KOH SAMUI: Die Insel im Schockzustand und viele Urlauber völlig verunsichert nach dem tödlichen Zwischenfall mit einer Würfelqualle am Abend des 6. Oktober am Lamai Strand in Höhe der Swing Bar. Was ist an diesem Abend wirklich passiert und welche Auswirkungen hat das auf den Tourismus? Welche Maßnahmen treffen die Behörden und wie lange wird das gefährliche Phänomen mit den Quallen anhalten?
Gesundheitsexperten und Meeresbiologen gaben gestern zumindest insofern Entwarnung, dass die für Thailands Küste ungewöhnliche Quallen-Heimsuchung nur eine kurzzeitige Erscheinung bleibt. Spätestens im November soll sich die Lage an den Stränden wieder normalisiert haben. Hoteliers haben Meldungen zufolge in Erwägung gezogen, mit Fangnetzen in Strandnähe für Sicherheit zu sorgen. In Australien sind solche Maßnahmen gang und gäbe.
Von offizieller Seite – weder aus dem Gesundheits- noch aus dem Tourismusministerium – gab es bisher eindeutige Stellungnahmen über behördliche Interventionen. Immerhin sah man die vergangenen Tage vereinzelte Patrouillen von Touristenpolizisten. Außerdem fischten Mitarbeiter der Samui-Jetski-Vereinigung Würfelquallen aus dem Meer und die Marinepolizei durchforstete die Gewässer um die Inseln Koh Samui und Phangan.
Die Informationspolitik gegenüber den Touristen blieb indessen unerklärlich defensiv. Nur sporadisch wurden Einzelgespräche bei den Strandgängen der Behördenvertreter geführt. Außerdem wurden nun doch vermehrt Warnschilder aufgestellt, die auf die Gefahr durch die Nesseltiere hinweisen und das Baden nach Einbruch der Dunkelheit und bei Regen untersagen sollen.
Unsere Redaktion sprach gestern mit den Freunden der verstorbenen Saskia T. (20). Sie wohnen in unmittelbarer Nähe des Unglücksortes in einem Strandhotel. Giovanna R. (20) schilderte, wie sich der furchtbare Zwischenfall am Abend des 6. Oktober tatsächlich abgespielt hatte: Die Gruppe von vier jungen Deutschen aus Westfalen – darunter die Freunde Timo M. (24) und Jan B. (23) – war am Mittag desselben Tages mit dem Nachtzug aus Bangkok angereist. Mit dem Lomprayah Speedboot kamen sie gegen 13 Uhr in Nathon an und suchten sich ein Strandhotel am Lamai Beach.
Weil Saskia T. durch die lange Reise ermüdet war, blieb sie bis zum späten Nachmittag in ihrem Zimmer. Danach unternahm die vierköpfige Gruppe einen Spaziergang am Lamai Beach und aß in der Swing Bar gemeinsam zu Abend. Kurz vor 19 Uhr wollte Saskia unbedingt noch kurz ins Meer. Sie und ihre Freundin saßen etwa zwei bis drei Meter weit im seichten Strandwasser und alberten herum. Beide waren aufgekratzt. Erst vor wenigen Monaten hatten sie ihr Abitur bestanden und wollten nach Thailand in Richtung Australien und später in die USA reisen. Dafür hatten sie sich neun Monate Auszeit genommen.
Giovanna R. verspürte Sekunden später einen brennenden Schmerz an ihrer linken Hand und lief panikartig aus dem Wasser. Auch Saskia T. schrie auf und taumelte die wenigen Meter Richtung Strand. Beide waren von den Tentakeln einer Würfelqualle berührt und gestochen worden. Bei der 20 jährigen Göttingerin hatte das bereits nach kürzester Zeit fatale Wirkungen. Sie erlitt Verbrennungen an Armen und Beinen und im Bauchbereich. Laut Schilderungen ihrer Freunde musste sie bereits am Strand wiederbelebt werden, weil sie in ein schockähnliches Koma fiel.
