Indien feiert Holi - Farbenpracht zwischen Mythen

Farbschlachten, Cannabis und schlagende Frauen 

Eine Feiernde wird mit farbigem Pulver während der Holi-Feierlichkeiten beschmiert. Foto: Rajanish Kakade/Ap/dpa
Eine Feiernde wird mit farbigem Pulver während der Holi-Feierlichkeiten beschmiert. Foto: Rajanish Kakade/Ap/dpa

NEU-DELHI: Wenn Millionen Hindus ihr Frühlingsfest feiern, wird es sehr bunt - und mystisch.

Den Alltag vergessen und andere mit Farbpulver und Wasserballons bewerfen: So feiert man in Indien das hinduistische Frühlingsfest Holi - mitten auf der Straße, in Tempeln oder auch in Party-Locations. Die Schulen und Büros bleiben an dem wichtigen Feiertag am Montag (25. März) im ganzen Land geschlossen.

Inzwischen hat das feucht-bunte Festival auch in Berlin, New York und Sydney viele junge Fans gefunden, die zu elektronischen Beats auf Großveranstaltungen tanzen. Sechs Fakten zum Ereignis:

DAS GUTE GEWINNT: Holi ist weit mehr als eine Farbschlacht. Es ist ein Fest der Anfänge und des Triumphs des Guten über das Böse - Bedeutungen, die von hinduistischen Mythen herrühren. Ein besonders bekannter ist der der Dämonin Holika, auf die der Name Holi zurückgeht. Sie wollte demnach ihren Neffen, Anhänger des Hindu-Gottes Vishnu, töten - und starb dabei selbst, während er wegen seiner religiösen Hingabe überlebte. Um seinem Sieg zu gedenken, verbrennen viele vor dem Holi-Fest ein Bildnis von Holika auf einem Scheiterhaufen. Dies ist auch ein Symbol für die Befreiung von negativen Gedanken wie Hass oder Eifersucht und dass man anderen Menschen vergeben soll.

VERLIEBTER GOTT WAR BLAU: Warum wird Holi mit so viel Farbe gefeiert? Auch dies hat eine religiöse Erklärung. Der Erzählung nach hatte Gott Krishna Angst, dass sein Aussehen seiner Beziehung zu seiner Angebeteten Radha im Wege steht. Denn seine Haut war blau und sie war hellhäutig. Seine Mutter schlug ihm vor, auch Radhas Gesicht anzumalen - was er tat. Im Gedenken daran ist Holi auch ein Fest der Liebe. Die Farben haben verschiedene Bedeutungen: Rot steht für Liebe und Fruchtbarkeit, Gelb für Gesundheit und Glück und Grün für neue Anfänge und Leben.

SCHÄDLICHES PULVER: Mit Holi beschäftigt sich selbst das deutsche Umweltbundesamt (UBA): Das Farbpulver beinhalte Feinstaub, der sich auf der Haut festsetze und den man einatme. Außerdem deuteten UBA-Untersuchungen mit Bezugnahme auf europäische Holi-Festivals an, dass Pulver entzündungsfördernd sein können. Die indische Klinikkette Max Healthcare rät Menschen mit bestimmten Hautkrankheiten auch von den Farbspielen ab, und man sollte mindestens eine Woche vor den Feierlichkeiten keine Kosmetikbehandlung machen lassen.

CANNABIS-MILCHSHAKE: Auch high sein ist in Indien an Holi ganz normal. Viele trinken das seit vielen Jahrhunderten genutzte Getränk Bhang aus Milch, Nüssen, Gewürzen, Kräutern sowie Cannabis - und dürften sich dadurch entspannter und euphorischer fühlen. Der anschließende Kater soll übrigens einem Alkohol-Hangover ähneln. Der Trunk ist wieder mit einem Hindu-Gott verbunden - diesmal Shiva.

GRENZENLOS: Holi gilt als ein Fest, an dem die in Indien sonst starren Normen zur Trennung durch Religion, Kaste, Geschlecht, Alter und Status kurz aufgeweicht werden. Alle streichen einander Farbe ins Gesicht - egal ob Familie, Freunde, Nachbarn oder auch Fremde. Leider kann dies - gerade bei hohem Bhang-Konsum - auch zu sexueller Belästigung führen. Und darauf hören Opfer teils den traditionellen Spruch: «Sei nicht so, es ist Holi» (Bura na mano holi hai).

FRAUEN SCHLAGEN MÄNNER: Wie oft in dem Riesenland Indien - es ist das bevölkerungsreichste der Erde mit 1,4 Milliarden Einwohnern - werden auch bei Holi verschiedene Bräuche gefeiert. Die einen tanzen in der Nachbarschaft, andere beten in Tempeln, viele essen süße Teigtaschen mit ihren Liebsten. Um die Stadt Mathura feiern die Leute mit einer ganz speziellen Tradition: Frauen schlagen Männer mit Stöcken und diese schützen sich mit Schildern. Sie spielen damit wieder einen hinduistischen Mythos nach. Gott Krishna soll seine Geliebte Radha sowie ihre Freundinnen geneckt haben - und diese sollen ihn mit Schlägen weggejagt haben.

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