Neuer Schulstreik in den USA

Tausende Veranstaltungen

Gedenken an die Columbine-Opfer. Foto: epa/Rick Giase
Gedenken an die Columbine-Opfer. Foto: epa/Rick Giase

WASHINGTON (dpa) - Wieder wollen in den USA Tausende auf die Straße gehen, gegen Waffengewalt und für schärfere Gesetze demonstrieren. «National School Walkout» - am Jahrestag des Schulmassakers von Columbine.

Der Protest gegen Waffengewalt und zu laxe Gesetze treibt in den USA einmal mehr Tausende auf die Straße. Freitag ist der 19. Jahrestag des Massakers an der Columbine High School (Colorado). Nach den jüngsten Schüssen an einer High School in Parkland (Florida) gibt es in den USA ein breites Anti-Waffen-Bündnis junger Leute, doch diesmal ist etwas anders.

AKTIONEN: Landesweit sind mehr als 2.000 Veranstaltungen angemeldet, in jedem der 50 Bundesstaaten gibt es mindestens eine. Start ist um 10.00 Uhr Ortszeit (16.00 Uhr MESZ). Zu Beginn stehen 13 Sekunden der Stille, eine für jede und jeden Getöteten von Columbine. Die Schulen scheinen diesmal eher verhalten zu reagieren. Berichten lokaler Medien zufolge werden die meisten Streikenden als Schwänzer behandelt.

COLUMBINE: Zwei mit Pistolen und Gewehren bewaffnete Teenager töten am 20. April 1999 in der Columbine High School in Littleton zwölf Mitschüler und einen Lehrer. Die Täter erschießen sich.

ORGANISATOREN: Initiatoren sind die 16 Jahre alte Lane Murdock von der Ridgefield High School (Connecticut) und drei Klassenkameraden. Anders als bei bisherigen Aktionen, etwa dem Anti-Waffen-Schulausstand vom 14. März, soll es nach dem Gedenken aber nicht zurück in die Klassenzimmer gehen. Damals waren es 17 Minuten, die an die Opfer des Massakers von Parkland (Florida) erinnern sollten. Diesmal ist der Streik ganztägig angelegt. Dem Sender ABC sagte Organisatorin Lane: «Es geht um ein Problem, das länger als 17 Minuten angesprochen werden muss.»

«DAS PROBLEM»: Jedes Jahr sterben in den USA viele Tausend Menschen an Waffengewalt. Es ist wie eine Epidemie. Der Besitz von Waffen steht in den Amerika unter besonderem Schutz. Bei Gründung des Landes zur Selbstverteidigung gedacht, sind die USA heute von Waffen regelrecht überschwemmt. Bundes- und Landesgesetze sind fast durch die Bank sehr locker. Dagegen protestieren die Schüler. «Es ist auch eine Demonstration unserer Macht», sagt Mitorganisator Grant Yaun (17) zu ABC. «Man wird uns weder ignorieren noch zum Schweigen bringen.» Die Aktion am Freitag sei erst der Anfang.

DIE ANGST: 57 Prozent der 13- bis 17-Jährigen in den USA fürchten laut einer aktuellen Umfrage des Instituts Pew, dass an ihrer Schule ein Attentat passieren könnte. 63 Prozent der Eltern teilen diese Sorge. Auch vor diesem Hintergrund spielt das «Genug ist Genug» der protestierenden Schüler.

DIE POLITIK: Selbst nach dem «Marsch für unser Leben» mit vielen Hunderttausenden Teilnehmern ist nicht viel passiert. US-Präsident Donald Trump hatte den Mund sehr voll genommen, nach Parkland versprochen, dass sich diesmal etwas ändern werde, anders als früher. Aber das Thema ist bei seiner Anhängerschaft nicht durchsetzbar. Die Waffenlobby NRA ist mächtig, im Wahljahr 2018 wird der von Republikanern dominierte Kongress nichts tun. Nicht nur junge Waffengegner bringt das auf. Sie sagen: Wartet ab, bald werden auch wir wählen. Es gibt Vergleiche zwischen der Anti-Vietnam-Bewegung der späten 60er Jahre und den Anti-Waffen-Aktivisten des Jahres 2018.

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