Ergebnisse von Krisentest veröffentlicht

Gebäude der Europäischen Zentralbank (EZB). Foto: epa/Armando Babani
Gebäude der Europäischen Zentralbank (EZB). Foto: epa/Armando Babani

FRANKFURT/LONDON (dpa) - Wie gut sind Europas Banken für mögliche Krisen gerüstet? Reichen die Kapitalpuffer? Antworten auf diese Fragen sollen regelmäßige Stresstests geben. Die Methode ist nicht unumstritten.

Zeugnistag für Europas Banken: Über Monate mussten die Institute Krisenszenarien durchrechnen. An diesem Freitagabend (18.00 Uhr deutscher Zeit) erfährt die Öffentlichkeit, wie Geldhäuser abgeschnitten haben. Dann wollen die europäische Bankenaufsicht EBA und die Europäische Zentralbank (EZB) die Ergebnisse des diesjährigen Stresstests veröffentlichen.

Auf Basis der Bilanzen zum Jahresende 2017 mussten die Banken durchrechnen, wie viel dünner ihre Kapitaldecke innerhalb von drei Jahren werden würde, wenn die Konjunktur einbricht, die Arbeitslosenzahlen steigen und die Immobilienpreise in den Keller gehen. Die Aufseher versprechen sich davon Erkenntnisse darüber, wie anfällig einzelne Häuser für mögliche Schocks wären und ob sie möglicherweise ihre Kapitalpuffer für Krisenzeiten verstärken müssen.

Untersucht wurden in dem EBA-Test 48 Banken aus 15 europäischen Staaten. Darunter sind 8 deutsche Institute, die alle direkt von der EZB beaufsichtigt werden: Deutsche Bank und Commerzbank, die DZ Bank als Spitzeninstitut des genossenschaftlichen Sektors, die 4 führenden Landesbanken LBBW, BayernLB, Helaba und NordLB sowie das staatliche Förderinstitut NRW.Bank.

In einem parallelen Test nahm die EZB weitere 54 Institute unter die Lupe, die sie direkt beaufsichtigt. Für diese Banken werden die Aufseher aber keine detaillierten Zahlen veröffentlichen.

Formale Durchfaller wird es bei den Tests nicht geben. Denn wie beim europaweiten Stresstest 2016 haben die Aufseher keine standardisierten Kapitalquoten vorgegeben, die Banken erfüllen müssen. Es geht den Aufsehern mehr um einen Gesamteindruck von der Solidität der Geschäftsmodelle.

Schneiden Banken schlecht ab, können die Aufseher sie aber durchaus verpflichten, Kapitalpuffer zu verstärken. Denn die Ergebnisse fließen in die Bewertung der Institute durch die Aufseher ein: In dem im Fachjargon «SREP» («Supervisory Review and Evaluation Process») genannten Prozess legen die Behörden institutsspezifische Kapitalzuschläge fest und bestimmen unter anderem darüber, wie viel Geld Banken als Dividende an ihre Anteilseigner ausschütten dürfen.

Besonderes Augenmerk gilt den italienischen Banken. Sie haben nicht nur einen Berg an Problemkrediten in ihren Büchern, bei denen Kunden Schweirigkeiten mit der Rückzahlung haben. Zur Belastung könnten für die Institute angesichts des Schuldenkurses der italienischen Regierung auch ihre großen Bestände an Anleihen ihres Heimatlandes werden.

Unumstritten sind die Tests nicht: Welche Risiken in den Szenarien wie stark gewichtet werden, liegt letztlich in der Hand der Aufseher. Und auch dass nicht für alle Banken Ergebnisse veröffentlicht werden, stößt auf Kritik.

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