König Agbo

Sri Lanka sorgt sich um einen verletzten Elefanten

Der verletzte Elefant „Agbo“. Das wilde Tier mit einem verletzten linken Vorderbein hinkt schon seit Wochen. Foto: Wildlife department/dpa
Der verletzte Elefant „Agbo“. Das wilde Tier mit einem verletzten linken Vorderbein hinkt schon seit Wochen. Foto: Wildlife department/dpa

COLOMBO: Auf Sri Lanka kommen sich wilde Elefanten und Menschen immer wieder in die Quere – und dabei gibt es auch Todesfälle. Nun gingen Videos eines verletzten Tieres viral – und die Menschen zeigen viel Solidarität. Aber ein generelles Problem bleibt.

Ein verletzter Elefant macht derzeit Schlagzeilen in Sri Lanka. Das wilde Tier mit einem verletzten linken Vorderbein hinkt schon seit Wochen in einem Wald in Thirappane, rund 200 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Colombo. Täglich bringen ihm Freiwillige, Tierschützer und Behördenvertreter Früchte und Wasser, damit er nicht verhungert, sowie unter anderem Medikamente für die Behandlung. Der Elefant verletzte sich, als er auf eine Falle mit Schussvorrichtung trat. Solche Fallen stellen Bauern auf, um Wildtiere von Feldern fernzuhalten. Inzwischen nennen die Menschen das Tier Agbo – so hieß einst ein König, der über das Land herrschte.

Elefanten gelten als heilig

Elefanten haben in dem mehrheitlich buddhistischen Land einen hohen Stellenwert und gelten als heilig. Neben rund 6.000 bis 7.000 freien Elefanten müssen einige Dutzend auch in buddhistischen Tempeln arbeiten und dort unter anderem stark geschmückt bei Prozessionen auftreten. Die Leute begannen sich um Elefant Agbo zu kümmern, nachdem Videos von ihm vor einigen Wochen viral gingen.

Eine große Wunde klafft am linken Vorderbein „Agbos“, nachdem er auf eine Falle mit Schussvorrichtung trat.  Foto: Wildlife department/dpa
Eine große Wunde klafft am linken Vorderbein „Agbos“, nachdem er auf eine Falle mit Schussvorrichtung trat. Foto: Wildlife department/dpa

Aufmerksam wurden die Leute wohl auch, weil im Juli erst ein anderer verletzter Elefant in dem Land für traurige Schlagzeilen gesorgt hatte. Damals war es ein Dickhäuter, den Thailand als diplomatische Geste Sri Lanka geschenkt hatte, um die guten bilateralen Beziehungen zu betonen. Thailand erwartete, dass er gut behandelt wird – aber Tierschützer zeigten, dass es ihm in einem Tempel sehr schlecht ging. Nach langem Tauziehen flog Thailand ihn zurück in die Heimat – vorerst zumindest – für die medizinische Behandlung, wie es hieß. Für Sri Lanka war dies eine diplomatische Blamage.

Regierung handelt rasch nach Blamage

Bei Elefant Agbo nun betonte die für Wildtiere und Waldschutz zuständige Ministerin, Pavithra Wanniaarachchi, kürzlich im Parlament: „Wir tun unser Bestes, um das Tier zu retten und wir glauben, dass wir die Fähigkeit haben, das Tier ohne ausländische Unterstützung zu behandeln.“ Für den Wildtierexperten Nanayaka Ranwella von der Sabaragamuwa University, der die medizinische Behandlung von Agbo eng mitverfolgt, ist klar: „Nur wegen der Wachsamkeit und den Kampagnen von Wildtieraktivisten wurde die Regierung gezwungen, sofort zu handeln und das Tier zu behandeln.“

Trotzdem bestehe noch die Gefahr, dass sich das Bein des Elefanten infizieren und er sich dadurch eine Blutvergiftung einfangen könnte, sagte Ranwella. Es war bislang nicht möglich, den rund 4.000 Kilogramm schweren Elefanten in ein Tierkrankenhaus zu bringen. Arzt Tharaka Prasad vom Wildtierministerium sagte, Röntgenaufnahmen hätten ergeben, dass er sich das Bein gebrochen habe.

Konflikt zwischen Mensch und Tier

Solch große Hilfe erhalten verletzte Elefanten auf Sri Lanka selten. Tatsächlich sterben Elefanten immer wieder in ländlichen Gegenden wegen Bauern, die die Wildtiere von den Feldern fernhalten, oder wegen Dorfbewohnern, die die Tiere sonst vertreiben wollen. 266 Todesfälle von Elefanten erfassten Behörden bislang in diesem Jahr – die meisten wegen Fallen mit Schussvorrichtungen, weil Bauern die Tiere vergifteten oder sie durch einen Stromschlag an elektrischen Zäunen starben. 2023 seien mindestens 60 Dorfbewohner von wilden Elefanten getötet worden, hieß es.

Die Regierung hat schon verschiedene Methoden versucht, diesen Konflikt zwischen Mensch und Tier zu entschärfen – aber bislang mit eher bescheidenem Erfolg. Zuletzt verkündete das Wildtierminis­terium in dem hoch verschuldeten Land, das auch von Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) abhängt, wieder mehr in elektrische Zäune und Gräben zu investieren, die Elefanten von Dörfern fernhalten sollen. Auch sollen Menschen, die wilde Elefanten in der Nähe von größeren Straßen füttern, künftig ein Bußgeld bezahlen müssen, da dies Elefanten in die Dörfer locken würde.

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