Aktuelle Meldungen der Luftfahrt am Dienstag

Der Vorstandsvorsitzende der Knorr-Bremse AG und Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele. Foto: dpa
Der Vorstandsvorsitzende der Knorr-Bremse AG und Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele. Foto: dpa

Milliardär und Knorr-Bremse-Patriarch Heinz Hermann Thiele gestorben

MÜNCHEN: Als Unternehmer «bis zum letzten Atemzug» bezeichnete sich Heinz Hermann Thiele selbst. Neben seiner jahrzehntelangen Führungsrolle in seinem Unternehmen machte Thiele zuletzt als Großaktionär bei der Lufthansa von sich reden.

Der Milliardär und Patriarch des Bremsenspezialisten Knorr-Bremse, Heinz Hermann Thiele, ist tot. Er starb nach Angaben des Unternehmens überraschend am Dienstag im Alter von 79 Jahren im Kreise seiner Familie in München. Einer breiten Öffentlichkeit wurde Thiele bekannt, als er vergangenes Jahr in der Corona-Krise zum größten Aktionär der Lufthansa aufstieg. Er hatte den Einstieg des Staates zur Rettung der Fluggesellschaft kritisiert, dann aber doch zugestimmt.

In seinem Unternehmen, das er vom Sanierungsfall zu einem profitablen Weltmarktführer für Zug- und Lkw-Bremsen mit fast 30.000 Beschäftigten und rund sieben Milliarden Euro Umsatz gemacht hatte, war Thiele zuletzt stellvertretender Vorsitzender und Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrates. Er war erst im Juni 2020 nach vier Jahren Pause wieder in das Kontrollgremium eingezogen.

Thiele gehörte zu den reichsten Deutschen: Auf zuletzt gut 20 Milliarden Dollar schätzte die Nachrichtenagentur Bloomberg sein Vermögen. Aber Thiele hat es nicht geerbt - er ist Selfmade-Milliardär. In einem ersten Nachruf verweist das Unternehmen auf den frühen Tod des Vaters, der ihn sehr geprägt habe. Aus der Rückschau habe er «äußerst beschränkte finanzielle Verhältnisse und die mir sehr fehlende Vaterfigur genutzt, um aus eigener Kraft etwas zu schaffen», zitiert das Unternehmen den Firmenpatriarchen selbst.

Als 28-Jähriger hatte der gebürtige Mainzer nach seinem Jurastudium 1969 bei dem Münchner Mittelständler Knorr-Bremse angefangen - als Sachbearbeiter in der Patentabteilung. 1979 wurde er Vertriebschef, 1985 übernahm er die Firma. Der damalige Firmenerbe wollte alles verkaufen und sich nur noch der Religion widmen, die Geschäfte liefen schlecht. «Hier stimmte gar nichts», erklärte Thiele später in einer Firmenschrift.

Als sich kein Käufer fand, sicherte sich Thiele die angeschlagene Firma auf Pump: «Ich habe aus der Not eine Tugend gemacht.» Den Rat einer Unternehmensberatung, das Bremsengeschäft abzustoßen und sich auf Industriepneumatik zu spezialisieren, schlug er in den Wind - und tat das Gegenteil. Thiele war bis 2007 Vorstandsvorsitzender, von 2007 bis 2016 Vorsitzender des Aufsichtsrats und ab Juli 2020 dessen stellvertretender Vorsitzender.

Aus Unternehmenskreisen hieß es: «Er ist der klassische Patriarch. Noch nie ist eine Entscheidung ohne ihn gefallen.» Als das «Manager Magazin» Thiele in seine «Business Hall of Fame» aufnahm und als «hervorragenden Unternehmer und Antreiber» würdigte, war die Auszeichnung Knorr-Bremse im Geschäftsbericht 2017 ganz vorne die erste Doppelseite wert. Thiele sagte dem Magazin: «Ich bin Unternehmer und werde bis zum letzten Atemzug unternehmerisch tätig sein.»


UN-Expertin verurteilt Irans Erklärung zu Flugzeugabschuss 2020

TEHERAN: Der Iran hat die Umstände beim irrtümlichen Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeugs vor gut einem Jahr bewusst verschleiert. «Die Ungereimtheiten in den offiziellen Erklärungen scheinen darauf angelegt zu sein, ein Maximum an Verwirrung und ein Minimum an Klarheit zu schaffen», sagte die UN-Expertin für außergerichtliche Hinrichtungen, Agnes Callamard, am Dienstag in Genf. Der Iran habe mit dem Abschuss und den anschließenden Verschleierungen mehrere Menschenrechtsverletzungen begangen.

Callamard veröffentlichte einen 45 Seiten langen Brief mit Fragen, den sie im Dezember an die Regierung in Teheran geschickt hatte. Sie habe keine Antwort erhalten. Briefe dieser Art bleiben für 60 Tage vertraulich.

Die Maschine mit der Flugnummer PS752 war am 8. Januar 2020 von iranischen Streitkräften kurz nach dem Start in Teheran abgeschossen worden. Alle 176 Menschen an Bord kamen dabei ums Leben. Der Abschuss wurde von der iranischen Führung zunächst geleugnet. Später hieß es, das Flugzeug sei irrtümlich für eine amerikanische Rakete gehalten worden. Nach Angaben der Luftfahrtbehörde war das Radarsystem falsch ausgerichtet, was zu einem Kommunikationsfehler geführt habe. Der Absturz gehe auf einen «menschlicher Fehler» zurück.

