Biden will Putin rote Linien aufzeigen

​«würdiger Gegner»

Foto: epa/Francisco Seco
Foto: epa/Francisco Seco

BRÜSSEL: US-Präsident Joe Biden will seinem russischen Kollegen Wladimir Putin bei einem Treffen in Genf am Mittwoch rote Linien aufzeigen. «Ich werde Präsident Putin zu verstehen geben, dass es Bereiche gibt, in denen wir zusammenarbeiten können, wenn er sich dafür entscheidet», sagte Biden am Montag nach dem Nato-Gipfel in Brüssel bei einer Pressekonferenz. «Und in den Bereichen, in denen wir nicht übereinstimmen, klarmachen, was die roten Linien sind.» Über seinen Gesprächspartner aus Moskau sagte Biden: «Er ist klug. Er ist zäh. Und ich habe festgestellt, dass er ein, wie man beim Ballspielen sagt, würdiger Gegner ist.»

Auf die Frage einer Reporterin, was es für die Beziehungen zwischen Russland und die USA bedeuten würde, sollte der inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny sterben, sagte Biden: «Nawalnys Tod wäre ein weiterer Hinweis, dass Russland wenig oder keine Absicht hat, sich an grundlegende Menschenrechte zu halten. Es wäre eine Tragödie.» Nawalnys Tod würde den Beziehungen Russlands mit der Welt schaden - auch Moskaus Beziehungen mit ihm persönlich, sagte Biden.

Nawalny ist seit Monaten in einem Straflager östlich von Moskau inhaftiert. Die russische Justiz wirft dem 45-Jährigen vor, gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren verstoßen zu haben, während er sich in Deutschland von einem Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok erholte.

Die Staats- und Regierungschefs der Nato hätten ihm gedankt, dass er sich jetzt mit Putin treffe, sagte Biden. Er habe mit ihnen darüber beraten, was wichtig wäre, mit dem Kremlchef zu besprechen.

Der Gipfel mit Putin in Genf bildet den Abschluss von Bidens erster Auslandsreise als US-Präsident, bei der er erstmals an einem Nato-Gipfel teilnahm. Am Wochenende war er bereits beim Treffen der G7-Staaten in Großbritannien mit dabei. Am Dienstag sind in Brüssel Gespräche mit EU-Spitzenvertretern geplant.

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Thomas Sylten 15.06.21 19:30
Danke, Ingo -
hinzu kommt:
Nawalny zu erwähnen und dabei die Namen Assange und Snowden auszusparen, zeugt nicht von Ernsthaftigkeit bei diesem Thema. So macht man es Putin allzu leicht -
und Nawalny hat stellvetretend für ALLE Dissidenten dieser Welt das Nachsehen. Denn es gibt offenbar keine Kraft auf diesem Planeten, die die Menschenrechte wirklich glaubwürdig und erfolgreich einfordern könnte.
Ingo Kerp 15.06.21 12:20
Bevor Biden über Nawalny redet, sollte er, um Menschenrechte zu demonstrieren, Guantanamo schließen.