Architektonisches Meisterwerk am Strand

Der Sommerpalast von König Rama VI. ist unter Ausländern kaum bekannt

Der Mrigadayavan-Palast wurde 1923 dem Zeitgeist entsprechend im europäischen Architekturstil errichtet. So hatte sich das damalige Siam seit Rama V. dem Westen geöffnet. Foto: NinelittlePhoto / Fotolia.com
Der Mrigadayavan-Palast wurde 1923 dem Zeitgeist entsprechend im europäischen Architekturstil errichtet. So hatte sich das damalige Siam seit Rama V. dem Westen geöffnet. Foto: NinelittlePhoto / Fotolia.com

HUA HIN: Etwa 14 Kilometer nördlich von Hua Hin befindet sich mit dem Mrigadayavan-Palast eines der beliebtesten Ausflugsziele thailändischer Wochenendurlauber, das unter Ausländern hingegen immer noch als Geheimtipp gilt. Die Sommerresidenz von König Rama VI. (1910 bis 1925) ist der längste hölzerne Palast des Landes und wurde im Jahr 1923 im thailändisch-westlichen Stil am Bang-Kra-Strand errichtet.

Der Palast, der nach einem persönlichen Entwurf von König Vajiravudh, der breiten Öffentlichkeit besser bekannt als Rama VI., vom italienischen Architekten Ercole Manfredi errichtet wurde, gilt als architektonisches Meisterwerk. 1.080 Betonsäulen tragen die Pavillons der prachtvollen Anlage mit ihren schier endlosen Korridoren. Sie verbinden die einzelnen Gebäude und verleihen der Residenz ihren unverwechselbaren Charme.

Seeluft sollte Krankheit lindern

Gesundheitliche Probleme waren ausschlaggebend für die Aufenthalte des Monarchen in Hua Hin. Als Seine Majes­tät im November 1925 schwer erkrankte, erhielt er den ärztlichen Rat, die Sommermonate besser in einer kühleren Umgebung mit gemäßigten Temperaturen zu verbringen als im schwülen Bangkok. Die frische und gesunde Meeresluft Hua Hins sollte zu einer raschen Genesung beitragen, weshalb der Monarch zweimal, in den Jahren 1924 und 1925, über die heißen Sommermonate im Mrigadayavan-Palast residierte, dessen Name sich übrigens mit „Palast der Liebe und Hoffnung“ übersetzen lässt. König Vajiravudh starb am 26. November 1925.

Die Architektur der zweigeschossigen Pavillons mit ihren auffallend hohen Wänden und Fenstern ist auf eine hohe Luftzirkulation ausgerichtet. Der vom Meer kommende Wind sorgt in allen Räumen für eine ausreichende Belüftung und erträgliche Temperaturen. Insgesamt verfügt die Anlage über 16 Gebäude mit Veranden, die in drei Gruppen unterteilt waren: für den König, für die Königin sowie für die Verwaltung mit einem Saal für Audienzen. Hinzu kam ein Raum für ranghohe Beamte, die nachts Dienst hatten.

Charakteristisch für die Anlage sind ihre langen Korridore. Sie verbinden die Gebäude und führen zum Strand. Foto: apichai507 / Fotolia.com
Charakteristisch für die Anlage sind ihre langen Korridore. Sie verbinden die Gebäude und führen zum Strand. Foto: apichai507 / Fotolia.com

Das Herzstück des Palastes war die königliche Suite. Sie umfasste ein Arbeitszimmer, ein Schlafzimmer, einen Ankleideraum und ein Badezimmer. Als großer Liebhaber von Theater und Künsten, zog sich König Vajiravudh immer wieder in sein Arbeitszimmer zurück, um Gedichte zu kreieren. Im direkten Umfeld seines Pavillons befanden sich zudem die Räumlichkeiten für die königlichen Pagen und Küchenkräfte.

Die Königin und Anhang residierten im mittleren Gebäudekomplex, der außer vom König von keinem Mann betreten werden durfte. Direkt daneben befand sich ein großes Esszimmer, wo das Königspaar seine Mahlzeiten einzunehmen pflegte.

Kulturschatz als Museum

Nach dem Tod des Monarchen wurde der Palast nur noch selten genutzt und das Bauwerk verfiel. Der Palast und das 31 Rai große Gelände wurden am 27. Oktober 1981 in die Liste der nationalen Kulturschätze aufgenommen. Die Restaurierungsarbeiten, durchgeführt vom Fine Arts Department, wurden jedoch erst im Jahr 1983 aufgenommen und erstreckten sich über sieben Jahre. Da Salz, Regen, Wind, Sonneneinstrahlung und Temperaturschwankungen tiefe Spuren in der Holzstruktur der Pavillons hinterlassen hatten, stellte die Government Savings Bank auf Initiative des verstorbenen Königs Bhumibol Adulyadej (Rama IX.) im Jahr 2004 Gelder für weitere Renovierungsarbeiten bereit.

Heute dient der in Pastellfarben gestrichene Palast als Museum und steht unter der Obhut des Crown Property Bureau und der Mrigadayavan Palace Foundation. Er steht der Öffentlichkeit zur Besichtigung offen, das weitläufige Gelände kann mit Leihfahrrädern erkundet werden.

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