Rechtsstreit mit der City Hall und View Talay 7

Rechtsstreit mit der City Hall und View Talay 7

Am Samstag, 17. November, beendeten die Kläger die zweieinhalbtägige Beobachtung der vom Verwaltungsgericht Rayong angeordneten, neuerlichen messtechnischen Untersuchung durch ein Team von Vermessungsingenieuren des Innenministeriums. Zeugen waren Beamte der Stadtverwaltung Pattaya sowie Repräsentanten des Jomtien-Complex-Condos.

Die Untersuchung begann an der Pattaya Meteorological Station, wo sich ein Bezugspunkt für den Mean Sea Level (MSL) befindet. In Deutschland wird die amtliche Höhe des Meeresspiegels mit Normal Null (NN) angegeben.

In Pattaya befindet sich dieser Bezugspunkt in einer Höhe von ca. 59 Metern. Also wurde dort mit den Messungen begonnen, um die genaue NN-Meereshöhe vor dem umstrittenen View Talay 7 zu bestimmen. Die geforderten zwei Messungen sollten klären, ob dort von einer Meereshöhe 0,0 aus gemessen wurde, wie es die Stadtverwaltung verlangt, oder 1,448 m hinzugerechnet wurden, wie es das Gesetz bestimmt und auch die Ingenieure aus Bangkok vertreten, die sich dabei auf die thailändische Marine berufen, die das als durchschnittliche normale Meereshöhe für ganz Thailand festgelegt hat. Ihr Standpunkt ist der gleiche, der auch bereits bei den bisherigen Anhörungen vor Gericht von den Klägern vertreten wurde. Dies ist der akzeptierte internationale Standard für die Festlegung des MSL in Thailand.

Der Zuschlag wird deshalb erforderlich, weil nach den gesetzlichen Bestimmungen bei Flut gemessen werden muss, die aber, bedingt durch jahreszeitlich wechselnde Monsunwinde und Mondstellungen, die zu unterschiedlichem Gezeitenhub führen, nicht immer gleich hoch ist. Deshalb wurde nach jahrelangen Messungen ein Mittelwert für die Flut festgelegt, der in Pattaya 1,448 m höher liegt als der MSL. Bei Anwendung dieses internationalen Standards beginnt der View Talay 7-Neubau in einer Entfernung von nur 88 Metern vom Flutstand, und der gesamte Komplex befindet sich innerhalb der umstrittenen 200 Meter, in denen nur Gebäude mit einer Höhe bis zu 14 Metern gebaut werden dürfen, was vier Stockwerken entspricht.

Jetzt wartet die Klägergemeinschaft auf den offiziellen Bericht des Ingenieur-Teams an das Verwaltungsgericht Rayong. Und wenn der lokale Meeresspiegel des Marinestützpunkts Sattahip zugrunde gelegt würde, der bei Flut 2,45 m höher als MSL ist, befände sich der Messpunkt noch weit höher auf dem Ufergelände.

Der Bezugspunkt für die Messung des Meeresspiegels befindet sich in der Meteorologischen Station der Provinz Chonburi in Pattaya. Am Hang des Hügels, auf dem ausser dem Kloster auch die Radio- und Fernsehstationen Pattayas ansässig sind. Er gehört der Meteorologischen Abteilung in Bangkok und hat den eigentlichen Zweck, den genauen Luftdruck für Wettervorhersagen zu messen. Er befindet sich genau 58,989 Meter über dem Meeresspiegel und wurde von der Marine installiert.

In dem Gerichtsstreit geht es zur Zeit darum, ob die bereits im Bau befindliche und vom Gericht bis auf weiteres gestoppte Struktur die einhundert- oder zweihundert Meter-Sperrzone ab der MSL-Messung verletzt. Die Untersuchung hat einwandfrei ergeben, dass sie sich in beiden Zonen befindet. Deshalb hoffen die Optimisten unter den Klägern, dass View Talay 7 seine Baugenehmigung verlieren oder eine neue erhalten wird, die ihm nur den Bau eines 14 Meter hohen Gebäudes erlaubt.

Auszug aus dem Blog der Klägergemeinschaft auf: www.stopvt7.blogspot.com

Kommentar

Der heutige Stand der Bauarbeiten auf dem Gelände des View-Talay-7-Projekts lässt einiges von der Mentalität und Hoffnung der Bauherren sichtbar werden. Der vom Gericht verhängte Baustopp und das laufende Verfahren kümmern die Bauherren anscheinend sehr wenig. Es wird seit Monaten munter weitergebaut. Der Redaktion bekannte Experten die sich seit vielen Jahren mit Stahlbeton im Hoch- und Tiefbau befasst haben, konnten am heutigen Fortschritt des Baus deutlich erkennen, dass 1.) keine Neuberechnung und Dimensionierung des Gebäudes samt Statik stattgefunden hat. 2.) das Gebäude ist auf 27 Stockwerke konzipiert, und hat folglich die Statik und die Bauweise des Gebäudes nicht auf 4 Stockwerke reduziert und angepasst. Dies sei zu erkennen an der Anzahl und Dimension der vertikalen Bewehrungseisen in den Stützen, die nun die 15-Meter-Marke eindeutig erreicht haben. Die eigentlich vom Gesetz her zugelassenen 14 Meter wurden ohne Dach längst erreicht. Während man auf das endgültige Urteil wartet, wäre genug Zeit vorhanden, um die Pläne anzupassen, was zwar auch Geld kostet, aber im Vergleich zu dem, was nun an überdimensioniertem Stahl-, Beton-, und Baumaterial verschwendet wird, ein kleiner Teil wäre. Die Bauherren gehen stur davon aus, den Rechtsstreit zu gewinnen. Daran kann man sie nicht hindern. Aber sollte das Gericht zu dem Ergebnis kommen, dass die Baugenehmigung rechtswidrig ist, dann müssen sie ihren Kunden erklären, warum sie nicht wie sorgfältig handelnde Geschäftsleute, erst einmal das Ergebnis abgewartet haben, bevor weiteres Geld unsinnig verbaut wird. Ewig dauernde, unfertige Baustellen und schlampig ausgeführte Reparaturen verschandeln Pattayas Stadtbild ohnehin schon zu Genüge.

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