Eine Urlauberfamilie aus Südafrika mit einer ehemaligen Krankenschwester half als einzige bei der Notmaßnahme mit. Alle anderen seien nur herumgestanden, sagten die Augenzeugen. Die südafrikanische Krankenschwester versuchte erfolglos Saskia T. zu reanimieren. In ihrer Not rief sie sogar einen befreundeten Arzt in ihrer afrikanischen Heimatstadt an, um Instruktionen einzuholen. Die Rettungskräfte seien überfordert gewesen und inkompetent, klagte die Touristin aus Südafrika. Sie kümmert sich seither rührend um die betroffene Reisegruppe aus Deutschland.
Giovanna R. will so lange auf Koh Samui bleiben, bis der Leichnam ihrer Freundin zurück nach Göttingen überführt werden kann. Sie hält den Kontakt zur Familie. Ein Internationales Bestattungsunternehmen soll heute aus Bangkok nach Koh Samui reisen und alles veranlassen. Eine von thailändischen Behörden angeordnete Obduktion lehnt die Familie von Saskia T. ab. Das Mädchen ist nicht – wie irrtümlich in vielen Zeitungen berichtet – zur Autopsie nach Bangkok gebracht worden. Ihr Leichnam befindet sich noch im staatlichen Krankenhaus in Nathon.
Polizisten der Direktion Chaweng-Bophut hatten zwei Tage nach dem tödlichen Unglücksfall offensichtlich versucht, eine Mitschuld der jungen Touristen aus Westfalen zu suggerieren. Auch unserer Redaktion kamen Behauptungen zu Ohren, Saskia und Giovanna sollen vor dem Unfall Alkohol getrunken und Warnungen von Strandwächtern missachtet haben. Diese Darstellung entspricht nicht den Tatsachen. Saskia hatte nach dem Abendessen einen Lemon-Shake getrunken, ihre Freundin einen Mango-Shake. Als das Unglück passierte, befanden sich keine Mitarbeiter eines Jetski-Verleihs mehr am Strand und auch keine fiktiven Bademeister. Die FARANG-Redaktion sah bei einer Strandinspektion kein einziges Hinweisschild, das auf die Quallengefahr hinwies.
Auch am gestrigen Abend beobachteten wir vereinzelte Touristen, die nach Einbruch der Dunkelheit an der gleichen Stelle ins Meer gingen und badeten. Mitarbeiter der Swing-Bar eilten hinunter und scheuchten die Urlauber aus dem Wasser. Der Tod von Saskia T. war der erste überhaupt auf Koh Samui, der sich seit 14 Jahren durch Quallenübergriffe ereignet hat, sagten ansässige Fischereivertreter.
Dass von behördlicher Seite bis heute nicht genug unternommen worden ist, um das Vertrauen der Welt in die Unbedenklichkeit der Strände wiederherzustellen, finden auch einheimische Hotelbetreiber nicht gut. Sie haben zur Selbsthilfe gegriffen und in Eigenregie das Anbringen von Netzen angeordnet. Diese sollen so lange für einen Mindestschutz sorgen, bis in wenigen Wochen der Spuk wieder vorbei sein soll. Der Ruf Koh Samuis hat durch diesen Todesfall weltweit gelitten, Stornierungen in deutlicher Größenordnung sind bereits verzeichnet worden.
Was die Schilder angeht: Meine Frau hat nur das Schild gesehen, dass auch oben auf dem Foto zu sehen ist. Keine Warnhinweise mehr. Es ist leider genau so wie es hier beschrieben wurde. Die jungen Erwachsenen haben im seichten Wasser gelegen, nicht mehr und auch nicht weniger. Wenn meine Tochter von solchen Tieren oder auch Haien erfahren hätte, Sie wäre nicht ins Wasser gegangen, auch nicht am Tag. Aber ich kann ja auch nicht mehr ändern. Ändern kann man vielleicht für die Zukunft etwas. Vielleicht schaffen es die Menschen ja mit diesen Situationen besser umzugehen. Wenn der eine Kommentar wahr ist, dass einen Tag vorher schon jemand ums Leben gekommen ist, wäre das allerdings mehr als nur grob fahrlässig. Es geht leider wie so oft nur ums Geld und um nichts anderes, sehr schade.