Opposition will nicht mehr mit Maduro verhandeln

Foto: epa/ Rayner Pena R.
Foto: epa/ Rayner Pena R.

CARACAS (dpa) - Fast ein Jahr nach Beginn des erbitterten Machtkampfs in Venezuela hat die Opposition weitere Gespräche mit der Regierung von Präsident Nicolás Maduro vorerst ausgeschlossen.

«Maduro hat jede Verhandlungslösung der Krise in Venezuela unmöglich gemacht», teilte der Oppositionsführer und selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó am Freitag mit. Nach Angaben der Regierungsgegner war eine norwegische Delegation auf dem Weg in das südamerikanische Land, um die Verhandlungen zwischen den verfeindeten Lagern wieder anzuschieben.

Unter der Vermittlung von Norwegen hatten Regierung und Opposition im vergangenen Jahr in Oslo und Barbados nach einem Ausweg aus der festgefahrenen Situation gesucht. Guaidó hatte sich am 23. Januar vergangenen Jahres zum Interimspräsidenten erklärt und Maduro damit offen herausgefordert. Zwar wird er von zahlreichen Ländern anerkannt, allerdings sitzt in Venezuela Staatschef Maduro weiterhin fest im Sattel. «Der Prozess von Oslo und Barbados ist abgeschlossen und wir werden an keinem Treffen teilnehmen», hieß es in einer Erklärung von Guaidó.

Die humanitäre Lage in Venezuela ist katastrophal. Aus Devisenmangel kann das einst reiche Land mit den weltgrößten Erdölreserven kaum noch Lebensmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs importieren. Immer wieder kommt es zu Stromausfällen. 4,5 Millionen der gut 30 Millionen Venezolaner haben das Land bereits verlassen.

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Ingo Kerp 12.01.20 17:30
Diplomatie ist besser und gesünder für die Menschen, als ein Krieg. In Venezuela wäre Diplomatie in Form von Gesprächen zwischen Regierung und Opposition weiterhin die einzige Moeglichkeit einer Beilegung des Konfliktes. Abbruch der Gespräche wäre kontraproduktiv, da die Opposition sich damit ihrer, wenn auch schmalen Moeglichkeiten nimmt, die sie zur evtl. Einflußnahme benoetigt.
Thomas Sylten 12.01.20 17:24
selbsternannter Präsident UND Parlamentspräsident
Nur weil Guaidó vom interessengeleiteten Westen "anerkannt" wird, ist er noch lange nicht Kalif anstelle des Kalifen - er vertritt ja nicht einmal die Opposition zur Gänze, sondern nur immer kleinere Teile von ihr, nämlich diejenigen Hardliner, die jede Verhandlungslösung ausschließen und nach immer mehr Sanktionen gegen ihre eigene Bevölkerung rufen. Ohne diese Sanktionen könnte die Regierung ihr Öl auch verkaufen und hätte dann die benötigten Devisen, die sie nachweislich stets eher zugunsten der "normalen" Bevölkerung eingesetzt hat als die eben darüber wütenden Oberschicht-Guaidó-Anhänger. Hoffentlich kommen diese Amerika-Günstlinge, die immer nur in ihre eigene Tasche gewirtschaftet haben, nie wieder an die Macht - auch wenn ich mir auch mehr innerparteiliche Demokratie bei der Regierung wünschen würde, die freilich unter diesen fast-Kriegsbedingungen nur schwer realisierbar sind.