Cyberkriminalität im Schatten des Goldenen Dreiecks

Von verheißungsvollen Jobangeboten zu Zwangsarbeit im Netz

Mong La, ein Dorf das sich von einem unscheinbaren Dorf zur Glücksspielmetropole Myanmars im Herzen des Goldenen Dreiecks, an der Schnittstelle von Laos, Myanmar und Thailand, gewandelt hat. Foto: EPA-EFE/Lynn Bo Bo
Mong La, ein Dorf das sich von einem unscheinbaren Dorf zur Glücksspielmetropole Myanmars im Herzen des Goldenen Dreiecks, an der Schnittstelle von Laos, Myanmar und Thailand, gewandelt hat. Foto: EPA-EFE/Lynn Bo Bo

YANGON: Die Cyberkriminalität hat im Goldenen Dreieck ein neues Zentrum gefunden. Hunderttausende sind den Lockrufen gefälschter Stellenanzeigen zum Opfer gefallen. Dieser Artikel beleuchtet die erschütternden Erfahrungen Betroffener und die globale Dimension dieser Krise.

Es begann unschuldig mit einer Stellenanzeige auf Facebook. Eine malaysische Immobilienmaklerin sah das Versprechen eines monatlichen Gehalts von 4.500 Dollar für eine angebliche Casino-Anstellung in Yangon, Myanmar. Dieses Angebot, siebenmal höher als ihr Gehalt in Kuala Lumpur, lockte sie in eine Falle. Nach ihrer Ankunft in Yangon wurde sie jedoch statt in ein Casino, in Myanmars rechtlose nördliche Kokang-Region verschleppt. Dort, in einem zehnstöckigen Betongefängnis, war sie gezwungen, zusammen mit etwa 200 anderen Opfern aus ganz Asien, Online-Betrügereien durchzuführen.

Der Weg in die Falle

Die Opfer wurden zu Cyberbetrügern ausgebildet, die sich in sozialen Netzwerken als attraktive Frauen ausgaben, um vornehmlich amerikanische Opfer zu täuschen. Diejenigen, die ihr Ziel von 1.000 Dollar alle drei Tage nicht erreichten, wurden geschlagen, elektrisch gefoltert oder schlimmer. "Ich sah drei Menschen sterben," berichtet die Frau. Die als "Schweineschlachten" bekannten Betrugszentren haben sich von einer regionalen Bedrohung zu einer globalen Menschenhandelskrise entwickelt, erklärt Jürgen Stock, Generalsekretär von Interpol.

Ursprünglich waren die Betrugszentren hauptsächlich in Kambodscha aktiv, haben sich aber mittlerweile nach Laos und Nordmyanmar verlagert. Die Region, bekannt für die Herstellung von Heroin und Methamphetamin, ist nun zum Epizentrum globaler Cyberkriminalität geworden, mit tausenden von "Scam-Gefängnissen", die über die letzten vier Jahre 75 Milliarden Dollar generierten.

Jenseits der Drogen

Neben Drogen ist das Goldene Dreieck nun auch die weltweit führende Quelle für Cyberkriminalität. Betrugsopfer in den USA allein verloren 2022 etwa 2,6 Milliarden Dollar durch solche Online-Betrügereien. Trotz der enormen Herausforderung zeigen regionale Bemühungen und internationale Zusammenarbeit erste Erfolge im Kampf gegen diese neue Form des Verbrechens.

Der komplette Artikel Poppies to Pig-Butchering: Inside the Golden Triangle’s Criminal Reboot von Charlie Campbell ist beim amerikanischen Nachrichtenmagazin TIME nachzulesen. 

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Ingo Kerp 27.03.24 13:00
Bisher liefen die Scams vornehmlich aus Indien und zockten US-Bürger ab. Was immer die Damen aus dem Goldenen Dreieck den willigen Herren anbieten, es scheint sich gut in bare Münze umwandeln zu lassen. Die dem falschen Ruf des Geldes gefolgten Damen koennen einem leid tun, die abgezockten Herrn dagegen weniger.