Wie kann man Windenergie speichern?

Foto: epa/Remko De Waal
Foto: epa/Remko De Waal

HASELÜNNE (dpa) - Das Problem mit den erneuerbaren Energien? Ihre schlechte Planbarkeit. Zwar hat die Sonne Unmengen mehr Energie als die Menschen brauchen würden, aber sie scheint nicht immer dann, wenn viele viel den Strom benötigen. Und auch bei der Windkraft besteht das Problem, dass sie sich nicht so punktgenau ein- und abschalten lässt, wie es der Bedarf erfordert. Was liegt also näher, als erneuerbare Energie zu speichern, etwa in riesigen Batterien?

Was es schon in manchen Privathaushalten gibt, um den Strom aus Photovoltaikanlagen besser nutzen zu können, will ein Unternehmer aus dem Emsland bei einem Windparkprojekt standardmäßig einbauen: Schiffscontainergroße Batterien sollen den Strom zwischenspeichern.

Geplant ist der Einsatz der Batteriespeicher bei einem Windpark in dem Pyrenäen-Staat Andorra. Der 27 Jahre alte Unternehmer Hendrik Holt aus dem niedersächsischen Haselünne will für das Fürstentum mit knapp 80.000 Einwohnern einen Windpark mit einer Gesamtleistung von jährlich 60 Millionen Kilowattstunden errichten. Andorra wolle unabhängiger werden von Stromlieferungen aus Frankreich und Spanien, sagt der Geschäftsführer des Projektentwicklers Holt Holding.

Allein aus diesem Windpark könnte ein Viertel des gesamten Energiebedarfes Andorras gedeckt werden. Die Windräder stehen in einer Höhe von 2.700 Metern - von den Windverhältnissen her ideal. Das Auftragsvolumen betrage etwa 60 Millionen Euro. «Die Anlagen stehen sehr konzentriert, eine Verspargelung der Landschaft wird es dort nicht geben», sagt der Generaldirektor des Unternehmens, Heinz Luchterhand. Der Windpark werde in einer Zone errichtet, wo niemand wohne und wo es auch keine Touristen hinziehe. «Der Windpark ist kaum zu sehen, er sitzt in einer Bergkette.»

Wichtig sei für den Windpark die Möglichkeit, Strom zu speichern, so dass er auch nutzbar sei, wenn die Windräder stillstehen - etwa bei Wartungsarbeiten oder schwierigen Wetterbedingungen im alpinen Winter. Aus Platzgründen werde es wahrscheinlich auf Batteriespeicher hinauslaufen - sechs Speicher, so groß wie Schiffscontainer. Jeder Speicher müsse in der Lage sein, die Tagesproduktion Strom eines Windrades zu speichern.

Als Energiespeicher im großen Maßstab für Strom aus Sonne oder Wind bieten sich drei verschiedene Techniken an, sagt Peter Röttgen, Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energie: Große Wärmespeicher, bei denen Wasser erhitzt wird, und die dann etwa für Fernwärme genutzt werden können. Eine andere Technik unter dem Namen «Power to Gas» - etwa: Energie wird zu Gas - setzt auf Elektrolyse. Dabei wird der Strom genutzt, um Wasser in die chemischen Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zu trennen. Der Wasserstoff lasse sich als Energieträger speichern. Aber es gibt laut Röttgen auch große Batteriespeicher: «Das ist heute auch schon Stand der Technik.»

Schon immer seien Batterien in Kraftwerken verwendet worden. «In den letzten Jahren sind Batteriespeicher im Megawatt-Bereich entwickelt worden.» In England habe es gerade eine Ausschreibung für einen Batteriespeicher mit einer Kapazität von zweihundert Megawatt gegeben, aufgebaut aus Teilanlagen zu je 20 Megawatt. Batterien seien eine von mehreren Lösungen für das Problem, Strom aus erneuerbaren Quellen speichern zu müssen, sagt Röttgen. Ein Teil könne in Batterien gespeichert werden, ein anderer werde zur Produktion von Wasserstoff verwendet und auch Wärme könne hergestellt werden.

Bislang stelle sich für Windkraftbetreiber in Deutschland die Frage, ob sie einen Speicher benutzen, aber nicht, sagt Stefan Grothe vom Bundesverband Windenergie. Denn bislang bekommen die Windmüller eine feste Vergütung für ihren Strom, unabhängig von der Nachfrage. Für den Betreiber fehle damit der Anreiz, direkt in Speichertechnik zu investieren. Es gebe aber bereits erste Projekte mit Speichermöglichkeiten. Denn in der Zukunft dürfte ein Szenario wichtig werden, für das Fachleute den Begriff «Sektorenkopplung» benutzen. In einigen Jahren werde man nicht mehr die Energiegewinnung, die Wärmeversorgung und den Verkehr als drei getrennte Bereiche sehen, sondern als miteinander vernetzte Einheit. Strom, für den es gerade keine Nachfrage gebe, könnte so tatsächlich zur Wärmegewinnung genutzt werden - und Elektroautos dienten mit ihren Batterien auch als Stromspeicher. In diesem Kontext werde das Thema Energiespeicherung deutlich wichtiger als heute.

