Anutin für Legalisierung des Freizeitkonsums

Ergebnisse der Pressekonferenz ​„Meet the Press: Cannabis“

Gesundheitsminister Anutin Charnvirakul. Foto: epa/Narong Sangnak
Gesundheitsminister Anutin Charnvirakul. Foto: epa/Narong Sangnak

BANGKOK: Trotz wiederholter Aufrufe von Ärzten nach dem Stopp der Cannabisentkriminalisierung, hat Gesundheitsminister Anutin Charnvirakul das Gegenteil angedeutet – eine weitere Legalisierung der Pflanze für den Freizeitkonsum.

Minister Anutin ließ diese Andeutung am Mittwoch während der Veranstaltung „Meet the Press: Cannabis“, die von der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit seines Ministeriums organisiert wurde.


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Minister Anutin, Vorsitzender der Bhumjaithai-Partei, die sich bei den letzten Wahlen für die Marihuana-Legalisierung einsetzte, teilte der Presse mit, dass das neue Cannabisgesetz dahingehend geändert werden könnte, dass es auch den Freizeitkonsum entkriminalisiert, wenn dies von der Gesellschaft akzeptiert wird.

„In Thailand befürworten wir vorerst keinen Freizeitkonsum, aber das wird nicht endgültig sein. Es kann geändert werden, wenn die Menschen wissen, wie man Cannabis richtig konsumiert, und das könnte kommen, aber nicht jetzt“, erklärte Minister Anutin auf der Veranstaltung.

Er sagte auch, dass das Cannabisgesetz, das von einem Sonderausschuss des Repräsentantenhauses geprüft wird, diese Woche zur zweiten und dritten Lesung ins Repräsentantenhaus zurückgeschickt wird.

Mehrere Gruppen von Ärzten und medizinischem Personal haben die Regierung aufgefordert, die Marihuana-Entkriminalisierung bis zur Verabschiedung des Cannabisgesetzes auszusetzen. Sie äußerten die Befürchtung, dass Jugendliche und Kinder Marihuana während der Vakanzzeit und ohne ein Gesetz, das den Konsum von Ganja regelt, als Droge missbrauchen könnten.

Mehr als 850 Mediziner des Ramathibodi-Krankenhauses haben eine Kampagne gestartet, die auf den temporären Stopp der Marihuana-Legalisierung abzielt, bis Kontrollen des Cannabiskonsums – insbesondere bei Kindern – eingeführt wurden.

Minister Anutin argumentierte jedoch am Mittwoch, dass die Legalisierung von medizinischem Cannabis nicht, wie von den Ärzten befürchtet, schädlich für die Gesellschaft sei.

Er wies darauf hin, dass in den vergangenen zwei Monaten nach der Entkriminalisierung von Cannabis nur 60 Personen unter Aufsicht des Gesundheitsministeriums ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Das war im Durchschnitt nur eine Person pro Tag, was im Vergleich zu Thailands 70 Millionen Einwohnern ein sehr geringer Prozentsatz ist, wie er betonte.

Anutin wies auch darauf hin, dass mehrere Länder angekündigt haben, dass sie dem Beispiel Thailands folgen und Cannabis legalisieren wollen.

Er nannte insbesondere Deutschland und erklärte, dass die Bundesrepublik die Pflanze für den Freizeitgebrauch legalisieren wolle, da sie dort ohnehin von vielen konsumiert werde.

„Die deutsche Regierung ist der Meinung, dass, sobald Cannabis vollständig legalisiert ist, die Qualität kontrolliert werden kann, die Menschen geschützt werden und es weniger Möglichkeiten gibt, auf Schwarzmärkten Geld zu verdienen“, so Minister Anutin.

Der Gesundheitsminister verwies auch auf das Beispiel Kanadas, wo die Legalisierung von Ganja vor vier Jahren dem Land Einnahmen in Höhe von 72 Milliarden Baht pro Jahr beschert hat.

„Sobald sich mehr Weltmärkte öffnen, wird Thailand größere Märkte haben, in die es Cannabis-Produkte exportieren kann“, prophezeit Minister Anutin.

„Es wird erwartet, dass nach der Legalisierung in Deutschland auch andere EU-Länder diesem Beispiel folgen werden“, betonte er.

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Derk Mielig 20.08.22 11:40
@Franky
Natürlich sind Drogen nichts für Kinder und Jugendliche. Wird ja auch schon immer über Alkohol und Tabak gesagt, nun eben auch über Cannabis. Das hat jedoch nichts mit der Entkriminalisierung, sondern der noch nicht vorerst fertig ausgebildeten Persönlichkeit zu tun.

