Deutsche Börse setzt auf eigene Stärke

Foto: epa/Alexander Becher
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FRANKFURT/MAIN (dpa) - Die Fusion mit der London Stock Exchange ist krachend gescheitert. Jetzt muss die Deutsche Börse beweisen, dass sie allein erfolgreich sein kann. Im ersten Quartal ist ihr das nur bedingt gelungen. Das Management reagiert.

Nach der geplatzten Fusion mit der Londoner Börse setzt die Deutsche Börse vor allem auf Wachstum aus eigener Kraft. Einen neuen Mega-Deal schließt Konzernchef Carsten Kengeter vorerst aus. Doch der Manager muss nun beweisen, dass er das operative Geschäft des Frankfurter Marktbetreibers auch ohne starken Partner voranbringen kann. Am Mittwoch (26.04.) legt der Dax-Konzern am Abend nach Börsenschluss die Ergebnisse für das erste Quartal 2017 vor, das noch vom Ringen um den Zusammenschluss mit der London Stock Exchange (LSE) geprägt war.

Analysten rechnen damit, dass die Nettoerlöse in dem Drei-Monats-Zeitraum mit gut 600 Millionen Euro etwas unter dem Vorjahreswert von 648,5 Millionen Euro liegen werden. Unterm Strich dürfte dennoch mehr Gewinn stehen als die 205,4 Millionen Euro zum Jahresauftakt 2016. Das Unternehmen profitierte nach Einschätzung von Experten im Quartalsvergleich unter anderem vom Verkauf der einst teuer erworbenen US-Optionsbörse ISE im März 2016 und Sparprogrammen.

Dagegen war der Handel an den Aktienmärkten Anfang des Jahres nicht ganz so rege wie zum Jahresauftakt 2016. Vor Jahresfrist hatte unter anderem die Sorge vor einem schwächeren Wirtschaftswachstum in China die Märkte in Aufruhr versetzt. Bei der Derivate-Tochter Eurex blieben die Handelsvolumina im ersten Quartal 2017 nach Angaben der Deutschen Börse «hinter denen des Vorquartals zurück».

Wegen des eher enttäuschenden Jahresstarts will der Vorstand die Kosten drücken, wie kürzlich bekannt wurde: Finanzchef Gregor Pottmeyer habe alle Bereiche angewiesen, die Ausgaben zu senken. Kurzfristig seien Einsparungen «in mindestens zweistelliger Millionenhöhe» geplant. Zudem wurde Finanzkreisen zufolge vorerst ein Einstellungsstopp für fast alle Abteilungen verhängt.

Die von Kengeter mit Verve vorangetriebene Fusion zwischen den Börsen in Frankfurt und London war Ende März endgültig gescheitert. Die EU-Kommission untersagte das Vorhaben, weil sie Bedenken hatte, der Zusammenschluss könnte den Wettbewerb einschränken. Rund 66 Millionen Euro hat die Deutsche Börse im vergangenen Jahr in das Fusionsprojekt gesteckt, im ersten Quartal dürften nach Analysten-Einschätzung weitere 10 Millionen bis 15 Millionen Euro hinzugekommen sein.

Kengeter hatte jüngst Fehler eingeräumt. «Wir haben in der Kommunikation nicht so überzeugend und emotional agiert, wie das vielleicht notwendig gewesen wäre», sagte er bei einer Veranstaltung des «Handelsblatts». Dennoch würde er gern Chef der Deutschen Börse bleiben. Sein Drei-Jahres-Vertrag läuft am 31. März 2018 aus.

Als Bürde erweisen sich die Ermittlungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft gegen Kengeter wegen des Verdachts auf Insiderhandel. Dabei geht es um ein millionenschweres Aktiengeschäft im Dezember 2015 - gut zwei Monate vor Bekanntgabe der Fusionspläne. Kengeter hält die Vorwürfe für unbegründet, Aufsichtsrat und Vorstand stellten sich hinter ihn. Noch ist offen, ob Anklage erhoben wird.

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