Netzhautablösung hat gute Behandlungschancen

Wer allerdings zu spät zum Augenarzt geht, kann dauerhaft erblinden

Netzhautablösung hat gute Behandlungschancen
Netzhautablösung hat gute Behandlungschancen

Die ersten Alarmsignale: Mann oder Frau sieht Lichtblitze, seitliches Leuchten, einen Schatten oder einen Ascheregen und hat kleine, schwarze Punkte im Blickfeld, die sich vermehren. Später schiebt sich eine dunkle Wand vor das Auge. Auch der Eindruck von aufsteigendem Rauch oder Nebel wird beschrieben. Typische Anzeichen für eine Netzhautablösung. Weil eine solche Sehstörung keine Schmerzen bereitet, ist sie besonders tückisch. Und wer zu spät zum Augenarzt geht, kann dauerhaft erblinden. 

Kaum ein Sinnesorgan ist dem Menschen so wertvoll wie das Auge. Deshalb ist es wichtig, schon bei kleinsten Veränderungen im Blickfeld wachsam zu sein. Im Zweifelsfall gilt: Sicher ist sicher – wer frühzeitig den Augenarzt konsultiert, kann Spätfolgen minimieren. Ärzte empfehlen nicht nur älteren Frauen und Männern einen jährlichen Check. Eine Netzhautablösung kann schon Kinder und Jugendliche treffen. 

Netzhaut wirkt wie ein Fotofilm

Das menschliche Auge ist recht einfach aufgebaut: Durch die Pupille fällt Licht ins Innere und wirft ein Bild des Gesehenen an die Rückwand des Auges, in etwa so wie im Inneren eines klassischen Fotoapparats. Anstelle des Fotofilms nimmt im menschlichen Auge die Netzhaut das Licht auf. Dieses empfindliche Organ mit Millionen von Fotorezeptoren ist aber nicht fest mit dem restlichen Auge verwachsen, sondern haftet mit einer Art Klettverschluss an dessen Rückwand. 

Der Glaskörper, die gelartige und transparente Füllung des Auges, sorgt dafür, dass die Netzhaut immer leicht dagegen gedrückt wird. So kann sie über die darunter liegenden Hautschichten mit Nährstoffen beliefert werden. „Bei Erwachsenen verhält sich der Glaskörper wie eine Art Wackelpudding mit Wasser“, erklärt Prof. Peter Wiedemann, Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Leipzig. 

Bei der sogenannten „ Amotio retinae“ löst sich die Netzhaut aus verschiedenen Gründen ab. Wenn etwa der Glaskörper im Innern des Auges schrumpft, zieht er an der Netzhaut. Wenn es dabei zum Beispiel zu kleinen Rissen kommt, kann Flüssigkeit zwischen Aderhaut und Netzhaut gelangen. Der Kontakt geht verloren, und die betroffenen Teile der Netzhaut werden nicht mehr versorgt. Im Extremfall stirbt das Gewebe ab – eine Erblindung wäre die Folge. Doch soweit muss es nicht kommen. 

Die Netzhautablösung trifft verstärkt Menschen, bei denen es in der Familie bereits ähnliche Erkrankungen gegeben hat oder die eine hohe Kurzsichtigkeit (weniger als -5 Dioptrien) aufweisen. 

Schläge und Unfälle erhöhen das Risiko

Die Netzhautablösung ist eine gefürchtete und nicht ganz ungefährliche Erkrankung des Auges.
Die Netzhautablösung ist eine gefürchtete und nicht ganz ungefährliche Erkrankung des Auges.

Auch starke Erschütterungen, Schläge und Unfälle erhöhen das Risiko. Darüber hinaus zählen bestimmte Augenoperationen oder die Schädigung der Augen durch eine Diabeteserkrankung als Risikofaktoren. 

Ist das Sehzentrum (Makula) bereits abgelöst, kann auch nach operativer Wiederanlage der Netzhaut die Sehleistung des Auges nicht wieder voll hergestellt werden. Denn zentrale Sinneszellen reagieren äußerst empfindlich auf Unterbrechungen der Nährstoffzufuhr, sie werden durch die, wenn auch nur vorübergehende Versorgungsstörung unwiderruflich geschädigt. 

Bei beginnenden Netzhautablösungen, bei denen zunächst nur periphere Randbereiche betroffen sind, die frühzeitig erkannt und operativ versorgt werden, ist die Prognose deutlich besser. In diesen Fällen muss es nicht zu einer Minderung der Sehleistung kommen. 

Laserbehandlung oder mit Kältestift

Wird der Schaden schnell entdeckt, weil der Betroffene die Erstsymptome richtig gedeutet hat, ist die Gefahr rasch gebannt. „Eine dünne Stelle der Netzhaut kann mit einem Laserstrahl beschossen werden“, erklärt Georg Eckert, Sprecher des Berufsverbandes deutscher Augenärzte. Diese Laserbehandlung oder eine Behandlung mittels Kältestift bei kleinen Löchern oder Rissen, die noch zu keiner Ablösung geführt haben, erfolgt ambulant. Erst wenn die Netzhaut sich gelöst hat, ist eine Operation nötig. Dann wird versucht, die Netzhaut wieder an die dahinterliegende Aderhaut anzulegen. Die Rezeptoren werden wieder versorgt, und die Sehkraft kehrt zurück. 

Wie schnell gehandelt werden muss, weiß der Augenarzt. Entscheidend ist, ob die Stelle des schärfsten Sehens betroffen ist. Wenn am Morgen noch alles okay war, und dann wird es tagsüber stetig schlimmer, ist das ein Notfall. In jedem Fall ist Ruhe wichtig, Bewegung kann das weitere Abreißen der gelösten Netzhaut fördern. 

Allgemein ist die Prognose hinsichtlich des Erfolges einer operativen Wiederanlage der Netzhaut bei schon länger bestehender Netzhautablösung deutlich schlechter als bei „frischen“, nur wenige Stunden oder ein oder zwei Tage alten Netzhautablösungen. Eine Wiederanlage ist allerdings trotz moderner Operationsmethoden noch nicht bei jedem Patienten und auch nicht immer dauerhaft möglich. 

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