Nach Mord an Raketeningenieur: Israel und Hamas bedrohen sich

Foto: epa/Mohammed Saber
Foto: epa/Mohammed Saber

GAZA/TEL AVIV/KUALA LUMPUR (dpa) - Nach wochenlangen blutigen Konfrontationen an der Gaza-Grenze sind Israels Beziehungen zur Hamas schon aufs Äußerste gespannt. Der Mord an einem Hamas-Ingenieur in Malaysia gießt nun noch Öl ins Feuer.

Nach der Ermordung eines palästinensischen Raketeningenieurs nehmen die Spannungen zwischen der radikal-islamisches Hamas und Israel zu. Hamas-Chef Ismail Hanija sagte am Samstag in einem Trauerzelt für das Hamas-Mitglied Fadi al-Batsch, Israel habe eine «offene Rechnung» mit dem palästinensischen Volk. Er warf dem israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad vor, für die Tat in Malaysia verantwortlich zu sein und sagte, Israel habe den Konflikt «ins Ausland verlegt». In Israel wurde dies als Drohung mit Anschlägen auf Israelis im Ausland gewertet.

Israels Geheimdienstminister Israel Katz sagte dazu am Sonntag: «Ich schlage Ismail Hanjia, der schon mit Anschlägen auf Israelis im Ausland gedroht hat, vor, weniger zu reden und sich mehr in Acht zu nehmen.» Israel würde in einem solchen Fall die Politik der gezielten Tötungen militanter Palästinenser im Gazastreifen wieder aufnehmen, drohte Katz. Ranghohe Hamas-Mitglieder in Gaza, darunter auch Hanija, müssten dann damit rechnen, zu Schaden zu kommen.

Fadi al-Batsch wurde am Samstag in Kuala Lumpur auf dem Weg zu einer Moschee von zwei Männern auf einem Motorrad erschossen, wie die örtliche Polizei mitteilte. Nach israelischen Medienberichten war der 35-Jährige, der seit acht Jahren mit seiner Familie in Malaysia lebte, Experte für Raketen- und Drohnenbau. Die «Times of Israel» berichtete am Sonntag, die Hamas bemühe sich ständig um den Bau modernerer Waffen im Kampf gegen Israel.

Geheimdienstminister Katz wollte sich nicht konkret zu dem Vorfall in Malaysia äußern, sagte jedoch: «Aus israelischer Sicht ist es immer positiv, wenn die Fähigkeiten der Hamas beschnitten werden und der Staat Israel wird überall und mit allen notwendigen Mitteln gegen jene vorgehen, die ihm schaden wollen.»

Israelische Medien berichteten am Sonntag, die Familie von Al-Batsch wolle seine Leiche zur Beerdigung in den Gazastreifen überführen. Erziehungsminister Naftali Bennett sagte, Israel werde dies nicht zulassen, bevor die Hamas die Leichen zweier israelischer Soldaten freigebe. Die Familie von Al-Batsch bemüht sich den Angaben zufolge jedoch um eine Überführung über Ägypten in den Gazastreifen.

Nach Angaben von Ahmad Zahid Hamidi, stellvertretender Premierminister von Malaysia, war der Palästinenser ein Dozent für Elektrotechnik. Man gehe davon aus, dass Al-Batsch eine «Bürde für ein Land darstellte, das Palästina feindlich gegenübersteht», sagte Hamidi nach Angaben nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Bernama. Die Angreifer seien Agenten mit europäischem Aussehen gewesen. Er kündigte polizeiliche Ermittlungen an.

Bei schweren Zusammenstößen mit israelischen Soldaten an der Gaza-Grenze sind seit Ende März 39 Palästinenser getötet und Hunderte durch Schüsse verletzt worden.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Jürgen Franke 24.04.18 14:05
Auf dieser Welt wird glücklicherweise
immer wieder ein Grund gefunden, um sich gegenseitig zu bekriegen. Für viele Menschen ist das Leben sonst zu langweilig. Und immer wieder muß der Glaube als Begründung herhalten.
Ernst Schwartz 24.04.18 10:00
Israel ist ein Schurkenstaat
Einige Staaten, allen voran USA und Israel, scheren sich einen Deut um die Meinung anderer, missachten Völkerrecht, tun alles, was sie als ihren Zielen dienlich sehen. In jungen Jahren war ich ein Freund Israels, ging sogar als Volontär in einen Kibbuz gegen Verpflegung und schäbige Unterbringung arbeiten. Heute sehe ich dies anders. Anti-Zionismus ist nicht Anti-Semitismus, bei the way.