Bandenkrieg in Marseille fordert 28. Opfer​

Foto: Freepik
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MARSEILLE: Drogenbanden im südfranzösischen Marseille rechnen bei Verteilkämpfen regelmäßig mit Kalaschnikow-Attacken ab. Gleich drei Tote gab es am Wochenende. Waren die Schüsse am Sonntag die Rache für den Toten vom Samstag?

Bei zwei Angriffen mit Sturmgewehren sind im südfranzösischen Marseille am Wochenende drei Männer erschossen und zwei weitere verletzt worden. Bei den Taten, bei denen es sich mutmaßlich um Abrechnungen im Drogenmilieu handelt, schossen die Täter vermutlich mit einer Kalaschnikow auf ihre Opfer, berichtete die Zeitung «La Provence». Die zweite Attacke war möglicherweise eine Vergeltung für die erste Bluttat. Mit den drei Toten steigt die Zahl der Todesopfer im Raum Marseille bei Bandenkriegen in diesem Jahr auf 28.

Zunächst erschossen am Samstagabend zwei Männer von einem Motorroller aus einen 21-Jährigen. Zwei weitere Männer wurden verletzt, wie die Zeitung berichtete. Das Opfer, das noch versuchte, sich in eine Bar zu retten, wurde von zwei Schüssen in den Hals getroffen. Am Tatort fanden die Fahnder 36 Patronenhülsen. Die Hintergründe sind noch unklar, der 21-Jährige war polizeibekannt. Am Sonntagabend wurde aus einem Auto heraus auf zwei Männer auf dem Bürgersteig gefeuert, sie starben im Krankenhaus an ihren Verletzungen. Das Auto der mutmaßlichen Schützen wurde später ausgebrannt in der Nähe gefunden.

Letztes Jahr kamen bei 35 Auseinandersetzungen im Drogenmilieu in Marseille 30 Menschen ums Leben. Wie die Zeitung «Le Monde» unter Verweis auf die Staatsanwaltschaft berichtete, werden die Opfer immer jünger. 2021 lag deren Alter im Schnitt bei 26, in diesem Jahr bei 25 Jahren. Bei Kämpfen um Drogenverkaufspunkte an den Hochhaussiedlungen am Stadtrand sind Schützen schon ab 10.000 Euro bereit, ein Mitglied der Gegenseite auszuschalten, berichtete «Le Monde». Zwei Ganoven von außerhalb, die im Geschäft in Marseille mitmischen wollten, wurden vor drei Wochen in ihrem kugeldurchsiebten Wagen auf der Stadtautobahn gefunden, ein dritter konnte angeschossen flüchten.

Mit einem massiven Polizeivorgehen versuchten die Behörden kürzlich, den Drogenhandel in Frankreichs zweitgrößter Stadt effektiver zu bekämpfen. Mit elf zusätzlichen mobilen Einheiten will das Innenministerium auch in anderen Metropolen schon bald mit mehr Nachdruck gegen Drogenhandel und andere Kriminalität vorgehen.

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