Freudeüber Filmpreis für Lav Diaz

MANILA: Erstmals hat beim Internationalen Filmfestival in Locarno ein philippinischer Regisseur den Goldenen Leoparden gewonnen. Die Freude darüber reicht bis in die höchsten Kreise des südostasiatischen Staates.

Am Tag nach dem großen Erfolg von Locarno fühlte sich sogar das Büro des philippinischen Präsidenten Benigno S. Aquino bemüßigt, den Regisseur und Landsmann Lav Diaz in den höchsten Tönen zu loben. «Wieder einmal haben wir der Welt gezeigt, dass die Philippiner unbestreitbar talentiert sind», sagte Präsidentensprecher Edwin Lacierda.

Diaz hatte am Wochenende mit seinem mehr als fünfstündigen Werk «Mula Sa Kung Ano Ang Noon» («From What Is Before»/ «Von dem, was war») den Goldenen Leoparden des Filmfestivals in der Schweiz gewonnen. Diaz reflektiert in dem Drama in einem suggestiven Bilderrausch die Auswirkungen der Diktatur auf den Alltag seiner Heimat vor etwa vierzig Jahren.

Der aus der südlichen Provinz Mindanao stammende Regisseur begann Ende der 90er Jahre mit dem Filmemachen, damals für eines der größten philippinischen Studios. Mit seinen Filmen, in denen er vorwiegend soziale und politische Themen aufgreift, ist Diaz kein Unbekannter geblieben. International hat er bereits verschiedene Preise gewonnen.

«Wir hoffen, dass mehr unserer Landsleute in der Lage sein werden, diesen Film zu sehen, der einen Blick auf eine der schwierigsten Epochen in der Geschichte unseres Volkes richtet», sagt Eugenio Villareal, Vorsitzender des philippinischen Gremiums für die Bewertung von Film- und Fernsehfilmen.

Tatsächlich hat die einheimische Kinoproduktion schon einmal bessere Zeiten gesehen. Wurden in den 60er Jahren noch mehr als 140 Filme pro Jahr produziert, so sind es laut offiziellen Erhebungen heute nur noch 40. Die Hauptgründe dafür liegen in den gestiegenen Kosten sowie der ausländischen Konkurrenz.

Die Hoffnung liegt nun unter anderem auf dem Independent-Kino, wo philippinische Regisseure in den vergangenen Jahren mehrere Wettbewerbe für sich entscheiden konnten. Darunter auch Brillante Mendoza, der 2009 in Cannes als bester Regisseur ausgezeichnet wurde.

Der Film basiere auf den Erinnerungen aus seiner Kindheit, zwei Jahre vor der Verhängung des Kriegsrechts auf den Philippinen, erklärt der 55-jährige Diaz in einem Interview auf der Webseite des Festivals. 1972 verhängte der damalige Präsident Ferdinand Marcos das Kriegsrecht. «Es war der Beginn der dunkelsten Periode unserer Geschichte, die katastrophal war», ergänzt der Regisseur. Alle Charaktere seien real, doch ihre Namen habe er geändert.

Girlie Linao, dpa (Foto: epa)

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.