Nach iranischem Raketenangriff

Pakistan greift Ziele im Iran an

Pakistans Sicherheitsbeamte inspizieren den Schauplatz einer Explosion in Quetta, der Provinzhauptstadt der Provinz Belutschistan. Foto: epa/Fayyaz Ahmed
Pakistans Sicherheitsbeamte inspizieren den Schauplatz einer Explosion in Quetta, der Provinzhauptstadt der Provinz Belutschistan. Foto: epa/Fayyaz Ahmed

ISLAMABAD/TEHERAN: Pakistan hat nach einem iranischen Raketenangriff zurückgefeuert. In den umliegenden Ländern wächst die Sorge vor einer Eskalation.

Offensichtlich aus Vergeltung hat Pakistan Raketen auf den benachbarten Iran gefeuert. Der Angriff auf die Provinz Sistan und Belutschistan am Donnerstag habe Extremisten gegolten, wie das pakistanische Außenministerium mitteilte. China und Türkei mahnten umgehend, die Lage nicht weiter zu verschärfen.

Laut der iranischen Nachrichtenagentur Irna kamen zehn Menschen ums Leben. Der Sprecher des Außenministeriums in Teheran, Nasser Kanaani, verurteilte den Angriff. Wie die iranische Nachrichtenagentur Tasnim berichtete, wurde der pakistanische Geschäftsträger ins Außenministerium einbestellt.

Seit Ausbruch des Gaza-Krieges wächst die Sorge vor einem Flächenbrand in der Region. Auch die Spannungen zwischen dem Iran und weiteren Nachbarländern nehmen zu.

Am Dienstag hatte der Iran Ziele der extremistischen Gruppe Dschaisch al-Adl in Pakistan attackiert. Dabei kamen nach pakistanischen Angaben zwei Kinder ums Leben. Die Atommacht Pakistan hatte die Angriffe scharf kritisiert und den Botschafter aus Teheran abgezogen. In der Nacht hatte Irans Revolutionsgarde (IRGC) zudem Ziele im Irak und Syrien mit ballistischen Raketen angegriffen.

Das pakistanische Außenministerium rechtfertigte den Angriff am Donnerstag mit Hinweisen auf terroristische Bedrohungen in der Region. Dennoch respektiere Pakistan die Souveränität und territoriale Integrität des Iran. «Der Iran ist eine brüderliche Nation und die Menschen Pakistans haben großen Respekt und Zuneigung für die Menschen Irans.»

China rief beide Seiten zu Ruhe und Zurückhaltung auf. Eine Sprecherin des Pekinger Außenministeriums sagte:. «Wenn es auf beiden Seiten einen Bedarf gibt, sind wir auch bereit, eine konstruktive Rolle bei der Entspannung der Situation zu spielen.» Auch die Türkei rief zur Mäßigung auf. Man sei bereit, zu vermitteln.

Die gegenseitigen Angriffe folgten auf jüngste positive Entwicklungen der Beziehungen. Erst am Dienstag hatten sich Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian und Pakistans geschäftsführender Premierminister Anwaarul Haq Kakar beim Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos getroffen. Die Nachbarländer hielten gerade eine gemeinsame Marineübung ab.

Irans Kapazitäten der Luftverteidigung seien nach dem Vorfall in Frage gestellt, so Hamidreza Azizi, Gastwissenschaftler bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin auf der Online-Plattform X (vormals Twitter). «In Anbetracht möglicher langfristiger Auswirkungen auf die Abschreckung und Sicherheit Irans war der Angriff auf Pakistan wahrscheinlich einer der größten strategischen Fehler in der Geschichte der Islamischen Republik.»

Irfan Shehzad, Leiter der Eurasian Centruy Institute in Islamabad, hält eine weitere Eskalation zwischen Pakistan und Iran jedoch für unwahrscheinlich. «Ich denke, dass die diplomatischen Beziehungen vorerst auf einem niedrigeren Niveau bleiben werden, aber es sieht so aus, als ob es keine Eskalation geben wird, », sagte Shehzad der Deutschen Presse-Agentur.

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