Oppositionsführer Guaidó reist zu Treffen mit Pompeo

Foto: epa/Miguel Gutierrez
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BOGOTÁ (dpa) - Seit einem Jahr will der selbst ernannte Interimspräsident den sozialistischen Staatschef Maduro aus dem Amt drängen. Der aber klebt fest an seinem Stuhl. Zum Jahrestag geht Guaidó wieder auf Tour: Im Ausland hat er es leichter als daheim.

Trotz eines Reiseverbots ist der selbst ernannte Interimspräsident und Oppositionsführer Juan Guaidó aus seiner Heimat Venezuela ins Nachbarland Kolumbien gereist. Der kolumbianische Staatschef Iván Duque empfing ihn am Sonntag im Präsidentenpalast Casa de Nariño in Bogotá mit militärischen Ehren. «Wir werden die Unterstützung der Welt festigen, um die Freiheit für Venezuela zu erringen», schrieb Guaidó nach dem Arbeitstreffen mit Duque und Kolumbiens Vizepräsidentin Marta Lucía Ramírez sowie Außenministerin Claudia Blum auf Twitter.

Am Montag wollte Guaidó am Rande eines regionalen Ministertreffens zum Thema Terrorismus in Bogotá mit US-Außenminister Mike Pompeo zusammenkommen. «Ich freue mich, ein Treffen mit ihm zu haben», sagte Pompeo nach Angaben mitreisender Journalisten vor seinem Abflug aus Berlin. Die USA gehören zu den wichtigsten Unterstützern Guaidós, der seit einem Jahr versucht, den sozialistischen Staatschef Nicolás Maduro aus dem Amt zu drängen. Allerdings entstand zuletzt der Eindruck, dass US-Präsident Donald Trump angesichts mangelnder Fortschritte das Interesse an Venezuela verloren hat.

Parlamentschef Guaidó hatte sich vor einem Jahr zum Interimspräsidenten erklärt und den sozialistischen Staatschef Maduro damit offen herausgefordert. Zwar ist Maduro mittlerweile weltweit weitgehend isoliert, allerdings hält er sich mit Hilfe des Militärs weiter an der Macht. Guaidó wird auf dem internationalen Parkett zwar hofiert, kann sich in Venezuela aber nicht durchsetzen. Die humanitäre Lage in dem einst reichen Land mit den weltgrößten Erdölreserven ist katastrophal. 4,5 Millionen der gut 30 Millionen Venezolaner haben das Land bereits verlassen.

Zuletzt hatte Maduro versucht, Guaidó in seiner eigenen Machtbastion - dem von der Opposition dominierten Parlament - anzugreifen. Sicherheitskräfte versperrten den regierungskritischen Abgeordneten Angang Januar den Weg zur Nationalversammlung, während sozialistische Parlamentarier und abtrünnige Oppositionelle einen Gegenkandidaten zum Parlamentschef wählten. Allerdings ließ sich Guaidó wenig später von seinen Anhängern an anderer Stelle im Amt bestätigen. Das Parlament ist nun in zwei konkurrierende Häuser gespalten.

Wegen laufender Strafverfahren darf Guaidó das Land eigentlich nicht verlassen. Im vergangenen Jahr war er ebenfalls nach Kolumbien und in andere südamerikanische Länder gereist. Bei seiner Rückkehr wurde er am Flughafen von Caracas von einer Reihe ausländischer Diplomaten erwartet, die mit ihrer Anwesenheit seine Festnahme verhindern wollten. Wegen Einmischung in die inneren Angelegenheiten wurde der deutsche Botschafter daraufhin zur unerwünschten Person erklärt und des Landes verwiesen.

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Ingo Kerp 20.01.20 13:24
Was erwartet Guaidó von den Gesprächen? Außer moralischer Unterstützung wird dabei nichts herauskommen. Da RUS und CHN im Land investiert haben und angebl. auch einige deren Landsleute vor Ort sind, schließt sich ein milit. Eingreifen Dritter aus.Nachdem es inzwischen auf Grund dubioser Vorkommnisse 2 Parlamente gibt, das Militär hinter Maduro steht, kann man dem Guaidó die Einreise verwehren. Und dann?