Polizei fasst Terrorverdächtigen in Brandenburg

Foto: epa/Paul Zinken
Foto: epa/Paul Zinken

POTSDAM/GERSWALDE (dpa) - Fünf Monate nach der Terrorattacke auf den Berliner Weihnachtsmarkt hat die Polizei womöglich einen erneuten islamistischen Anschlag in der Hauptstadt verhindert. Ein 17-jähriger syrischer Asylbewerber wurde in einer Flüchtlingsunterkunft in Brandenburg unter Terrorverdacht festgenommen, wie das Landesinnenministerium in Potsdam am Dienstag mitteilte. Nach Einschätzung der Ermittler plante der Flüchtling einen Selbstmordanschlag. Der Ort war vermutlich Berlin, sagte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD).

Nach ersten Erkenntnissen war der junge Mann 2015 eingereist und wurde als Asylbewerber registriert. Nach dpa-Informationen lebte er seit 2016 in einem Heim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Gerswalde östlich von Templin in der Uckermark.

Die Polizei hatte Hinweise unter anderem aus Berlin und Hessen erhalten, wonach sich der junge Mann im Familienkreis verabschiedet habe und in den Dschihad («Heiliger Krieg») eingetreten sei. «Es gab einen Brief an die Mutter, aus dem ganz unzweifelhaft seine Absicht hervorging», sagte Schröter. Die Mitteilung sei per WhatsApp verschickt worden.

Spezialeinsatzkräfte nahmen den Mann am Dienstagmorgen fest. Am frühen Nachmittag dauerte seine Befragung noch an. Einsatzkräfte des Landeskriminalamtes durchsuchten zudem das Heim. Dabei wurden drei Telefone und ein Tablet-Computer beschlagnahmt. Weitere Hinweise auf einen Terroranschlag seien nicht entdeckt worden, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums am Abend.

Der Mann sei zunächst auch nur zur Gefahrenabwehr in Gewahrsam gekommen. Ob ein Haftbefehl beantragt wird, ist noch unklar, sagte die Sprecherin. Polizeilich war der Verdächtige zuvor laut Ministerium nicht in Erscheinung getreten. Auch überprüft die Polizei noch, ob der Mann wirklich erst 17 Jahre alt ist und aus Syrien stammt.

Die Bundesanwaltschaft führt in der Sache bisher kein Ermittlungsverfahren, wie ein Sprecher auf Anfrage sagte. Die Karlsruher Behörde ist zuständig für alle Straftaten, die sich in schwerwiegender Weise gegen die innere Sicherheit der Bundesrepublik richten, also für Terrorismus und Extremismus.

Das Bundesinnenministerium erklärte dazu, es lägen «keine Anhaltspunkte dafür vor, dass ein Anschlag unmittelbar bevorstand». Die Behörden hätten schnell und frühzeitig reagiert, um ein Risiko für die Bevölkerung auszuschließen.

Im Dezember hatte ein Tunesier bei einem Lkw-Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche zwölf Menschen getötet.

Die Uckermark ist eine Landschaft etwa 80 Kilometer nordöstlich von Berlin. Sie ist eine der am dünnsten besiedelten Gegenden Deutschlands. Hauptort ist die Stadt Prenzlau.

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Jürgen Franke 01.06.17 10:56
Aus dem Redaktionsbericht konnte ich nicht
erkennen, dass die Vorbereitung von Anschlägen etwas mit dem Bezug von Sozialhilfe zu tun hat, noch von Schmerzen, die angeblich die Steuerzahler haben. Warum auch, da das Steueraufkommen Deutschlands zufriedenstellend ist. Erfreulich sollte man zur Kenntnis nehmen, dass es endlich mal der Polizei gelungen ist, rechtzeitig einen geplanten Anschlag zu verhindern.
Norbert Kurt Leupi 31.05.17 21:39
Von Anschlägen verschont
Wie lange noch ! Diese " reichliche " Sozialhilfe ist eine " offene Wunde " und schmerzt am meisten den Steuerzahler !
Jürgen Franke 31.05.17 17:56
Minderjährige Jugendliche, die als Flüchtlinge
unbegleitet eingereist sind, stellen offensichtlich ein ganz besonderes Gefahrenpotential dar, und sollten eigentlich kaserniert werden. Im vorliegendem Fall hatte der angeblich 17jährige drei Telefone!! Derartige Horrormeldungen werden uns aber noch lange begleiten. Die Unterstellung von Zil Zelini, dass einige Staaten von dem Terror ausgenommen sind, ist nicht ganz nachvollziehbar.