UN besorgt über ethnisch motivierte Angriffe in West-Darfur

Mit einer Fähre überqueren Busse mit Sudanesen den Nil, nachdem sie die Grenze zum Sudan überquert haben. Foto: epa/Khaled Elfiqi
Mit einer Fähre überqueren Busse mit Sudanesen den Nil, nachdem sie die Grenze zum Sudan überquert haben. Foto: epa/Khaled Elfiqi

KHARTUM/GENF: Das UN-Menschenrechtsbüro zeigt sich äußerst besorgt über Berichte über ethnisch motivierte Massenangriffe in der sudanesischen Region West-Darfur. Die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) und verbündete arabische Milizen hätten demnach Anfang November Hunderte Zivilisten der ethnischen Minderheit Masalit getötet, sagte Jeremy Laurence, Sprecher des Büros, am Freitag in Genf. Einige der Opfer seien Augenzeugenberichten zufolge hingerichtet oder bei lebendigem Leibe verbrannt worden, so Laurence. Zudem habe es Berichte von sexueller Gewalt gegeben.

Besonders von der Gewalt betroffen ist demnach die Ortschaft Ardamata nahe der Regionalhauptstadt Al-Dschunaina. Die RSF hatten Anfang November mitgeteilt, dass sie Al-Dschunaina und Umgebung erobert haben. Auch zuvor habe es nach Angaben der UN bereits ähnliche Massenangriffe auf Masalit gegeben. Zwischen Mai und Juni seien bei Angriffen durch die RSF und verbündete Milizen Hunderte Masalit getötet und in Massengräbern verscharrt worden. Die RSF bestritten damals die Vorwürfe.

Im Sudan kämpfen seit Mitte April im Zuge eines Machtkampfs zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes die RSF gegen die Streitkräfte. Die paramilitärische Gruppe war unter anderem aus arabischen Reitermilizen aus dem Westen des Landes hervorgegangen, denen im Darfur-Konflikt Anfang der 2000er Jahre bereits schwerste ethnische Gewalt gegen die Masalit vorgeworfen wurde.

Die USA, Großbritannien und Norwegen verurteilten am Freitag gemeinsam die eskalierende Gewalt und Menschenrechtsverletzungen im Sudan, insbesondere die Angriffe der RSF in Darfur. Beide Konfliktparteien sollten von Handlungen absehen, die das Land weiter entlang ethnischer Grenzen spalteten, hieß es in einer Mitteilung. Es gebe «keine akzeptable militärische Lösung für den Konflikt».

In den ersten Monaten des Konflikts wurden mehrfach Feuerpausen vereinbart und gebrochen. Beide Seiten beschuldigten einander. Auch jüngste Verhandlungen zwischen den Parteien blieben weitgehend erfolglos. Insgesamt sind durch den Konflikt UN-Angaben zufolge rund sechs Millionen Menschen vertrieben worden. Das Land am Horn von Afrika hatte vor dem Konflikt rund 46 Millionen Einwohner.

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