Muslimischer Kandidat gewinnt Gouverneurswahl in Jakarta

 Anies Baswedan. Foto: epa/Adi Weda
Anies Baswedan. Foto: epa/Adi Weda

JAKARTA (dpa) - Die Gouverneurswahl in Indonesiens Hauptstadt Jakarta galt als Test, wie das riesige Land mit Minderheiten umgeht. Der amtierende Gouverneur, ein Christ, verliert. Sieger ist der ehemalige Erziehungsminister Baswedan, ein Muslim.

Bei der Gouverneurswahl in Indonesiens Hauptstadt Jakarta hat der muslimische Kandidat Anies Baswedan gegen den bisherigen Amtsinhaber klar gewonnen. Der amtierende Gouverneur Basuki Tjahaja Purnama, ein Christ mit chinesischen Wurzeln, gestand seine Niederlage am Mittwoch ein. Er rief seinen Anhängern zu: «Ich weiß, dass Ihr traurig seid. Aber das ist der Wille Gottes.» Die Abstimmung galt als Stimmungsmesser, wie das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt mit Minderheiten umgeht.

Nach den Zahlen mehrerer Meinungsforschungsinstitute kam der ehemalige Erziehungsminister Baswedan in der Stichwahl auf etwa 58 Prozent der Stimmen. Der bisherige Gouverneur Purnama - Spitzname: Ahok - lag demnach nur bei 42 Prozent. Er stand im Wahlkampf stark in der Kritik, weil er sich angeblich abfällig über den Koran geäußert haben soll. Bis zu eine halbe Million Menschen gingen gegen ihn auf die Straßen. Das offizielle Endergebnis wird erst im Mai erwartet.

Purnama muss sich wegen seiner Äußerungen auch vor Gericht verantworten. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft. Einen Termin für das Urteil gibt es noch nicht. Beide Kandidaten waren früher enge Vertraute des heutigen Staatspräsidenten Joko Widodo, der selbst einmal Gouverneur Jakartas war. Baswedan wechselte vergangenes Jahr jedoch die Seiten. Im Wahlkampf wurde er auch von radikalen Muslimgruppen unterstützt. Der 47-Jährige selbst gilt als liberal.

Jakarta gehört mit mehr als zehn Millionen Einwohnern zu den sogenannten Megacities. Die indonesische Hauptstadt hat enorme Probleme mit ihrer Infrastruktur. Der Verkehr bricht regelmäßig zusammen. Indonesien ist mit 250 Millionen Einwohnern eine der größten Demokratien der Welt. Mehr als 200 Millionen davon sind muslimischen Glaubens. Das Christentum ist in dem südostasiatischen Inselstaat mit etwa 20 Millionen Gläubigen in der Minderheit.

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