Nach Angaben von Callamard waren die Erklärungen unzureichend. So sei nicht erklärt worden, warum das Radarsystem falsch ausgerichtet war. Auch sei unklar, warum Größe und Flugverhalten des Zielobjekts nicht geprüft worden seien. Plünderer seien zur Absturzstelle gelassen worden und der Platz sei später planiert worden, ohne, dass Angehörige der Opfer Erinnerungsstücke erhalten hätten. Die Angehörigen seien respektlos behandelt worden.


Marokko stellt Flugverkehr von und nach Deutschland ein

RABAT: Marokko hat aus Sorge vor der Ausbreitung der neuen Corona-Mutationen vorläufig den Flugverkehr von und nach Deutschland eingestellt. Die Beschränkungen gelten seit Dienstag und sollen zunächst bis zum 21. März gelten, wie die deutsche Botschaft in Rabat unter Berufung auf die marokkanische Regierung mitteilte.

Zudem dürften auch Menschen unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft nicht mehr nach Marokko einreisen, die sich vorher in Deutschland aufgehalten haben. Auch eine Einreise über Drittstaaten sei nicht mehr möglich, Ausreisen hingegen schon, hieß es.

Auch Flugverbindungen von und in die Schweiz sowie von und nach Österreich wurden ausgesetzt - aus «gesundheitspolitischen Gründen», wie die österreichische Botschaft erklärte. Die niederländische Botschaft teilte mit, dass auch Flüge in die Niederlande und die Türkei vorläufig eingestellt worden seien. Bereits im Dezember hatte Marokko aus Sorge vor einer Ausbreitung der neuen Corona-Mutation einen Flugstopp von und nach Großbritannien verhängt.


Nach angekündigtem Lockdown-Ende: Briten buchen üppig Reisen

LONDON: Nach den angekündigten Corona-Lockerungen in England verzeichnen britische Reise- und Urlaubsanbieter ein sprunghaft gestiegenes Interesse. Flugbuchungen aus Großbritannien seien in den Stunden nach der Rede von Premierminister Boris Johnson um 337 Prozent im Vergleich zur Vorwoche und Urlaubsbuchungen sogar um 630 Prozent gestiegen, teilte die Fluggesellschaft Easyjet in Luton mit. Der größte britische Reiseanbieter Tui UK verzeichnete eine Versechsfachung der Buchungen. An der Londoner Börse legten die Aktien der Konzerne am Dienstag kräftig zu.

Johnson hatte am Montag die Pläne der Regierung aus dem Corona-Lockdown vorgestellt. Demnach sollen die Restriktionen schrittweise aufgehoben werden, bis vom 21. Juni an dann gar keine Beschränkungen mehr gelten. Bereits vom 17. Mai an könnte Urlaub im Ausland wieder erlaubt werden. Voraussetzung für jede Lockerung ist, dass die Zahl der Neuinfektionen niedrig bleibt und das Impfprogramm weiter voranschreitet.

Beliebte Reiseziele waren den Konzernen zufolge Malaga, Alicante sowie Mallorca in Spanien, Faro an der Algarve in Portugal sowie die griechische Insel Kreta. Die meisten Buchungen wurden für August gemacht. «Die Ansprache des Premierministers hat vielen Kunden in Großbritannien einen dringend benötigten Vertrauensschub verliehen», sagte Easyjet-Chef Johan Lundgren der Mitteilung zufolge.

Tui-UK-Chef Andrew Flintham bot der Regierung an, gemeinsam einen «risikobasierten Rahmen» zu entwickeln, damit Urlauber diesen Sommer ins Ausland reisen können. «Die Menschen können sich auf eine wohlverdiente Pause nach einem für viele sehr schwierigen Jahr freuen», sagte Flintham der Nachrichtenagentur PA zufolge.

Gesundheitsminister Matt Hancock betonte, die Effektivität von Impfstoffen gegen neue Corona-Varianten werde eine große Rolle bei der Zulassung internationaler Reisen spielen. «Wir müssen uns gegen die neuen Varianten wappnen, das ist eine große Herausforderung», sagte Hancock am Dienstag dem Sender Sky News. «Falls die Vakzine nicht dagegen wirken, wird es deutlich schwieriger.»


Zwei Tote bei Absturz von Hubschrauber in Polen

PSZCZYNA: Beim Absturz eines privaten Hubschraubers in Polen sind zwei Menschen ums Leben gekommen. Das Unglück habe sich in der Nacht auf Dienstag in der Nähe der Kleinstadt Pszczyna in Schlesien ereignet, sagte ein Sprecher der örtlichen Feuerwehr laut Nachrichtenagentur PAP. Zwei weitere Insassen seien verletzt worden. Die Absturzstelle lag demnach an einem schwer zugänglichen Ort im Wald. Nach Angaben der Feuerwehr waren vier Menschen in dem Helikopter unterwegs. Bei den Verletzten handelt es sich um einen Mann und eine Frau. Sie wurden zur Behandlung in zwei Krankenhäuser gebracht. Ihr Zustand sei trotz diverser Brüche und Prellungen stabil, hieß es.

Bei den Toten handelt es sich um den Piloten des Hubschraubers sowie um einen Unternehmer, den Inhaber einer in Polen bekannten Champignonzucht. Der Pilot sei Angestellter des Unternehmens gewesen, hieß es in einer Stellungnahme der Firma. Die Absturzursache soll nun von der Kommission für Luftfahrt-Unglücke untersucht werden.

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