Papst für bessere Verteilung von Migranten

​Appell an EU 

Papst Franziskus hält eine Rede bei einem Treffen mit Flüchtlingen im Aufnahme- und Identifizierungszentrum (RIC) in Mytilene auf der Insel Lesbos. Foto: epa/Louisa Gouliamaki
Papst Franziskus hält eine Rede bei einem Treffen mit Flüchtlingen im Aufnahme- und Identifizierungszentrum (RIC) in Mytilene auf der Insel Lesbos. Foto: epa/Louisa Gouliamaki

ROM: Die Migrationspolitik stand im Fokus der Reise von Papst Franziskus nach Zypern und Griechenland. Nun sei die EU am Zug, findet der Pontifex. Er mahnt die Staaten zu mehr Zusammenarbeit.

Nach seiner Reise zu Flüchtlingen auf Zypern und in Griechenland hat Papst Franziskus die Europäische Union in die Pflicht genommen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche bemängelte am Montag, dass die Aufteilung der Menschen, die an den Außengrenzen der Union ankommen, nicht zufriedenstellend funktioniere. Er hoffe auf mehr Harmonie und Hilfsbereitschaft zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten.

Jedes Land habe Kapazitäten für die Aufnahme der Menschen, meinte der Pontifex. «Die Regierungen wissen, wie viele sie aufnehmen können. Die Migranten müssen aufgenommen, begleitet, gefördert und integriert werden», appellierte Franziskus an die 27 Mitgliedsländer. «Und wenn eine Regierung das nicht machen kann, dass muss sie mit anderen sprechen, damit die sich kümmern.»

Franziskus hatte sich auf seiner Reise in die Region des östlichen Mittelmeers in den vergangenen Tagen mehrfach mit Migranten getroffen. Auf Lesbos besuchte er am Sonntag ein Aufnahmelager. Auch dort kritisierte er, dass etwa Griechenland allein gelassen werde. Auch die Italiener, die auf Lampedusa oder Sizilien täglich Migranten ankommen sehen, fordern eine bessere Aufteilung.

Doch nicht nur im Mittelmeer steckt Europa in einer Migrationskrise. Angesprochen auf das Schicksal von Tausenden Flüchtlingen an den EU-Außengrenzen mit Belarus kritisierte der Papst die Abwehr von Flüchtlingen durch viele Staaten. «Heutzutage ist es ja Mode, Mauern und Stacheldraht aufzustellen», sagte der 84-Jährige. Er mahnte zu einer Besinnung auf die eigene Historie. «Wer Mauern aufbaut, der verliert den Sinn für seine eigene Geschichte.»

Schlimm sei zudem, dass Migranten oft auf ihrer Flucht - etwa aus Libyen - abgefangen und zurückgeschickt würden, ohne dass man sich um sie kümmere. «Wenn ich jemanden zurückschicke, dann muss ich ihn begleiten und in seinem Land integrieren. Ich kann ihn nicht an der libyschen Küsten zurücklassen. Das ist eine Grausamkeit.»

Franziskus war seit Donnerstag auf Reisen, am Montagmittag kam er zurück. Unterwegs hatte er die Hoffnung geäußert, künftig noch enger mit den orthodoxen Kirchen zusammenarbeiten zu können, um Probleme - wie etwa mit Migranten - besser zu meistern. Seine Begegnungen mit den orthodoxen Erzbischöfen in Nikosia und Athen wirkten harmonisch.

Womöglich kommt es auch bald zum Treffen mit dem russischen Patriarchen Kyrill. Ein persönliches Gespräch sei «nicht weit entfernt», deutete der Papst an. Dies wäre ein großer Schritt für die ökumenischen Visionen von Franziskus. Kyrill ist der orthodoxe Patriarch mit den meisten Gläubigen, aber weniger offen für Gespräche wie andere. Franziskus sagte: «Ich bin immer verfügbar, auch um nach Moskau zu reisen für ein Gespräch mit einem Bruder.» In Russland war Franziskus bislang nicht willkommen. Das bislang einzige Treffen mit Kyrill fand 2016 auf Kuba statt.

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