Bombendrohungen verunsichern Frankreich

Täter oft Jugendliche

Ein Polizist bewacht den Eingang eines Gymnasiums. Foto: Michel Spingler/Ap/dpa
Ein Polizist bewacht den Eingang eines Gymnasiums. Foto: Michel Spingler/Ap/dpa

PARIS: Unzählige Bombendrohungen halten Frankreich seit etlichen Tagen in Atem. Schulen, Flughäfen und touristische Attraktionen sind betroffen und ein Ende ist nicht in Sicht. Hinter all dem stecken häufig Schüler und Jugendliche, teilen die Behörden nun mit.

Erneut hat es in Frankreich am Freitag Bombendrohungen gegen zwölf Regionalflughäfen gegeben. Wie die Zeitung «Le Parisien» unter Verweis auf die Zivilluftfahrtbehörde berichtete, glichen die Drohungen gegen die Flughäfen denen in den vergangenen Tagen. Details nannte die Behörde dazu nicht. Allerdings wurden diesmal nur die Flughäfen in Bordeaux, Béziers sowie der Euro-Airport Basel-Mulhouse-Freiburg angesichts der Drohungen geräumt.

«Diese Situation ist inakzeptabel», sagte Verkehrsminister Clément Beaune zu den anhaltenden Drohungen gegen Flughäfen. In jedem Fall werde die Justiz eingeschaltet. «Alle die glauben, einen schlechten Witz machen oder Angst verbreiten zu müssen, wissen, dass das eine Straftat ist, die schwer bestraft wird.» Den Verantwortlichen drohten zwei bis drei Jahre Haft sowie Bußgelder in Höhe von mehreren 10.000 Euro. Auch Justizminister Éric Dupond-Moretti bezeichnete die Lage als unhaltbar. «Das bringt den Flugverkehr durcheinander», meinte er. «Das erzeugt eine Psychose.»

Zum bereits fünften Mal musste am Freitag auch Schloss Versailles bei Paris wegen einer Bombendrohung vorübergehend geräumt werden. Dies geschah, obwohl Fahnder zuvor einen 37-Jährigen unter dem Verdacht festgenommen hatten, für die Drohungen verantwortlich zu sein, wie der Sender France Info unter Verweis auf die Staatsanwaltschaft berichtete. Auch gegen Schulen gab es am Freitag wieder Drohungen.

Hinter den gehäuften Bombendrohungen in Frankreich stecken vielfach Jugendliche. «Unter denen, die diese Bombendrohungen aussprechen, gibt es Kinder, kleine Scherzkekse, die keinen Sinn für Verantwortung haben», sagte Frankreichs Justizminister Éric Dupond-Moretti am Freitag dem Sender RTL. «Ich erinnere daran, dass es die Eltern sind, die für die finanziellen Folgen aufkommen müssen, und die sind extrem hoch.» Es liefen 22 Strafverfahren, es gebe Festnahmen und Verurteilungen würden folgen. «Wir können das nicht zulassen. Das erzeugt eine Psychose, die das Land nicht gebrauchen kann.»

Zu den Bombendrohungen kommt es verstärkt seit dem tödlichen Angriff eines jungen Islamisten auf einen Lehrer in Arras vor einer Woche, der Frankreich schwer erschütterte. Danach wurde die höchste Terrorwarnstufe im Land verhängt. «Wir brauchen Ruhe in dieser Zeit», sagte der Justizminister. Die Bombendrohungen müssten gestoppt werden. Wie Bildungsminister Gabriel Attal am Donnerstagabend auf France 2 sagte, habe es inzwischen 299 Bombendrohungen gegen Schulen gegeben, 75 allein am Donnerstag. Mehrere Dutzend Schüler seien inzwischen als Verantwortliche ermittelt worden, einige seien erst 11, 12 oder 14 Jahre alt.

Wie Innenminister Gérald Darmanin am Donnerstagabend dem Sender BFMTV sagte, ist die terroristische Bedrohung in Frankreich «sehr hoch». Gleichwohl gebe es aktuell keine konkrete, spezifische Bedrohung.

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