Persönlichkeitsrechte durch Fake News verletzt - Facebook vor Gericht

Foto: epa/Gian Ehrenzeller
Foto: epa/Gian Ehrenzeller

WÜRZBURG (dpa) - In welchem Ausmaß muss Facebook selbst tätig werden, um unzulässige Inhalte von seiner Plattform zu tilgen? Diese Frage beschäftigt am Montag (15.00 Uhr) eine Zivilkammer des Landgerichts Würzburg. Ein syrischer Flüchtling hat eine einstweilige Verfügung gegen das soziale Netzwerk beantragt, weil ein Selfie, das er mit Angela Merkel gemacht hatte, mehrfach neben Fahndungsfotos von Terroristen montiert wurde. Damit wurde der Anschein erweckt, er sei ein gesuchter Terrorist - was eine klare Lüge war. Die Posts wurden hundertfach geteilt.

Die Tatsachen sind unstrittig, Facebook entfernte die Ausgangs-Beiträge. Der Flüchtling Anas M. will aber erreichen, dass Facebook von sich aus auch alle Posts, die den rechtswidrigen Inhalt teilen, finden und löschen muss. Die übliche Vorgehensweise des Online-Netzwerks wäre aber, nur konkret gemeldete Beiträge zu prüfen und zu löschen.

Strittig ist zudem, wie Inhalte, die Persönlichkeitsrechte verletzen, korrekt an Facebook gemeldet werden müssen. Die normale «Melden»-Funktion, deren Button neben jedem Beitrag zu sehen ist, genügt dafür nach Facebooks derzeitiger Praxis nämlich nicht. Stattdessen müssen Nutzer solche Beiträge über ein Formular im Hilfe-Bereich melden. «Hier werden User an der Nase herumgeführt», kritisierte der Anwalt von Anas M., Chan-jo Jun, vor dem Prozess. «Melden muss melden heißen.»

In dem Prozess geht es zunächst nur um eine einstweilige Lösung - ob Facebook von sich aus nach einmal gemeldeten rechtswidrigen Inhalten suchen und diese löschen muss oder nicht. Jun hat aber schon angekündigt, im Falle eines Erfolgs ein Hauptsacheverfahren für eine Richtigstellung und Schmerzensgeld anstrengen zu wollen.

Das Urteil in dem Prozess könnte zeigen, wozu Facebook nach derzeitiger Rechtslage schon verpflichtet werden kann - unabhängig von allen geplanten Gesetzesänderungen zum Thema Fake News. «Es kann auch sein, dass wir nur demonstrieren, dass wir gegen Facebook nicht ankommen», sagte Jun vor dem Prozess - dann wären ihm zufolge Gesetzesänderungen notwendig.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder
Ernst Schwarz 07.02.17 22:10
Gefährlich / Meinungsfreiheit
Unerwünschte Meinungen, auch wenn basierend auf Schlussfolgerungen gezogen aus Zeugenaussagen, Photos, Videos, können bald als "Fake" bezeichnet und verboten und unter Strafe gestellt werden. Dann werden zusammengelogene Propaganda-Berichte von niemandem mehr angezweifelt werden dürfen, auch nicht in Diskussionen im facebook oder in Foren. Die Entwicklung passt. Gerade heute wurde wieder ein Kommentar von mir in "Die Zeit" gelöscht, wegen fehlender Quellenangaben, haha. Ich könnte Quellen liefern und die würden dann als unglaubwürdig abgetan. Als ob die Quellen der Syrien-Berichte in den Massenmedien glaubwürdig wären, haha.
Peter Platzer 07.02.17 16:37
Die sind halt schlau!
Das sind hochqualifizierte Leute. Rechtsgelehrte! Manche sind Fachkraft für spontane Eigentumsübertragung und andere Sozialversicherungsfachmänner.