei um die Lazy Cat Travel Ltd und die TC Blue Dream Ltd. Beide sollen von China aus gegründet worden sein und sind mit thailändischen Anteilseignern als Firmen registriert. Auch gegen die als Scheinmitbesitzer aufgeführten Shareholder aus Thailand soll rechtlich vorgegangen werden.

Mit schnellen Entschädigungen der Familien und Verletzten will Thailands Landesregierung offensichtlich guten Willen demonstrieren und Wiedergutmachung leisten. Fast 64 Millionen Baht sind aus einem Topf des Sport- und Tourismusministeriums für Unfälle von Ausländern bereitgestellt worden. Pro Opfer soll eine Million Baht ausbezahlt werden, für Verletzte bis zu 500.000 Baht und für Behandlungen traumatisierter chinesischer Betroffener 20.000 Baht.

In den Leserbriefforen großer Tageszeitungen in Thailand und in sozialen Netzwerken wird die harte Gangart von Thailands Militärregierung gegen ausländische Firmeninhaber gemischt bis kritisch kommentiert. Viele bemängeln die komplett ausgesklammerte Eigenverantwortlichkeit der Schifffahrtsbehörden auf Phuket.

Bis auf die beiden Kapitäne sei noch niemand offiziell belangt worden, heißt es. Und: Weshalb werde in Thailand kein geltendes Landesrecht angewandt, wenn Sturmwarnungen von allen Beteiligten, Bootseignern, Kapitänen, dem Hafenmeister in Chalong und den Marinebehörden ignoriert oder toleriert werden? Eine echte Aufarbeitung der katastrophalen Begleitumstände der in Seenot geratenen Boote und die teils chaotischen Rettungsaktionen sei mit keinem Wort erwähnt worden, kritisiert die Mehrheit der Leser.

Immerhin gab es gestern auch eine gute Nachricht. In der Hektik nach den Unfällen am 5. Juli hatte es bei der Registrierung der Tourbuchungen und Touristen ein heilloses Durcheinander gegeben – niemand wusste zunächst, wie viele Passagiere sich tatsächlich auf den beiden Unglücksschiffen befunden hatten. Fünf Chinesen, die zunächst als vermisst gemeldet worden waren, sind auf Phuket unversehrt aufgefunden worden. Dennoch dürfte die Todeszahl die 50 überschreiten.

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