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Johann Riedlberger 11.09.17 21:46
man könnte so vieles
wenn es nicht immer wieder an den lästigen Kosten scheitern würde. Rechnen Sie doch mal aus wie viele Fußballplätze Andorra bauen müsste damit man den Windstrom speichern kann. Man muss aber schon ein paar Tage Reserve haben damit man Flauten überbrücken kann. Das Beispiel dafür ist El Hierro- Das bittere Ende eines Enregiewende-Märchens. Die Träume scheitern trotz üppiger Subventionen. Dass die Kernenergie am Abfall scheitert ist politisch gewollt, aber kein Naturgesetz.Ich hätte gerne was von dem Abfall in Form eines RTGs hinterm Haus.
P.I.N.O MAERZ 11.09.17 18:19
Melde mich
mal hier zu wort, ich bin kein fachmann was die energie versorgung angeht und speicherung mittels schwungrädern usw. ich denke aber das die atom oder Kernkraft eine saubere energie gewinnung ist...WENN jetzt kommt das große WENN, der Abfall nicht wäre, der noch viele gererationen,also unsere Kinder und Enkel und Urenkel belasten wird, somit wird es zeit endlich aus dieser sehr gefährlichen energie gewinnung auszusteigen, denn bis zum jetztigen zeitpunkt wissen die Fachleute noch immer nicht was man mit dem radioaktiven abfall anfangen soll und wo dieser gefährliche abfall sicher gelagert werden kann.Nur eine Meinung eines Familievaters.
Johann Riedlberger 11.09.17 16:24
Kernkraft
ist der Fachausdruck, Atomkraft ist das Vokabular von Aktivisten. Wer so Angst vor Radioaktivität hat muss sich von Menschen fernhalten, da ein jeder Mensch mit etwa 9000 Becquerel strahlt.
Die aufgezählten Anwendungen sind aus dem Motorsport wo eben ein kompliziertes Reglement optimal ausgenutzt werden muss. Das ASDEX Experiment zeigt auch dass es eben die Kurzzeitspeicherung ist, die man mittels bewegter Masse vornehmen kann. Man hätte auch 416 Autobatterien nehmen können um die gleiche Energie bestimmt billiger zu speichern, wenn man sie nicht in so kurzer Zeit abrufen muss.
Wenn es einen praktischen Nutzen bringen sollte wird es durch marktwirtschaftliche Mechanismen zum Erfolg werden.
Es waren übrigens sehr junge Leute die mich von den Vorteilen der Kernkraft überzeugt haben, anscheinend haben sie den Kontakt mit der jetzigen Generation verloren.
Johann Riedlberger 11.09.17 12:09
5 kWh
Aber mit neuen Zahlen wollen sie sich nicht mehr festlegen! Wenn man nur ein wenig nachrechnet sind die "tollen" Konzepte immer schnell entzaubert.Wenn eine Technologie unterfördert ist, dann ist es die Kernenergie. Eine halbe Billion ist schon in die deutsche Energiewende geflossen, nur ein paar Milliarden in die Kernfusion! Wo sitzt da die Lobby?
Wir sind wie die ersten Menschen die das Feuer entdeckt haben, aber nach 70 Jahren meinen dass man diese "Himmelskraft" nicht benutzen dürfte, weil es damals bestimmt auch zur Unfällen gekommen ist. Solche Stämme hat es damals mit Sicherheit gegeben, aber sie sind ausgestorben.
Wo große Energie gespeichert ist, besteht auch ein großes Risiko. Seit Ende des 2. Weltkriegs sind über 45000 Tote durch Dammbrüche zu beklagen, eigentlich sollte man sich schon lange aus so einer Hochrisiko Technologie zurückgezogen haben. Wenn gleiche Maßstäbe angelegt würden.
Es wird aber keinen Sinn machen Sie noch von ihrer fast religiösen Überzeugung bekehren zu wollen.
Johann Riedlberger 11.09.17 09:03
Gyrobus
um die 5 kWh Energie zu speichern benötigen diese Busse Schwungräder von 1.6 Meter Durchmesser und 1,5 Tonnen Gewicht. Dabei beträgt die Reichweite nur 20 km. Diese Energie kann auch in 5 grösseren Autobatterien gespeichert werden, oder wird beim verbrennen von 0,4 Liter Dieselkraftstoff frei.Es liegt als nicht an irgendeiner Verschwörung dass sich so eine Technologie am Markt nicht durchsetzen kann.
Johann Riedlberger 10.09.17 16:19
Milchmädchenrechnungen
Sobald es um die Erneuerbare Energie geht haben die Milchmädchen Hochkonjunktur. Das geht dann schon bei den verwendeten Einheiten los. Es werden bunt Kilowatt und Kilowattstunden oder auch ml PS vermischt. Natürlich kann man 100 PS für eine gewisse Zeit in einer bewegten Masse von 18 kg speichern. Es würde auch ein Gramm reichen, es kommt nur auf den Durchmesser und die Drehzahl, so wie auf die gewünschte Dauer die man speichern möchte an. Als Beispiel, man kann 100PS für eine Sekunde speichern wenn das Schwungrad einen Meter Durchmesser hat (auf dem sich idealerweise die ganze Masse befindet) und sich mit etwa 1720 1/min dreht. Die gyroskopischen Effekte beim Fahren müssten lustig sein.
Jürgen Franke 09.09.17 16:38
Das Problem der Energiespeicherung
wird uns noch viele Jahre beschäftigen, denn Energie muß jederzeit abrufbar sein..