Rekordreiterin Werth kündigt Rücktritt an

Beispiellose Karriere

Die Deutsche Isabell Werth, die auf Weihegold Old reitet, reagiert in der Grand Prix Kür Einzel. Foto: epa/Friedemann Vogel
Die Deutsche Isabell Werth, die auf Weihegold Old reitet, reagiert in der Grand Prix Kür Einzel. Foto: epa/Friedemann Vogel

HAGEN/RHEINBERG: Diese Karriere ist einzigartig: Seit 1989 reitet Isabell Werth in der Weltspitze und gewinnt Medaille um Medaille. Jetzt hat sie das Ende ihr sportlichen Laufbahn im Blick - und trotzdem noch große Ziele.

Die Frage nach dem Ende ihrer beispiellosen Karriere hörte Isabell Werth lange Zeit nicht besonders gerne. Doch jetzt hat die erfolgreichste Reiterin der Welt erstmals öffentlich über ihre Planung gesprochen. «Paris ist eine Zäsur», sagte Werth der Deutschen Presse-Agentur und der «Bild» mit Verweis auf die Olympischen Spiele 2024. «Dann ist auch irgendwann Schluss mit der aktiven Karriere», sagte Werth. «Ob das 2024 oder 2025 ist - da werde ich mir einen vernünftigen Abschluss ausgucken.»

Die Dressurreiterin aus Rheinberg hat so viele Medaillen gewonnen wie keine andere Reiterin auf der Welt. 1989 in Mondorf begann ihre internationale Karriere, in dem kleinen Ort in Luxemburg gehörte sie im Sattel von Weingart erstmals zu einem deutschen Gold-Team. Zwei Jahre später ritt sie mit dem berühmten Gigolo auf die große Dressur-Bühne. Zu ihrer einzigartigen Sammlung gehören inzwischen 37 goldene Medaillen bei internationalen Großereignissen: sieben bei Olympia, neun bei Welt- und 21 bei Europameisterschaften.

Paris könnte ein perfekter Abschluss sein. Mit einer weiteren Goldmedaille wäre sie Deutschlands erfolgreichste Olympia-Teilnehmerin und würde die Kanutin Birgit Fischer überholen. Aber Werth sagte dazu nur: «Ich habe keine Ambitionen, auf Statistiken zu schauen.»

Sie wolle «auf jeden Fall» noch einmal bei Olympia starten, erklärte die Dressurreiterin. «Dann bin ich 55.» Es wären ihre siebten Spiele nach dem Start 1992 in Barcelona. Immer brachte sie Gold mit nach Hause, fünfmal Silber gehört auch zu ihrer Olympia-Bilanz.

Bis Paris «liegt der Fokus auf Sport», sagte die 52-Jährige, die in der vergangenen Woche bei der EM in Hagen bei Osnabrück Gold mit der deutschen Mannschaft und Einzel-Silber im Grand Prix geholt hatte. Aber sie wolle «mit 60 Jahren sicher nicht mehr reiten».

Bis Paris will sie den Generationenwechsel in ihrem Stall umsetzen. Ihr 17 Jahre altes «Herzenspferd» Bella Rose, das sich gerade von der Notoperation wegen einer Kolik erholt, wird nicht mehr bei einem Championat eingesetzt. Und das gilt auch für Weihegold. Die 16 Jahre alte Stute ist von Christine Arns-Krogmann geleast. «Der Vertrag läuft zum Jahresende aus», sagte Werth. Das Pferd wechsele zurück zur Besitzerin.

Zunächst setzt die Rekordreiterin auf den elfjährigen Quantaz, der in dieser Woche mit ihr zum deutschen Team beim CHIO in Aachen gehört und ein Kandidat für die WM 2022 in Dänemark ist. «Das ist ein tolles Pferd», sagte Bundestrainerin Monica Theodorescu. «Der hat schon Grand Prix mit hohen Prozenten gewonnen.»

Werths große Hoffnung für die Zukunft heißt aber Superb. Die erst neunjährige Stute, die wie fast alle Werth-Pferde der Mäzenin Madeleine Winter-Schulze gehören, könne «in die Fußstapfen von Bella treten». 2024 ist die von der Reiterin selbst ausgebildete Superb im besten Dressur-Alter.

Und nach Paris? Nach der sportlichen Karriere? Der Schwerpunkt soll noch mehr auf der Ausbildung liegen: «Das hat mich schon immer fasziniert.» Und dann gibt es im Stall Werth in Rheinberg auch noch Menschen: «Ich hoffe, dass mein Team zu Hause die nächsten drei Jahre nutzt, um sich bis dahin weiter zu etablieren.»

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