Darüber hinaus: Schere, Messer, offenes Licht, sind für Kinderhände nichts!
Jomtien Franky 20.08.22 09:00
Wenn man...
...so oft liest, wie Kinder und Jugendliche das Zeug jetzt neuerdings angeboten kriegen, habe ich kein Verständnis für eine Entkriminalisierung...
Ich werde nit allen mir zur Verfügung stehenden Kräften dafür sorgen, dass mein Patenkind damit nicht in Kontakt kommt. Was für ein Elend!
Hans-Jürgen Thomas Kirchner 19.08.22 19:50
Guenter Scharf 19.08.22 12:50
Nicht missverstehen. Ich bin absolut für die Legalisierung.
Allerdings fällt mir auf, dass man in diesem Land alles gleich in Baht hochrechnet.
Sei es die Steuereinnahmen durch Cannabis oder die erwarteten Touristen, die dann immer xxx Baht Einnahmen generieren.
Rene Amiguet 19.08.22 19:20
Vervollständigung
Wie lange wid es wohl noch dauern bis auch der Freizeitkonsum legalisiert wird? Mit der Legalisierung des Eigenanbaus ist doch dies bereits geschehen weil bestimmt jedermann der dieses edle Plänzlein in seinem Balkon Blumentopf oder auch in seinem Garten selber anbaut macht dies bestimmt nicht nur um diese schöne Pflanze nur anzuschauen! Es wäre auch eine lohnende Einkommensquelle für den Staat mit der Möglichkeit der Besteuerung, analog zur Alkoholsteuer.
Christian Freder 19.08.22 18:50
"Einstiegsdroge"?
Ist nicht ein "einfaches" Bier der mögliche Beginn vom Alkoholkonsum, der sich bis zum 40%igen steigert?
Könnte nicht der legale Konsum von Cannabis, das Interesse auf Zigaretten oder gar Chrystal Meth erwecken?
Jede noch so legale Droge, macht die Welt sicher nicht besser!
Eigenverantwortung kann man sich sicher nicht von den Kindern und Jugendlichen erwarten, die hier schon mit 10 oder 12 Jahren Motorrad fahren, saufen, rauchen....

Günter Jack 19.08.22 16:30
@Gerhard Roehrl
Das ist auch genau meine Meinung!
Hammer 19.08.22 14:40
Und wie verhält es sich dann eigentlich
bei Auto/Motorrad fahren unter der Einwirkung von Cannabis?

Also in DE ist es so, dass eine Meldung an die Führerscheinstelle weitergegeben wird, von der Polizei.

Und diese will dann den Führerschein einkassieren, wegen fahren unter Drogeneinfluss.
Das wird eigentlich meist schön verschwiegen
Gerhard Roehrl 19.08.22 14:38
Anutin für Legalisierung des Freizeitkonsums
Gerade bei legalen Drogen sind die User sich oft nicht bewusst, welcher Gefahr Sie sich aussetzen. Weltweit liegt der Anteil der Todesfälle an legalen Drogen wie Alkohol oder Tabak in Verhältnis zu illegalen Drogen bei 99.5 Prozent. Daneben werden viele Alkohol User aggressiv, während Hanf eine dämpfende Wirkung hat. An den direkten Folgen von Gras stirbt weltweit niemand. Marihuana ist eine Heilpflanze und findet weltweit in immer mehr Ländern medizinische Anwendung. Wirtschaftliche Interessen und nicht die Gefahr die von Drogen bestimmen darüber, ob eine Substanz legal oder illegal ist. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn Menschen die affin mit der gefährlichen Droge Alkohol sind, über Marihuana lästern. Ich bin kein Konsument von legalen Drogen wie Alkohol oder von illegalen Substanzen aber es ist an der Zeit eine aufrichtige Drogenpolitik zu betreiben und nicht mit Interessen gesteuerten Halbwahrheiten die Menschen zu verunsichern.
Guenter Scharf 19.08.22 14:20
Viele "rauchende" Thais, Expqts und Touris
@Klaus Dieter Gerstmann, 19.08.22, 13:20: Es muss wohl genug rauchende Thais, Expats und Fqrang-Touris geben. Sonst wäre der Cannabis-Absatz ja nicht gestiegen. Und es gibt's ja nicht nur zum Rauchen, sondern auch in vielen Lebensmitteln und Getränken.
Klaus Dieter Gerstmann 19.08.22 13:20
Cannabis und kein Ende
Hurrah, Cannabis für alle Thais, Farangs und vor allem für die Touristen. Bringt richtig Kohle in die Kassen.
Was rauchen die Politiker eigentlich, ich denke zuviel Cannabis.
Herzliche Grüße von einem Nichtraucher.
Guenter Scharf 19.08.22 12:50
Entkriminalisierung von Cannabiskonsum
@Hans-Jürgen Thomas Kirchner, 19.08.22, 10:40: Ja, mit Cannabis-Legalisierung kann man Steuern einnehmen. Aber auch Ausgaben einsparen. Schließlich sitzen z. Z. viele wegen Drogenverstössen in Gefängnissen. Und das kostet viel Geld - in allen Ländern.
Hans-Jürgen Thomas Kirchner 19.08.22 10:40
Geld
Im Endeffekt geht es allen Ländern rund um den Globus um Steuereinnahmen.