Wahlkampf in 140 Zeichen: Wilders gibt den Trump

Foto: epa/Michael Reynolds
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DEN HAAG (dpa) - Zwei Männer treffen sich im Zigarren-Salon im schicken Hotel des Indes in Den Haag. Sie nehmen in den tiefen Clubsesseln aus rotem Leder Platz. Der eine ist der bekannte TV-Journalist Rik Niemann, der andere der Rechtspopulist Geert Wilders. Es geht um die Zukunft der Niederlande.

Es war eine pompöse Kulisse für einen bemerkenswerten Auftritt an diesem Sonntag. Zum ersten Mal vor der Parlamentswahl am 15. März stellte sich Wilders eine Stunde lang den kritischen Fragen eines TV-Senders. Bislang hatte er selbst persönlich gar nicht im Wahlkampf mitgemischt. Dabei dreht sich bei dieser Wahl alles um ihn, den hochgewachsenen Politiker aus der Karnevalshochburg Venlo.

28 Parteien bewerben sich um die 150 Sitze der Zweiten Kammer. Nach den Umfragen kann Wilders Partei für die Freiheit (PVV) mit gut 20 Prozent stärkste Kraft werden.

Unter strengster Geheimhaltung war das TV-Interview in Den Haag aufgenommen worden. Nach Bedrohungen durch radikale Islamisten wird der Politiker seit gut zwölf Jahren rund um die Uhr bewacht und ist in seiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Aber das ist nicht der Grund, warum er eigentlich Medien meidet.

Warum sollte der 53-jährige Abgeordnete mit Bürgern reden? Warum mit anderen Politikern debattieren? Warum sich den kritischen Fragen in Talkshows stellen? Das sei überflüssig, sagte Partei-Chefideologe Martin Bosma kürzlich. «Es geht doch sowieso nur um ihn.»

Nur mit seinem Smartphone präsentiert sich Wilders als Alternative zum «Establishment». Ein Tweet, ein Schlag unter die Gürtellinie des Gegners in 140 Zeichen. Immer wieder ist dem Mann mit der fahlblond gefärbten Haartolle die totale Aufmerksamkeit gewiss.

Vor einigen Tagen war es wieder einmal soweit: Wilders verbreitete über Twitter ein manipuliertes Foto, das den Linksliberalen Alexander Pechtold angeblich zwischen radikalen Islamisten zeigte, die die «Scharia für die Niederlande» forderten. Medien und Politiker reagierten entsetzt. Wilders frohlockte über die Aufmerksamkeit. «Und billig ist es auch», sagte er nun in dem TV-Interview und weist auf sein großes Vorbild in den USA.

Wie US-Präsident Donald Trump kommuniziert Wilders am liebsten über Twitter. Wie dieser sieht er sich im Kampf gegen die «Elite» von Medien und Politik. Und auch er setzt voll auf «Holland First». «Unser Land ist gekapert, und wir müssen es wieder zurückerobern», sagte er nun erneut. Er will nach einem Wahlsieg den Islam aus den Niederlanden verbannen.

Auch Wilders setzt gerne auf Fake-News: Blonde Frauen trauten sich nicht mehr auf holländische Straßen, betonte er. Oder: Holländer dürfen wegen der Muslime nicht mehr Weihnachten oder Ostern feiern.

Das Programm seiner Partei für die Freiheit passt locker auf eine DIN-A4-Seite. Wichtigste Punkte sind der Austritt aus der EU, Grenzen dicht, Verbot des Koran und der Moscheen.

Die simplen Botschaften kommen offensichtlich an. Nicht nur bei seinen Stammwählern von etwa neun Prozent. Nach den Umfragen wollen ihm 20 Prozent ihre Stimme geben.

Doch das heißt nicht, dass er gute Chancen hat, Ministerpräsident zu werden. Nach dem Wahlsystem, das keine Sperrklausel kennt, kann faktisch nur eine Koalition regieren. Und nach den Umfragen sind in diesem Jahr für eine stabile Regierung sogar mindestens vier Parteien nötig.

Zwar will bislang keine Partei mit Wilders zusammenarbeiten. Doch was geschieht nach einem Wahlsieg von Wilders? Die Angst vor einer weiteren Polarisierung des Landes ist groß.

Die Wähler sind verunsichert. 40 Prozent wissen noch gar nicht, wem sie am 15. März ihre Stimme geben sollen. Nach einer Studie der Universität Amsterdam wollen bis zu 20 Prozent strategisch wählen, das heißt Wilders verhindern. Davon könnte, nach der Studie der Wahlforscher die rechtsliberale VVD von Ministerpräsident Mark Rutte profitieren.

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Jürgen Franke 15.02.17 11:13
Glücklicherweise kann auch dieser
Wahlausgang nicht vorausgesagt und somit zu einer Überraschung werden. Auch der Hinweis, dass das Wahlprogramm auf eine DIN A 4 paßt, verdeutlicht die tendenziöse Berichtserstattung. Bisher habe ich noch nicht gehört, dass Wilders so einen Blödsinn von sich gegeben hat, wie der Höcke. Der 15.März wird also spannend für Europa.
Jack Norbert Kurt Leupi 14.02.17 13:49
Einseitige Berichterstattung /Herr D.Pires
Entweder sind Sie ein Wunschdenker ,Hobby-Astrologe oder ein Wahrsager ? Merke : weil das Unerwünschte nicht immer das" Falsche " ist , ist das von Ihnen Erwünschte auch nicht immer das "Richtige " ! Käme ein Alien auf Besuch, so würde ihm etwas Merkwürdiges unter gewissen Menschen auffallen : viele dieser Menschen leben Draufgängischer als je zuvor in der Geschichte der Menschheit .Andere Gruppen , leiden unter einer Angst ,die anderen Generationen in dieser Art völlig fremd war ! Eine auf den ersten Blick merkwürdige Diskrepanz ! " Sé paciente con todo el mundo ; pero sobre todo contigo mismo " !
Dracomir Pires 14.02.17 10:44
Einseitige Berichterstattung der Medien
Die Medien können es einfach nicht lassen: Sie bashen jene Politiker fürchterlich, welche sich gegen die Islamisierung des Westens wehren. Dass dies nicht funktioniert, sollte spätestens durch die Trump-Wahl klar sein. Und später durch die Abwahl von Merkel. Und durch den Sieg von Marine Le Pen. Geert Wilders will den Islam verbannen. Das ist nicht nur richtig, sondern absolut nötig. Ziemlich sicher wird das Volk ihm deshalb am meisten Stimmen gaben. Noch sicherer ist es, dass sich die anderen naiven Parteien gegen Geert Wilders zusammenrotten.