Sex-Industrie setzt 100 Milliarden um

Nach der Reisernte in die Bordelle / Prostitution ab 2007 legal

Viele Barmädchen glauben, für einen anderen Job nicht qualifiziert zu sein
Viele Barmädchen glauben, für einen anderen Job nicht qualifiziert zu sein

Das Scheitern ihrer Ehe war für die meisten Prostituierten der Grund, ihren Lebenserwerb im Rotlichtmilieu zu suchen. Bei einer Umfrage des National Advisory Council for Economics and Social Affairs (NACESA) in rund 100 Entertainment-Betrieben gaben mehr als zwei Drittel der befragten Frauen an, vor ihrem Job ein- oder zweimal verheiratet gewesen zu sein. 18 Prozent sagten, sie hätten keinen Beruf erlernt und vor der Prostitution keinen anderen Job ausgeübt.

Rund 40 Prozent der Mädchen und Frauen kamen durch Freundinnen ins Sexgewerbe, 47 Prozent suchten sich ihre Stelle in Bordellen, Bars oder anderen Nachtlokalen aus eigenem Antrieb. Als Grund für diesen Schritt gaben einige Frauen an: „Ich habe keine Kenntnisse für einen anderen Beruf.“

Nicht wenige der als Service-Girls arbeitenden Thais sehen die Arbeit in Bars als Teilzeitbeschäftigung. Sie sind Töchter von Landwirten im Nordosten des Landes, dem Isaan. Nach der Reisernte fahren sie nach Bangkok oder in andere grössere Städte, um sich als Prostituierte zu verdingen. Monate später, wenn die Regenzeit einsetzt, kehren sie aus den Bordellen zu ihren Familien und auf die Felder zurück.

Die Studie des NACESA ergab weiter, dass 37 Prozent der befragten Mädchen über 30 Jahre alt waren, 32 Prozent waren zwischen 21 und 25 und 25 Prozent zwischen 25 und 30. Sechs Prozent waren im Alter zwischen 15 und 20.

Am meisten verdienen Prostituierte in den Massage Parlours. Monatliche Einkünfte zwischen 20.000 und 50.000 Baht sind hier die Norm, besonders hübsche und sexy Mädchen kommen auf einen wesentlich höheren Liebeslohn.

Nach Angaben des National Economic and Development Board (NESDB) werden in der Sex-Industrie jährlich rund 100 Milliarden Baht umgesetzt. Die Zuwachsrate soll bei 9 Prozent liegen. Da die Einnahmen aus dem illegalen Gewerbe dem Staat weitestgehend keine Steuern bringen, wird seit Jahren über eine Legalisierung der Prostitution nachgedacht.

Zu den Befürwortern einer Gesetzesänderung zählt der NESDB, aber nicht, weil dann die Steuereinnahmen sprudeln könnten. Der Ausschuss glaubt, dass der Menschen- bzw. Mädchenhandel effektiver bekämpft werden könnte, sobald der Prostituierten Job anerkannt, die Frauen von Amts wegen registriert und Zonen für Bordelle geschaffen wären. Die in solchen Betrieben arbeitenden Frauen hätten Anspruch auf soziale Leistungen und könnten dann ein besseres Leben führen.

Der NESDB plädiert weiter für die Legalisierung von Glücksspiel, mit geschätzten 130 bis 270 Milliarden Baht im Jahr (rund zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes) wesentlich umsatzstärker als das Sex-Gewerbe. Als Zeitpunkt, die Prostitution und das Glücksspiel aus der ökonomischen Grauzone zu holen, nennt der Ausschuss das Jahr 2007.

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