DeutlicherVorsprung für Merkel prognostiziert

Foto: epa/ Thomas Wieck
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BERLIN (dpa) - Mit großem Vorsprung in den Umfragen gehen Angela Merkel und die Union in die Bundestagswahl am Sonntag. Allerdings müssen CDU und CSU mit deutlichen Verlusten gegenüber dem Ergebnis von 2013 rechnen. Letzte Umfragen sehen die Union zwischen 34 und 36 Prozent.

Angesichts des dennoch sicher erscheinenden Wahlsiegs der Kanzlerin wird vor allem das Abschneiden der AfD mit Spannung erwartet. Die Partei könnte ein zweistelliges Ergebnis erzielen und als drittstärkste Kraft in das Parlament einziehen.

Völlig offen ist, mit welcher Koalition Merkel eine vierte Amtszeit als Kanzlerin antreten könnte. Neben einer Fortsetzung der großen Koalition mit der SPD könnte auch ein Jamaika-Bündnis aus Union, FDP und Grünen rechnerisch möglich sein. Ob es für eine Koalition nur aus CDU/CSU und FDP reicht, bleibt bis zuletzt ungewiss. Am Freitag boten die Parteien noch einmal ihr komplettes Spitzenpersonal zum Endspurt des Wahlkampfs auf.

Nach aktuellen, am Freitag veröffentlichten Umfragen steht die SPD mit ihrem Kanzlerkandidaten Martin Schulz bei 21 bis 22 Prozent. Die AfD käme auf 11 bis 13 Prozent, die Linke auf 9,5 bis 11, die FDP auf 9 bis 9,5 und die Grünen auf 7 bis 8 Prozent. Die Demoskopen betonen, die Zahlen gäben lediglich ein Stimmungsbild wieder und stellten keine Prognose für den Wahlausgang dar.

Bei der Bundestagswahl 2013 hatte die Union 41,5 Prozent bekommen, die SPD 25,7 Prozent, die Linke kam auf 8,6, die Grünen erreichten 8,4 Prozent. FDP (4,8) und AfD (4,7) scheiterten an der Fünf-Prozent-Hürde. Der großen Koalition von Union und SPD könnten damit Verluste von rund 10 Prozentpunkten gegenüber 2013 drohen.

Rund 61,5 Millionen Deutsche sind am Sonntag zur Wahl aufgerufen. Fast ein Drittel wollte Umfragen zufolge per Briefwahl abstimmen, so viele Wähler wie nie zuvor. 42 Parteien beteiligen sich an der Wahl. Die Wahllokale haben von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet.

Merkel und der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer demonstrierten beim CSU-Wahlkampfabschluss am Freitagabend in München Einigkeit. Die Kanzlerin lobte mehrfach die Politik der CSU in Bayern - und Seehofer Merkels Regierungszeit als «gute Jahre». Den Konflikt um eine feste Obergrenze für Flüchtlinge von 200.000 pro Jahr, die die CSU massiv fordert und Merkel klar ablehnt, blendeten die beiden aus. Merkel bekräftigte im Rückblick auf die Flüchtlingskrise 2015 lediglich: «Das, was 2015 war, das darf, das soll und das wird sich auch nicht wiederholen. Wir haben aus den Ereignissen von damals gelernt.»

Gestört wurde die Kundgebung auf dem Marienplatz von einem massiven Pfeifkonzert und Sprechchören von Unions-Kritikern von links und rechts.

Beim offiziellen SPD-Wahlkampfabschluss warnte Schulz vor einer vierten Amtszeit von Kanzlerin Angela Merkel. Der Wahlsonntag sei keiner wie jeder andere: «Es geht darum zu verhindern, dass unser Land eine Regierung der sozialen Kälte bekommt», sagte Schulz auf dem Berliner Gendarmenmarkt. Jeder spüre doch, «dass es in Deutschland brodelt». Er habe es satt zu akzeptieren, dass es einer Frau an der Spitze des Landes egal sei, dass Frauen schlechter bezahlt würden als Männer.

Die Grünen-Spitzenkandidaten Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt begannen einen «Wahl-Marathon», der sie innerhalb von 42 Stunden noch einmal in alle 16 Bundesländer führen sollte. Bei einer Kundgebung in Berlin bekräftigte die Linke ihre Absicht, drittstärkste Partei zu werden. Es sei eine «üble Legende», dass es keine Wechselstimmung in Deutschland gebe, sagte Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht.

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Jürgen Franke 23.09.17 14:39
Eigentlich ist nur zu hoffen, dass es nicht wieder
zu einer Groko kommt. Die Grünen werden sich heute noch darüber ärgern, dass sie vor vier Jahren zu feige waren, in die Koalition einzutreten, die man ihr angeboten hatte. Aber durch die eigentlich vergeigte Wahl, wollte Trittin lieber Opposition spielen. Glücklicherweise findet jetzt Schulz, dass es in Deutschland brodelt. Reichlich spät Herr Schulz. Kommt die AfD ins Parlament, sind dort 80 Rabauken mehr, die für Stimmung sorgen können.